Heidelberg

Was wird aus dem Experiment Airfield?

Diesen Sommer war der ehemalige Flugplatz erstmals geöffnet. Die RNZ hat bei den Fraktionen und Parteien nachgefragt, wie es nun mit der Fläche weitergehen soll.

20.09.2022 UPDATE: 20.09.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 48 Sekunden
In diesem Sommer stand das Airfield erstmals allen Bürgern offen. Selbst am Pumptrack war aber nicht sonderlich viel los. Jetzt ist die Frage, wie es mit der Freifläche weitergeht. Ideen zur Nutzung gibt es reichlich. Foto: Philipp Rothe

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Es ist das letzte US-Areal in der Stadt, dessen Zukunft noch ungeklärt ist: das Airfield. Seit der frühere Flugplatz zwischen Kirchheim und Pfaffengrund 2014 von den Amerikanern geräumt wurde, gab es die unterschiedlichsten Ideen für eine künftige Nutzung des Areals – vom Zeppelinlandeplatz über einen Betriebshof für Busse und Bahnen bis zum Landwirtschaftspark. Umgesetzt wurde davon bislang keine. In diesem Sommer stand das Airfield erstmals allen Bürgern offen. An neun Wochenenden konnten sie dort tagsüber picknicken, spielen, Fahrrad fahren, Yoga machen und Bratwurst essen.

Die Stadt hatte den Militärflughafen dafür von der Eigentümerin, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), gemietet. Angenommen wurde das Angebot allerdings kaum. Statt lebendigen Miteinanders herrschte auf der asphaltierten Fläche oft gähnende Leere. Den Grund dafür sieht Oberbürgermeister Eckart Würzner vor allem in der "großen Hitze im Juli und August". Dennoch bezeichnet er das Airfield als "eine Fläche mit großem Potenzial". Verwaltung und Gemeinderat prüften nun, "welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um das Airfield auch für größere Events wie das Deutsch-Amerikanische Freundschaftsfest zu ertüchtigen", sagt Würzner.

Wie wird das Experiment Airfield im Gemeinderat bewertet? Und wie soll es jetzt weitergehen? Die RNZ hat bei den Fraktionen und Parteien nachgefragt.

> Grüne wollen einen Ideenwettbewerb: Der größten Fraktion im Gemeinderat zufolge war es "ein Fehler" der Stadt, die Möglichkeiten zur kulturellen und kreativen Nutzung des Airfields im Sommer einzuschränken. Dass die Fläche nur an ausgewählten Tagen und nur tagsüber geöffnet gewesen sei, noch dazu ohne Sonnenschutz, habe dafür gesorgt, dass sie "nicht einladend wirkte". Was die Zukunft des Airfields angeht, wünschen sich die Grünen "eine bahnbrechende Lösung". Für das kommende Jahr denke man über einen Ideenwettbewerb nach. Ziel sei es, die eigene Idee weiter voranzutreiben: das Airfield "zu einem Kreativquartier und Experimentierraum für Kulturschaffende, kreative Projekte und Initiativen" zu machen. Die versiegelten Flächen und die Hangars böten aber auch Platz für Veranstaltungen wie das Deutsch-Amerikanische Freundschaftsfest. Diese Nutzungen ließen sich auch mit einem Landwirtschaftspark vereinbaren, betont die Fraktion. Festhalten will man am Pumptrack.

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> CDU plädiert für vielfältige Nutzung: Das Airfield sei "noch nicht richtig in den Köpfen der Bürgerinnen und Bürger angekommen, hat aber dennoch Potenzial", erklärt die CDU-Fraktion. Dort lobt man das Engagement von Stadt, Sportkreis und Stadtjugendring, die im Sommer verschiedene Aktionen dort organisiert und mit dem Pumptrack "eine tolle Attraktion" geschaffen hätten. Für die Zukunft strebt die CDU "eine vielfältige Nutzung möglichst vieler Menschen" an. Als Beispiele genannt werden: ein Landwirtschaftslehrpfad, Hydroponie-Flächen, Festivals, Schausteller-Stände oder freie, zeitlich begrenzte Experimentierflächen. In die Ideenentwicklung und die Planungen zur Nutzung des Airfields sollten sowohl die Landwirte als auch die Bürger aus den direkt angrenzenden Stadtteilen Kirchheim, Pfaffengrund und Bahnstadt eingebunden werden.

