Vestergaard: "Ich habe noch viel zu zeigen!"

Jannik Vestergaard über sein Startelfdebüt und seine Vorsätze    

27.10.2011 UPDATE: 27.10.2011 06:30 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden
Vestergaard: "Ich habe noch viel zu zeigen!"

Jannik Vestergaard über sein Startelfdebüt und seine Vorsätze

 

 

"Ich gehe jetzt einfach schlafen. Morgen früh ist um 10 Uhr Training und nach 90 Minuten bin ich schon ein bisschen müde", grinste Jannik Vestergaard breit, als er nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln die Kabine verließ. Der junge 19-jährige Däne war an diesem Abend ein sehr gefragter Mann. Einen echten Interviewmarathon musste Vestergaard hinlegen. Kein Wunder! Es war sein allererstes Spiel von Anfang an für 1899 Hoffenheim und im Profifußball überhaupt. Mit seiner Leistung machte er direkt auf sich aufmerksam.

Da war es schon schwer genug für die Familie Vestergaard, überhaupt noch ein bisschen gemeinsame Zeit von ihrem Sohnemann abzuzwacken. "Sie sind extra aus Kopenhagen hergeflogen", berichtete Vestergaard in fließendem Deutsch stolz über die Unterstützung. Am Dienstagmittag kam die eine Hälfte der Vestergaards aus Dänemark nach Deutschland und flog nur einen Tag später wieder zurück. "In Dänemark sind noch keine Ferien. Sie müssen auch arbeiten", erklärte Vestergaard. "Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, dann kommen sie natürlich her."

Die andere Hälfte des Familienklans hatte eine nicht ganz so weite Anreise. Sie kamen aus Krefeld. "Meine Mutter ist Deutsche", sagte Vestergaard. "Ich war jeden Sommer und an Ostern hier und bin zweisprachig aufgewachsen. Deutschland ist mein zweites Heimatland." Deshalb habe sich der sympathische Däne auch für das Angebot von Hoffenheim entschieden und nicht über einen Wechsel in eine andere Liga nachgedacht. "Ich kann hier sehr viel lernen - auch von der Kultur. Ich bin in der Mitte von Kopenhagen aufgewachsen, hier wohne ich jetzt auf dem Land."

Ein Grund für die Verpflichtung war das gute Scouting der TSG. "Ich habe noch nichtmal in Dänemark erste Liga gespielt, sondern bin direkt aus der Jugend in die Regionalliga gewechselt." Dort traf Vestergaard zuerst auf Markus Gisdol, der damals U23-Trainer in Hoffenheim war und nun Co-Trainer beim kommenden Gegner Schalke 04 ist. Vestergaard: "Er war ein richtig guter Trainer. Ich habe mich sehr gefreut, unter ihm zu spielen. Er hat mich viel gelehrt. Ich kam direkt aus der Jugend in Dänemark und habe dann Regionalliga gespielt. Das war etwas ganz anderes. Alle Dinge, alle Grundlagen, die man im Seniorenfußball können muss, habe ich dort gelernt."

Den Feinschliff bekommt Rohdiamant Vestergaard nun seit einem Jahr bei den Profis. Er hat Ralf Rangnick, Marco Pezzaiuoli und nun auch Holger Stanislawski im Training erlebt. Auch in Dänemark weiß man inzwischen um das große Talent. Er wurde zu Dänemarks U19-Fußballer des Jahres gewählt. "Das ist eine Ehre", freute sich der Hoffenheimer.

Auch das Fazit über seinen ersten 90-Minuten-Einsatz ist erfrischend: "Ich bin froh. Es war kein schönes Fußballspiel, aber wir haben gewonnen. Dass ich gespielt habe, war für mich immer ein Traum. Aber jetzt geht es weiter!" Eine besondere Aufregung habe Vestergaard vor Anpfiff gar nicht gespürt und das, obwohl es unter anderem gegen Nationalspieler Lukas Podolski ging: "Es ist komisch. Eigentlich ist es überhaupt nicht anders, als wenn ich ein anderes Spiel gehabt hätte. Man konzentriert sich auf das Spiel und denkt nicht über das Drumherum nach. Ich habe ein gutes Gefühl gehabt. Ich habe gedacht, dass ich nervöser bin. Es hat sehr viel Spaß gemacht."

Vestergaard hat seine Sache gut gemacht, stand solide, verlor kaum Zweikämpfe und glänzte - auch bevorteilt durch seine Körpergröße - in der Luft. Nach einem Obasi-Eckball hätte er sogar ein Tor machen können, köpfte Torwart Rensing aber in die Arme. "Das wäre fast zu gut gewesen", lächelte Vestergaard. Stattdessen fiel auf der Gegenseite das 0:1 durch Jajalo. "Das war kein Traumstart, aber wir haben uns gut zurückgekämpft und das Spiel gedreht. Das gibt Selbstvertrauen." 

Bezeichnend, dass beim 0:1 durch Jajalo ausgerechnet Nebenbann Compper zweimal patzte und nicht der Debütant. Auch Isaac Vorsah wackelte in den Spielen zuvor das ein oder andere Mal. Trotzdem sieht Vestergaard nach seiner guten Leistung seine Perspektive im Team "wie zuvor." Denn: "Die zwei Innenverteidiger haben gut gespielt und oft zu null gespielt. Ich werde weiter auf meine Chance hoffen und mich im Training anbieten."

Natürlich soll der Einsatz gegen Köln keine Eintagsfliege bleiben: "Der Ehrgeiz ist immer da. Dass ich ein Spiel gemacht habe, zeigt noch nicht viel. Die anderen vor mir haben viele Spiele gut gespielt. Ich kann nur auf das nächste Mal warten und dann wieder meine Leistung bringen. Ich habe noch viel zu zeigen!" Nach seinem Einsatz sah Vestergaard noch viele Verbesserungsmöglichkeiten: "Ich hätte Dinge im Nachhinein anders gemacht. Im Spiel mit Ball und ein paar Kopfbälle. Daraus muss ich lernen. Ich habe jetzt ein Jahr mit den Profis trainiert. Ich muss mich besser durchsetzen können, muss dynamischer werden und körperlich stärker."

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