Radverkehrs-Konzept für die Innenstadt beschlossen
Damit es die Radfahrer leichter haben, soll es deutlich mehr Abstellplätze im Zentrum geben.

Von Anna Manceron
Schwetzingen. Neue Radwege, deutlichere Markierungen und mehr Abstellmöglichkeiten – das sieht das neue Radverkehrskonzept für die Schwetzinger Innenstadt vor. Der Gemeinderat hat das Konzept in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung abgesegnet und die Verwaltung mit der Umsetzung beauftragt. Das heißt aber nicht, dass alle darin enthaltenen Vorschläge auch in dieser Form Wirklichkeit werden. Das Papier dient der Kommune vor allem als Leitbild in Sachen Radverkehr und enthält Empfehlungen von Experten. Über die Umsetzung einzelner Punkte muss der Gemeinderat jedoch gesondert entscheiden. "Hier im Konzept steht das große Ganze", erklärte Oberbürgermeister René Pöltl. "Wir können aber im Einzelnen jederzeit nachbessern."
Worum geht es bei dem Konzept? Um es den Radfahrern in Schwetzingen leichter zu machen und mehr Menschen zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen, hat die Stadt im April 2020 ein Planungsbüro aus Hannover damit beauftragt, ein Radverkehrskonzept für die Innenstadt zu erstellen. Dabei geht es vor allem um das Fahrradparken, die Wegeführung und die Anbindung des künftigen Wohngebiets "Schwetzinger Höfe" (ehemaliges Pfaudler-Areal). Für die Entwicklung eines neuen Radverkehrsnetzes haben die Ingenieure aus Hannover aktuelle Problemstellen unter die Lupe genommen und Lösungsvorschläge erarbeitet.
Was schlagen die Planer vor? Vor allem in der Carl-Theodor-Straße sehen die Ingenieure dringenden Handlungsbedarf. Die stark frequentierte Verkehrsachse verbindet den Bahnhof mit dem Schloss. Auf dem Abschnitt zwischen dem Schlossplatz und der Gustav-Hummel-Straße liegen Rad- und Fußweg unmittelbar nebeneinander und sind optisch kaum voneinander getrennt. Außerdem sind die Radwege dort sehr schmal. Deshalb kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Radlern und Fußgängern.
Die Planer wollen nun die Benutzungspflicht für diese Radwege aufheben. Schnellere und sicherere Radler könnten dann auf der Straße fahren. Wer langsamer unterwegs ist oder sich weniger sicher fühlt, könne weiterhin den bisherigen Radweg nutzen. Zu den genannten Gefahrenstellen zählt unter anderem auch der Kreisverkehr zwischen der Mühlenstraße, der Nadlerstraße und der Carl-Theodor-Brücke. Dort wollen die Planer in den abgehenden Straßen sogenannte Furten, also Querungsmöglichkeiten, für Radfahrer anlegen. Diese sollen dort Vorrang vor ein- und abbiegenden Autos haben.
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An der Ecke zwischen Carl-Theodor-Straße und Bahnhofanlage will man mit Piktogrammen auf der Fahrbahn auf die Wegeführung hinweisen. Und in der Bismarckstraße, eine Einbahnstraße, sollen Radler künftig auch in Gegenrichtung fahren dürfen. Langfristig schlagen die Planer vor, die Straße zur Fahrradstraße zu machen. Der Autoverkehr wäre dann zwar weiterhin in eine Richtung erlaubt, aber die Radler hätten Vorrang. In der Zähringer Straße steht unter anderem die Markierung eines südseitigen Radfahrstreifens zur Debatte.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Schaffung von Abstellplätzen für Fahrräder. In der Carl-Theodor-Straße sollen dafür in der Nähe der Fußgängerzone zwei Autoparkplätze in 20 Radabstellplätze mit Anlehnbügeln umgewandelt werden. Auch für die Zeyherstraße empfehlen die Planer zwei solcher Anlagen mit jeweils etwa zehn Plätzen. Auf dem Schlossplatz sollen jährlich zur Fahrradsaison 48 Plätze zur Verfügung stehen. Außerdem auf der Agenda: Die Schaffung von Bike-and-Ride-Plätzen am Bahnhof und eine Umwandlung der Fahrradboxen zu einer gesicherten Sammelschließanlage.
Wie hoch sind die Kosten? Für die Verbesserung der Radinfrastruktur werden derzeit Baukosten in Höhe von rund 743.000 Euro netto veranschlagt. Dazu kommen etwa 93.000 Euro für die Abstellplätze und 391.000 Euro für Bike-and-Ride-Plätze.
Was sagt der Gemeinderat? Obwohl niemand gegen die Umsetzung des Konzepts stimmte, äußerten einige Stadträte Bedenken bezüglich der aktuellen Pläne. Die Freien Wähler hätten sich zum Beispiel gewünscht, dass weitere Gefahrenstellen in das Papier aufgenommen worden wären. In der Friedrich-Ebert-Straße etwa ende der markierte Radweg stadteinwärts in einem Blumenbeet. "Kein Autofahrer rechnet damit, dass der Radfahrer vor ihm plötzlich auf die Straße fährt", sagte Elfriede Fackel-Kretz-Keller. Sie störte sich auch an den Plänen für die Bismarckstraße. Die Fahrbahn sei dort zu eng für einen Radverkehr in beide Richtungen.
Markus Bürger (CDU) sah das genauso. Er blickte kritisch auf die geschätzten Kosten des Projekts. Seiner Meinung nach ist eine Überdachung der Abstellplätze ebenso überflüssig wie die "aufwendig gefertigten Anlehnbügel". Vor allem aber müsse man bei den Abstellplätzen genug Platz für Handbikes einplanen, mahnte Werner Zieger (Die Linke). Michael Rittmann (Grüne) schlug vor, das Stadtmarketing solle auf die Gastronomen einwirken, um an Gaststätten Lademöglichkeiten für E-Bikes zu schaffen.