Es fehlen sichere Fahrradstellplätze
Es könnte eine 90-prozentige Förderung geben. Bürger kritisiert vorgestellte Pläne: "Aus Nutzersicht fragwürdig"

Von Timo Teufert
Malsch. 40.000 Euro für eine diebstahlsichere Abstellmöglichkeit für Fahrräder am S-Bahnhof Rot-Malsch waren den Malscher Gemeinderäten zu viel Geld. Weil die Berechnungen eines Architektenbüros deutlich über den im Haushalt geplanten Zahlen liegen, wurde die Entscheidung über den Fahrradkäfig in der Septembersitzung vertagt. Bereits im Plenum wurde Kritik an den Planungen der Architekten laut, die nun Peter Neuer gegenüber der RNZ erneuert. Zusammen mit einer Gruppe von Bürgern setzt er sich seit Langem für eine Fahrradgarage am Bahnhof ein. Und hat beim Verkehrsministerium in Erfahrung gebracht, dass die Gemeinde für eine solche Abstellmöglichkeit mit Zuschüssen von 90 Prozent rechnen könnte.
"Zwischen dem Bahnhof und Malsch gibt es einen Unterschied von 50 Höhenmetern. Deshalb benutzen viele Pendler aus Malsch das E-Bike. Doch das kann man am Bahnhof nicht stehen lassen, weil es beschädigt oder geklaut wird", schildert Neuer die Situation. Im vergangenen Jahr stiegen die Fahrraddiebstähle in der Letzenberg-Gemeinde um 70 Prozent, von 10 auf 17 Fälle. "Tatschwerpunkt war der Bereich Bahnhof", heißt es in der polizeilichen Kriminalstatistik. Die Häufigkeitszahl liege mit 519 auf dem Höchstwert aller Gemeinden des Wieslocher Polizeireviers, der Durchschnittswert liegt bei 211.
Viele Pendler sind aber auf ein Fahrrad angewiesen, um vom Bahnhof in den Ort zu kommen. Denn die Busse fahren nur bis 20 Uhr. "Deshalb sind sichere Stellflächen auch ein Jugendthema", ist Neuer überzeugt. Die Kinder und Jugendlichen seien auf ihr Fahrrad angewiesen, wenn sie in der Region mobil sein wollen und zum Beispiel zum Bahnhof müssen, um nach Heidelberg in die Schule zu fahren.
"Es gibt keinen Mangel an Stellplätzen, was fehlt sind sicherere Abstellplätze", ist Neuer überzeugt. Und für die wenigen abschließbaren Boxen, die es am Bahnhof auf Malscher Seite gibt, gebe es keinen etablierten Vergabeprozess. "Die Boxen sind aber auch keine gute Idee. Sie sind auf eine Person festgelegt, wenn derjenige sie nicht braucht, steht sie leer", so Neuer.
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Die Planungen des Architektenbüros haben aus Sicht von Peter Neuer deutliche Mängel: So fehlt etwas unter der Überdachung eine Beleuchtung, das Zugangstor öffnet sich auf die Straße und der vorgeschlagene Ständer sei nur auf Platz optimiert. "Bei seinem Entwurf hat das Büro weder auf die Empfehlungen des Verkehrsministeriums Bezug genommen, noch weist dessen Homepage irgendein vergleichbares Projekt als Referenz aus", so Neuer.
Aus Nutzersicht sei der Planentwurf fragwürdig, da beispielsweise untaugliche Fahrradabstelleinrichtungen vorgeschlagen werden. "Um eine Akzeptanz für eine solche kostenpflichtige Lösung zu schaffen, wäre es sinnvoller, bequeme Abstellmöglichkeiten wie etwa Anlehnbügel mit einem Mindestabstand von 80 Zentimetern zu schaffen", so Neuer. Besonders kurios empfindet er zudem den Vorschlag eines Schlüssel-Schloss-Systems, statt eines elektronischen Schließsystems. Er hofft, dass bei weiteren Überlegungen nun die Bürger auch mit einbezogen werden, da in der Verwaltung derzeit der Bezug zum Fahrradfahren fehle.
"Das größte Rätsel ist aber der Verzicht auf die bis zu 90-prozentige Förderung solcher Fahrradgaragen", wundert sich Neuer. Denn das Land fördert solche Abstellanlagen mit bis zu 75 Prozent der Bau- und Grunderwerbskosten. Hinzu kommt eine Planungspauschale in Höhe von zehn Prozent – bis 31. Dezember 2022 wegen der Pandemie sogar 15 Prozent. "Die Landesförderung kann zudem mit Bundesmitteln aus dem Sonderprogramm ,Stadt und Land’ oder der ,Bike & Ride’-Förderung der nationalen Klimaschutzinitiative und der Deutschen Bahn zu einer 90-prozentigen Förderung kombiniert werden", heißt es in einem Schreiben des Verkehrsministeriums an Neuer.
Er hofft nun, dass mit der Vertagung die Chance ergriffen wird, doch noch zu einer für alle Seiten akzeptablen Lösung zu kommen.