Stanislawski: "Ich laufe nicht weg"

Im Exklusiv-Interview mit der "Rhein-Neckar-Zeitung" trotzt der Hoffenheimer Trainer der Krise    

07.12.2011 UPDATE: 07.12.2011 05:37 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
"Könnt ihr bitte, bitte aufs Tor schießen!"

Im Exklusiv-Interview mit der "Rhein-Neckar-Zeitung" trotzt der Hoffenheimer Trainer der Krise

 

 

Wer ist Schuld an der Krise in Hoffenheim? Im RNZ-Interview nimmt Trainer Holger Stanislawski (42) kein Blatt vor den Mund.

 

Nach dem 0:2 in Leverkusen, der fünften Auswärts-Niederlage hintereinander, haben die Fans gesungen: "Wir fahren weit, wir fahren viel – wir verlieren jedes Spiel." Wie finden Sie das?

Stanislawski: Ich verstehe unsere Fans. Es ist ja ohnehin nur eine Handvoll, die uns begleiten. Selbstironie ist nicht der schlechteste Weg, um mit Frust umzugehen. Wir verlieren ja nicht absichtlich. Wir investieren viel, wir belohnen uns aber nicht.

Ein Teil der Kritiker sagt, es liegt an der Mannschaft, andere meinen, dass Holger Stanislawski nur in St. Pauli funktioniert.

Stanislawski: Das ist ja nett, nachdem ich bisher erst eine Trainerstelle hatte. Doch ich übernehme die Verantwortung. Von meinen Spielern werde ich keinen zur Schlachtbank führen. Das habe ich noch nie getan.

Obwohl immer wieder davon die Rede ist, dass Hoffenheim keine Mannschaft hat, sondern eine Ansammlung von Individualisten. Die einen sind zu jung, die anderen nicht gierig genug, wieder andere liebäugeln mit einem Wechsel.

Stanislawski: Ich werde mich nach der Vorrunde mit meinem Trainerteam zusammensetzen und dabei wird es auch um personelle Veränderungen gehen. Ein Großteil der Spieler sind im vierten Jahr in Hoffen- heim. Einige treten auf der Stelle – obwohl Trainer und Manager wechselten.

Wird es Neuzugänge im Winter geben?

Stanislawski: Wer im Winter nachkaufen muss, hat im Sommer Fehler gemacht. Neue Spieler müssten deutlich besser sein als die, die wir haben. Das ist im Winter schwierig. 

 Hoffenheim fehlen Führungskräfte...

Stanislawski: Wir brauchen Spieler, die schon von der Körpersprache Stärke ausstrahlen. Unsere jungen Spieler neigen dazu, nach einem 0:1 alles erzwingen zu wollen.

Sie selbst sind auch ein selbstkritischer Mensch...

Stanislawski: Wir haben im letzten halben Jahr viel ausprobiert. Ich werde künftig auf den einen oder anderen taktischen Wechsel verzichten, um den Spielern Sicherheit zu geben.

Vom Relegationsplatz trennen nur noch vier Punkte. Die Mannschaft hat keine Erfahrung im Abstiegskampf, sie ist auch nicht darauf vorbereitet. Muss man sich Sorgen machen?

Stanislawski: Die Liga ist ausgeglichen. Man muss im-mer auf der Hut sein. Aber obwohl wir in den letzten neun Spielen nur einmal gewonnen haben, sind wir noch Zehnter. Das ist positiv.

Sie haben Nürnberg beim 0:2 in Hamburg gesehen. Wie stark ist der nächste Gegner?

Stanislawski: Nürnberg war die bessere Mannschaft, hätte gewinnen müssen. Unser Ziel ist es, aus den Spielen in Nürnberg und gegen Berlin mindestens drei Punkte zu holen und außerdem wollen wir mit einem Sieg gegen Augsburg ins Pokalviertelfinale.

Ist das eine zufriedenstellende Halbzeit-Bilanz?

Stanislawski: 21 Punkte sind Mittelmaß – es würde den Leistungen entsprechen, die wir in der Vorrunde gezeigt haben.

Zuletzt ist viel Kritik auf Sie eingeprasselt. Hatten Sie den schon mal den Gedanken, dass Ihr Wechsel nach Hoffenheim vielleicht ein Irrtum war.

Stanislawski: Nein. Ganz bestimmt nicht. Die Arbeit mit den Jungs macht Spaß. Aber ich brauche ein bisschen Zeit. Ich bin noch nie weg- gelaufen, und das mache ich auch in Hoffenheim nicht.

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