Demokratie Hintergrund

15.09.2023 UPDATE: 14.09.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 9 Sekunden

Demokratie in der Schule erfahren

Eine Demokratie braucht Demokraten. Wie Kinder und Jugendliche solche werden, hat nun eine Kommission der Hertie-Stiftung untersucht. In dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht fordern die Experten, die Demokratiebildung in der Schule deutlich auszuweiten und zur Pflicht zu machen. Solange sie eine Option bleibt, wird ihre Bedeutung beschworen, aber ihr Umsetzung im Zweifel preisgegeben", kritisieren die Autoren des Berichts "Mehr und besser. Vorschläge zur Demokratiebildung von morgen" die bisherigen Bildungsstandards in Deutschland zum Thema Demokratie und Gesellschaft.

Zu den Autoren gehören der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, der renommierte Pisa-Forscher Andreas Schleicher und die FDP-Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg beteiligt.

Krüger regte bei der Vorstellung des Berichts an, früher mit der politischen Bildung zu beginnen. Bisher greife sie erst in der Sekundarstufe 2. Dabei biete bereits der Sachkundeunterricht in Grundschulen viel Potenzial. "Politische Bildung von Anfang an, das ist unser Credo", sagte Krüger am Mittwoch. Besondere Möglichkeiten sieht die Kommission hier für Ganztagsschulen. Auch mit der Ausblendung von Demokratiebildung an Berufsschulen müsse Schluss sein.

Neben einer früheren und tieferen Vermittlung von Wissen über Aufbau und Verfahren unserer Staatsform geht es den Experten vor allem um die praktische Erfahrung von Demokratie im Schulalltag. Zentral sei, zu sehen, wie es ist seine eigene Stimme einzubringen. Als Beispiele nennen die Autoren gemeinsame Gestaltung und Erhalt eines Schulgartens, selbstgestaltete Projekttage, Mitspracherecht beim Essensangebot in der Mensa oder in einem Schülerparlament.

Grundsätzlich fordern die Experten, dass die Demokratiebildung auf die Agenda der Bundesregierung und -länder gesetzt wird. Der Kultusministerkonferenz wird empfohlen, einheitliche Bildungsstandards zum Thema Demokratieförderung festzulegen. Für Schulleiter und Lehrer seien mehr Weiterbildungsangebote notwendig. Gleichzeitig anerkennen die Autoren, dass vom Lehrpersonal heute viel verlangt werde. Für die Experten besonders wichtig: Vermehrte Besuche von Politikern an Schulen. So könne "Misstrauen am politischen Personal" bei zukünftigen Wählern vermieden werden. tml