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Das "Manifest für Frieden" im Wortlaut

22.02.2023 UPDATE: 22.02.2023 17:28 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden

Das "Manifest für Frieden" im Wortlaut:

"Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine (10.2.2023). Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land. Und auch viele Menschen in ganz Europa haben Angst vor einer Ausweitung des Krieges. Sie fürchten um ihre und die Zukunft ihrer Kinder.

Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität. Aber was wäre jetzt solidarisch? Wie lange noch soll auf dem Schlachtfeld Ukraine gekämpft und gestorben werden? Und was ist jetzt, ein Jahr danach, eigentlich das Ziel dieses Krieges? Die deutsche Außenministerin sprach jüngst davon, dass "wir" einen "Krieg gegen Russland" führen. Im Ernst?

Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen? Noch versichert der deutsche Kanzler, er wolle weder Kampfjets noch "Bodentruppen" senden. Doch wie viele "rote Linien" wurden in den letzten Monaten schon überschritten?

Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt. Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat. Aber es wäre vielleicht der letzte.

Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen. Das sagt auch der höchste Militär der USA, General Milley. Er spricht von einer Pattsituation, in der keine Seite militärisch siegen und der Krieg nur am Verhandlungstisch beendet werden kann. Warum dann nicht jetzt? Sofort!

Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten. Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern. Das meinen auch wir, meint auch die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Es ist Zeit, uns zuzuhören!

Wir Bürgerinnen und Bürger Deutschlands können nicht direkt auf Amerika und Russland oder auf unsere europäischen Nachbarn einwirken. Doch wir können und müssen unsere Regierung und den Kanzler in die Pflicht nehmen und ihn an seinen Schwur erinnern: "Schaden vom deutschen Volk wenden".

Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.

Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht"


Die 69 ERSTUNTERZEICHNERiNNEN:

  • Dr. Franz Alt Journalist und Bigi Alt
  • Christian Baron, Schriftsteller
  • Franziska Becker, Cartoonistin
  • Dr. Thilo Bode, Foodwatch-Gründer
  • Prof. Dr. Peter Brandt, Historiker
  • Rainer Braun, Internationales Friedensbüro (IPB)
  • Andrea Breth, Regisseurin
  • Dr. Ulrich Brinkmann, Soziologe
  • Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Armutsforscher
  • Dr. Angelika Claußen, IPPNW Vize-Präsidentin Europa
  • Daniela Dahn, Publizistin
  • Rudolf Dressler, Ex-Staatssekretär (SPD)
  • Anna Dünnebier, Autorin
  • Eugen Drewermann, Theologe
  • Petra Erler, Geschäftsführerin (SPD)
  • Valie Export, Künstlerin
  • Bettina Flitner, ­Fotografin und Autorin
  • Justus Frantz, Dirigent und Pianist
  • Holger Friedrich, Verleger ­Berliner ­Zeitung
  • Katharina Fritsch, Künstlerin
  • Prof. Dr. Hajo Funke, Politikwissenschaftler
  • Dr. Peter Gauweiler, Rechtsanwalt (CSU)
  • Jürgen Grässlin, Dt. Friedensgesellschaft
  • ­Wolfgang Grupp, Unternehmer
  • Prof. Dr. Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin
  • ­Gottfried ­Helnwein, Künstler
  • Hannelore Hippe, Schriftstellerin
  • Henry Hübchen, Schauspieler
  • ­Wolfgang ­Hummel, Jurist
  • Otto Jäckel, Vorstand IALANA
  • Dr. Dirk Jörke, Politikwissenschaftler
  • Dr. ­Margot Käßmann, Theologin
  • Corinna Kirchhoff, Schauspielerin
  • Uwe Kockisch, Schauspieler
  • Prof. Dr. Matthias Kreck, Mathematiker
  • Oskar Lafontaine, Ex-Minister­präsident
  • Markus Lüpertz, Künstler
  • Detlef Malchow, Kaufmann
  • Gisela Marx, Journalistin
  • Prof. Dr. ­Rainer Mausfeld,­ Psychologe
  • Roland May, Regisseur
  • Maria Mesrian, Theologin
  • Reinhard Mey, Musiker und Hella Mey
  • Prof. Dr. Klaus Moegling, ­Politikwissenschaftler
  • Michael Müller, Vorsitzender NaturFreunde
  • Franz Nadler, Connection e. V.
  • Dr. ­Christof ­Ostheimer, ver.di-Vorsitzender Neumünster
  • Dr. Tanja Paulitz, Soziologin
  • Romani Rose, Vorsitzender Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
  • Eugen Ruge, Schriftsteller
  • Helke Sander, ­Filmemacherin
  • Michael von der Schulenburg,­ UN-Diplomat a.D.
  • Hanna Schygulla, Schauspielerin
  • Martin Sonneborn, Journalist (Die Partei)
  • Jutta Speidel, Schauspielerin
  • Dr. Hans-C. von Sponeck, Beigeordneter ­UN-Generalsekretär a.D.
  • Prof. Dr. Wolfgang Streeck, Soziologe und Politikwissenschaftler
  • Katharina Thalbach, Schauspielerin
  • Dr. Jürgen Todenhöfer, Politiker
  • Prof. Gerhard Trabert, Sozial­mediziner
  • Bernhard ­Trautvetter, Friedensratschlag
  • Dr. Erich Vad, Brigade­general a.D.
  • Günter Verheugen, Ex-Vizepräsident EU-Kommission
  • Dr. Antje Vollmer Theologin (Die Grünen)
  • Peter Weibel, Kunst- und ­Medientheoretiker
  • Nathalie Weidenfeld, Schriftstellerin
  • Hans-Eckardt Wenzel, ­Liedermacher
  • Dr. Theodor Ziegler, Religionspädagoge