Pezzaiuoli: "Das kommentiere ich heute nicht"

Wie Marco Pezzaiuolis seinen Anfang vom Ende bei 1899 Hoffenheim erlebte      

13.04.2011 UPDATE: 13.04.2011 04:57 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Pezzaiuoli: "Das kommentiere ich heute nicht"

Wie Marco Pezzaiuolis seinen Anfang vom Ende bei 1899 Hoffenheim erlebte

 

 

Platzregen und Sonnenschein, Kälteeinbruch und Frühlingstemperaturen - alles musste Marco Pezzaiuoli am gestrigen Dienstag durchmachen, als er auf dem Trainingsgelände in Zuzenhausen stand. Um ihn herum probten die Kicker der TSG für das Spiel am Samstag zu Hause gegen Frankfurt. 

 

Pezzaiuoli in der Mitte seiner Spieler - engagiert, lautstark, auf die korrekte Übungsausführung fixiert, als gäbe es in diesem Moment nichts anderes. Doch nur an der Oberfläche: Denn schon am Abend zuvor hatte Pezzaiuoli von Manager Ernst Tanner erfahren, dass er in Hoffenheim Ende Juni entlassen wird. Nur Minuten vor der Trainingseinheit mit seinem Team hatten es auch die Spieler erfahren. Von Tanner. Pezzaiuoli war bei der Verkündung der Kündigung nicht dabei. Und dann ging es hinaus auf den Trainingsplatz. Fünf Wochen muss der hoch bezahlte Zeitarbeiter so noch durchstehen, dann ist sein erstes Bundesligaengagement, von dem Pezzaiuoli schon mit 20 Jahren träumte, beendet.

Dem öffentlichen Druck und dem Bundesligaalltag, war Pezzaiuoli nur teilweise gewachsen. Die öffentlichen Auftritte des Mannheimers berüchtigt, aber wenig sympathieträchtig. Und die Auftritte seiner Mannschaft seit der Rückrunde so wechselhaft, wie das Wetter an diesem Dienstag. Wenige Höhen, wie der Sieg gegen Dortmund, dafür kalte Duschen, wie das Aus im DFB-Pokal gegen Zweitligist Cottbus. Es wäre für die in der Winterpause so heftig geschüttelte TSG in einer Saison, in der Schalke, Stuttgart, Bremen, Bayern und Wolfsburg schwächeln, mehr drin gewesen in der Tabelle, als Rang 10.

Nicht mit Pezzaiuoli. Der wollte die Erwartungen nach dem Winterein- und Umbruch gering halten, orientierte sich am Klassenerhalt. Der Versuch schlug fehl - Motivation des Teams und Siege blieben meist aus (nur 3 in 13 Pflichtspielen), auch der attraktive Fußball wurde eingestellt. "Ich sage klipp und klar, dass unter dem Strich zu wenige Punkte dastehen und auch die Spielweise nicht dem entspricht, was wir uns vorgestellt haben", machte Manager Ernst Tanner schon am Montag keinen Hehl mehr aus der prekären Situation.

Am Dienstag machte Tanner dann Nägel mit Köpfen. Die Trennung zum Saisonende wurde offiziell verkündet, der Weg für Nachfolger Holger Stanislawski, mit dem nahezu jeder im Kraichgau rechnet, ist frei.

Und Pezzaiuoli? Der konnte im Krisengespräch am Dienstag nicht mehr punkten. Er nahm's hin, empfing seinen Kumpel Jens Keller (Ex-Trainer des VfB Stuttgart), den er von früher kennt, in Zuzenhausen. Inzwischen ist klar: Keller ist kein Nachfolgekandidat, nur Hospitant beim Training. Nach der Einheit schickte Pezzaiuoli die Jugendspieler vom Feld und versammelte seine Profis noch einmal im Kreis. Eine Gewitterwolke hing über der trostlosen Gruppe, als Pezzaiuoli die wenigen Worte zur Situation an sein Team richtete.

Auch die Profis wirkten gebeutelt. Für die schlechten Leistungen soll es nun auch "keine Ausreden" mehr geben, so Tanner in der offiziellen Presseerklärung. "Da sollen andere etwas sagen", äußerte Joe Simunic nur im Vorbeigehen zu den wartenden Journalisten - es blieb das einzige Statement aus der Mannschaft. Kein einziger Spieler wollte sich äußern. Verständlich! Den Umbruch - und den zweiten Trainerwechsel innerhalb von nur 101 Tagen, wollen auch die Spieler erst sacken lassen.

Ebenso Pezzaiuoli: "Ich kommentiere das heute nicht", sagte der Trainer nur am späten Dienstag. Auch er hatte die Nachricht noch nicht verdaut. Doch der sonst so smarte Mannheimer mit italienischem Pass, wirkte nur äußerlich gelassen. Erst auf der Pressekonferenz am Donnerstag "wird man von mir etwas hören", so Pezzaiuoli. Er ging. Zurück ließ er abschließend nur noch eine von seinen ungeliebten Phrasen: "Ich konzentriere mich voll auf das nächste Spiel gegen Frankfurt." Und dann fuhr Pezzaiuoli, der Noch-Bundesliga-Trainer, nach Hause zu seinem Sohn. Der wurde gestern nämlich fünf Jahre alt...

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.