Mannheim-Viernheim-Weinheim

Jeder kann mitreden beim Radschnellweg

Bis Ende September gibt es eine "Dialogplattform" für die Trasse. Ein Teilabschnitt der Strecke soll schon zur Bundesgartenschau in Mannheim 2023 fertig sein.

29.07.2022 UPDATE: 29.07.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 7 Sekunden
Der Verlauf des Radschnellwegs „Grünzug Nordost“ ist auf dem Gelände der Bundesgartenschau schon erkennbar. Das Teilstück wird 2,5 Kilometer lang und gehört zur Trasse Mannheim-Viernheim-Weinheim. Foto: vaf

Von Carsten Blaue

Mannheim/Weinheim. Es wird noch Jahre dauern, bis das Netz der Radschnellwege in der Metropolregion Rhein-Neckar befahrbar sein wird. Aber Schritt für Schritt geht es voran. Die Trasse Mannheim-Heidelberg ist in der Entwurfsplanung. Für die Route Heidelberg-Wiesloch/Walldorf fiel diese Woche der Startschuss mit einer Vereinbarung, wer hier was zu planen hat. Und am Donnerstag wurde die "Dialogplattform" für die Radschnellwegverbindung Mannheim-Viernheim-Weinheim eröffnet. Bis 30. September haben alle Interessierten das Wort. Sie können auf der Homepage des Projekts Fragen stellen, Ideen einreichen und kommentieren. Diese Möglichkeit hatte es bei der Trasse Mannheim-Heidelberg auch gegeben.

Bis das Netz der Radschnellwege in der Region geknüpft ist, wird es noch lange dauern. Aber die Planungen gehen voran. Grafik: RNZ-Repro

> Betroffene als Beteiligte. Im Rahmen der "Dialogplattform" hoffe man auf den "Input der Bevölkerung", sagte Verkehrsplaner Dominik Könighaus. Er stellte das Verfahren und die Homepage www.radschnellweg-ma-vhm-whm.de am Donnerstag auf dem Mannheimer Spinelli-Konversionsgelände vor. Die Wahl des Ortes war kein Zufall. Denn hier wird kommendes Jahr die Bundesgartenschau sein, und pünktlich zur Buga 23 soll schon der erste 2,5 Kilometer lange Teilabschnitt der Trasse fertig werden. Dieser führt vom Stadtteil Vogelstang über das Buga-Gelände zum Neckarplatt. Hier werden die Radschnellwege von Heidelberg und von Weinheim her eines Tages aufeinander stoßen. Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just, der auch für den entschuldigten Viernheimer Rathauschef Matthias Baaß sprach, sagte über die "Dialogplattform": "Wir wollen Betroffene zu Beteiligten machen." Man suche zudem die Expertise der Radfahrer. Die hätten schließlich Erfahrung. Auch mit der heutigen Radinfrastruktur – und sicher auch mit ihren Mängeln. Zudem gebe es Angrenzer und Anwohner. Da könne es "Zielkonflikte" mit dem Radschnellweg geben. Und die wolle man durch den Austausch der Argumente minimieren oder gar beseitigen. Dass das etwas bringen kann, zeigte bislang schon die Planung zwischen Mannheim und Heidelberg. Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) bedankte sich Grünen-Stadtrat Andreas Marg aus Weinheim für die Beteiligung.

> Länderübergreifende Verbindung. Die Radschnellverbindung (RSV) Mannheim-Viernheim-Weinheim wird rund 15 Kilometer lang sein und mit elf Millionen Euro Kosten veranschlagt. Allerdings ist diese Kalkulation vier Jahre alt. Es dürfte also teurer werden. Das Besondere an der Trasse: Viernheim ist hessisch. In der Planung sind also die RSV-Standards zweier Bundesländer zu berücksichtigen. Das sei allerdings kein Problem, so Könighaus. "Die Standards sind sehr ähnlich."

> Bis zu 2800 Radfahrende täglich. Die Strecke hat ein errechnetes Potenzial von 2000 Radfahrenden täglich zwischen Viernheim und Weinheim und 2800 zwischen Viernheim und Mannheim. Zum Vergleich: Auf der Trasse Mannheim-Heidelberg sind es zwischen 3100 und 1500.

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> Durch die Städte. Radschnellwege sollen möglichst geradeaus gehen und zu den Menschen kommen, sprich: leicht und schnell erreichbar sein, damit sie viele nutzen. Das ist auch ein Wunsch von Mannheims Bau- und Verkehrsdezernent Ralf Eisenhauer. Und das schafft die Trasse, geht dafür aber Konflikte ein. 50 Knotenpunkte sind zu überwinden. Außerdem verläuft die Route selten über das freie Feld, dagegen auf längeren Abschnitten durch die Städte, wenn auch an breiten Straßen. In Mannheim ist das noch am leichtesten zu verschmerzen. Hier führt die Trasse auf kurzem Weg durch Käfertal und unproblematisch entlang des Franklin-Quartiers. Viernheim wird ganz im Süden tangiert, und in Weinheim geht es von West nach Ost quer durch die Weststadt über die Barbarabrücke (Schulweg!) zur Bundesstraße 3. Direkt am Weinheimer Abschnitt liegen ein Gewerbegebiet, zwei Schulzentren und ein Kindergarten. Könnte also Diskussionen geben wie in Mannheim-Feudenheim, wo der Radschnellweg nach Heidelberg entlangführen wird. Hier ist die Situation ähnlich, und vor allem Eltern warnten vor Gefahren für Schulkinder.

> Verschiedene Arten des Ausbaus. Schaut man sich also die Vorzugstrasse an, so kann man davon ausgehen, dass es nicht in allen Abschnitten den klassischen Radschnellweg geben wird – mit bis zu vier Meter breiter Fahrradspur, räumlich strikt getrennt von Fußgängern und Autos. Vielmehr wird es auch von allen genutzte Fahrradstraßen geben mit Vorrang für Radfahrer oder Abschnitte mit Radwegen links und rechts der Fahrbahn. Auch landwirtschaftlicher Verkehr wird an manchen Stellen (gerade bei Viernheim) möglich bleiben.

> Gegen Ende des Jahrzehnts. Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner hat es in Bezug auf den Radschnellweg Mannheim-Heidelberg schon oft gesagt: Das mit der Planung dauert einfach viel zu lange. Auch für die Achse Mannheim-Weinheim wird man Geduld brauchen. Auf RNZ-Nachfrage wollte sich Könighaus nicht auf den Zeitpunkt der Fertigstellung festlegen. "Aber ich nehme mal an, es wird eher gegen Ende des Jahrzehnts." Auch wenn einzelne Abschnitte sicherlich früher angepackt werden könnten.

> Das große Ganze. Der Verband Region Rhein-Neckar hat schon im Jahr 2019 eine Machbarkeitsstudie für eine 60 Kilometer lange Radschnellverbindung zwischen dem Rhein-Neckar-Raum und Darmstadt vorgelegt. Das Ergebnis war klar: Der Nutzen übersteigt die Kosten. Also soll im nächsten Schritt auch der hessische, knapp sechs Kilometer lange Abschnitt von Bensheim nach Heppenheim angepackt werden. Zudem wurden die Nutzungspotenziale an der badischen Bergstraße ermittelt: Hier könnte ein Radschnellweg zwischen Weinheim und Hirschberg rund 1700 Radfahrende anziehen, zwischen Hirschberg und Schriesheim etwa 1200. Auch diese Strecken haben die Planer also im Auge. Allerdings dürfte es sich hier weniger um Jahre als um ein Jahrzehnt oder mehr handeln, bis sie fertig sind.

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