Gemeinde verliert ihren Wochenmarkt
Der Wochenmarkt schließt, weil die Nachfrage und das Angebot immer weiter zurückgingen. Zumindest das "Café im Bürgerhaus" soll aber bleiben.

Von Timo Teufert
Mühlhausen. Vor drei Jahren als Experiment gestartet hatte sich der Mühlhausener Wochenmarkt auf dem Rathausplatz etabliert. Zunächst fand der Markt nur alle vier Wochen statt, seit September 2021 sogar jeden Freitagnachmittag. Doch nun ist Schluss: Weil die Nachfrage immer weiter zurückging und immer mehr Händler abgesprungen sind, hat die Gemeinde nun die Reißleine gezogen: Ab sofort gibt es keinen Wochenmarkt mehr in Mühlhausen.
Bereits in der Gemeinderatssitzung hatte Hauptamtsleiterin Kirsten Höglinger berichtet, dass kaum noch Händler auf dem Markt präsent wären. "Es hat sich wohl herumgesprochen, dass der Markt nicht mehr läuft", vermutete sie. Denn nach den Pfingstferien sei auch der Bäcker noch abgesprungen. "Es gibt kaum noch Möglichkeiten, das Ruder herumzureißen", so Höglinger. Es sei frustrierend. Das Bewirtungsangebot durch die Vereine soll nach dem Willen der Verwaltung aber weiterlaufen. "Es ist schade, dass der Markt ausstirbt, doch wir sollten jetzt einen offiziellen Schlussstrich ziehen", warb Ralf Kau (Grüne).
Kaum eine Woche später hat die Verwaltung diesen Schritt nun vollzogen. "Es macht wenig Sinn, einen Markt aufrecht zu erhalten, wenn keine Nachfrage mehr da ist", erklärte Bürgermeister Jens Spanberger im Gespräch mit der RNZ. Während der Corona-Pandemie sei der Wochenmarkt gut besucht worden und die Händler seien mit den Kundenzahlen zufrieden gewesen. "Jedoch zeigte sich leider nach Ende der Pandemie, dass dieser Trend nicht anhielt, die Besucher fern blieben und lieber in den Supermärkten einkaufen gingen", so Spanberger.
So erklärte der Gemüse- und Obsthändler im Frühjahr 2022 seinen Rückzug vom Mühlhausener Markt, was bei den Händlern eine Kettenreaktion auslöste. "Zuletzt war nur noch ein Händler vertreten. Aus diesem Grund müssen wir schweren Herzens feststellen, dass sich der Wochenmarkt in unserer Ortsmitte nicht etabliert hat und keine größere Nachfrage in der Bevölkerung hierfür besteht", sagte Spanberger. Folglich musste man den Entschluss fassen, den Wochenmarkt in Mühlhausen einzustellen.
Auch interessant
Grünen-Gemeinderätin Rebecca Opluschtil gehörte 2019 zu den Initiatorinnen des Wochenmarktes und bedauert das Aus. "Im Vorfeld der Kommunalwahl haben wir von vielen Bürgern gehört, dass in Mühlhausen eine soziale Mitte fehlt, wo man sich treffen und regionale Produkte kaufen kann", so Opluschtil. Die Frauen des Initiativkreises nahmen diese Anregung zum Anlass, einen Wochenmarkt zu organisieren, der unter ihrer Regie auch zwei Mal stattfand. "Die Resonanz auf das vielfältige, regionale Angebot war gut", erinnert sich die Gemeinderätin und betont, dass das damals kein Werbegag zur Wahl gewesen sei, sondern man den Markt fest etablieren wollte.

Die Initiative ging schließlich im Juli 2019 an die Gemeinde über, doch einige Frauen engagierten sich bis 2021 noch weiterhin für den Markt und hielten Kontakt zu den Händlern und versuchten, neue Angebote nach Mühlhausen zu holen. "Durch ein größeres Angebot kann man schließlich eine größere Nachfrage generieren", so Opluschtil. Und der Markt wurde zum Erfolgsmodell, wegen der großen Nachfrage fand er bald alle zwei Wochen statt, ab September 2021 sogar jede Woche.
Warum die Nachfrage ab Herbst 2021 einbrach, dafür macht Opluschtil ein ganzes Ursachengeflecht verantwortlich: "Vielleicht hat man bei der Gemeinde unterschätzt, wie viel Arbeit die Pflege der Händler macht." Denn nach Ausfällen von Marktbeschickern habe eine Abwärtsspirale eingesetzt: Immer weniger Kunden kamen und dadurch wurde der Markt für die Händler immer unattraktiver. Auch die Verlässlichkeit nahm laut Opluschtil mit der Zeit immer weiter ab: "Manchmal war unklar, wann der Markt stattfindet, und manchmal war unklar, welches Angebot überhaupt auf dem Rathausplatz zu finden ist", so Opluschtil. Schließlich war die Grundversorgung über den Markt nicht mehr möglich: "Wenn ich mein Gemüse beim Supermarkt hole, dann nehme ich dort auch ein Brot mit", nennt die Gemeinderätin ein Beispiel. "Ich finde es sehr schade, dass es keinen Markt mehr gibt, aber ich fürchte, es war jetzt die richtige Entscheidung."
Das Angebot der 14-täglichen Bewirtung durch die Vereine, Gruppen und Institutionen soll nun ohne den Markt weiterlaufen. "Wir hoffen, dass das ,Café im Bürgerhaus’ weiterhin auf großes Interesse stößt und Bestand haben wird", sagt Spanberger.