> SPD fordert Gesamtkonzept: Die temporäre Öffnung des Airfields sei "ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, um das Areal der Bevölkerung als Freizeit- und Naherholungsfläche zurückzugeben", erklärt die SPD-Fraktion. Jedoch sei sichtbar geworden, dass es ein Gesamtkonzept brauche, so wie man es selbst bereits im Frühjahr gefordert habe. Das Airfield sollte auch weiter für die Menschen geöffnet sein, so die Sozialdemokraten. "Jedoch muss man die Dinge sich langsam entwickeln lassen." Das Angebot müsse kontinuierlich weiterentwickelt werden – orientiert an den Wünschen der Heidelberger, zum Beispiel: eine Parklandschaft mit See, Grillhütten, Konzerte oder Platz zum Sport treiben.

> "Heidelberger" mahnen zu Geduld: "Die Heidelberger" verweisen auf die Veranstaltung "Open Airfield" am 24. Juli, zu der man gemeinsam mit CDU und FDP eingeladen hatte. Diese habe gezeigt, dass es möglich sei, mit kurzem zeitlichen Vorlauf und geringem Budget viele Menschen auf das Airfield zu locken. Die Fraktion sieht das Airfield "immer im Zusammenhang mit der Landwirtschaft". Die Fläche sei "prädestiniert für das Herzstück des Landwirtschaftsparks". Gleichzeitig böte sie "genügend Raum für Freizeitnutzung, temporärer Veranstaltungen oder auch Experimentierflächen". Bei der Erschließung brauche es aber Geduld: "Auch ,Tempelhof’ hat sich nicht von heute auf morgen entwickelt."

> "Die Linke" will Bürgerbeteiligung: Die Fraktion "Die Linke" schlägt ein Bürgerbeteiligungsverfahren vor, um über die Zukunft des Airfields zu entscheiden. Es seien schon viele gute Ideen eingebracht worden – jetzt gehe es darum, "den tatsächlichen Bedarf für die langfristige Nutzung des Airfields zu ermitteln und die Infrastruktur dabei entsprechend auszubauen". Am Ende, so die Fraktion, müsse es darum gehen, "was die Menschen in Heidelberg dort tatsächlich wollen".

> FDP möchte erst Eigentumsverhältnisse klären: Die Liberalen streben die Umnutzung des ehemaligen Flugzeughangars auf dem Airfield an. "Dieser könnte gerade für die Clubszene und Jugendkultur eine interessante Location darstellen." Auch zeitlich begrenzte Nutzungen für Messen oder als Modellflug- oder Verkehrsübungsplatz könne man sich vorstellen. Jedoch betont die Fraktion: "Bevor wir konkret in die Ideensammlung einsteigen, sollten zunächst die Eigentums- und Besitzverhältnisse mit der Bima geklärt werden."

> Der Grün-Alternativen Liste fehlt es an Eigeninitiative: Bei der GAL bezeichnet man die Nutzung der Konversionsfläche im Sommer als "Flop". Geärgert habe man sich über das Anspruchsdenken mancher Bürger, "die den Erfolg der Flugplatznutzung von Angeboten der Stadtverwaltung abhängig machten". Der Partei fehlt es an Eigeninitiative aus der Bürgerschaft, wenn es um die Bespielung des Airfields geht – sie kritisiert vor allem die Kreativen in der Stadt, "denen diese Fläche anscheinend nicht attraktiv genug war, um dort eine Veranstaltung durchzuführen". Grundsätzlich sei man der Meinung, dass man in Heidelberg genügend Baustellen habe, so die GAL, und dem Flugplatz "ruhig noch etwas Zeit hätte geben sollen". Wenn aber ein Verein/Veranstalter ein gutes Konzept präsentiere, werde man dies gerne unterstützen.

> "Heidelberg in Bewegung" will rasche Anbindung: Das Airfield habe "großes Potenzial", erklärt Stadtrat Waseem Butt. Gerade für die Jugend und Familien brauche man dringend Freizeitorte ohne Konsumzwang. Konzepte müssten jetzt schnell geprüft – und "pragmatische Lösungen für die Verkehrsanbindung", zum Beispiel in Form von Elektrobussen, gefunden werden.

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