Plattner-Stiftung hat Fioneer-Beteiligung noch nicht verkauft
"Schwieriger als gedacht": Die Hasso-Plattner-Stiftung kann das Versprechen, die umstrittene Beteiligung an SAP Fioneer abzugeben, bislang nicht einlösen.

Von Matthias Kros
Walldorf. Auch über neun Monate nach der Zusage, die umstrittene eigene Beteiligung an der SAP-Ausgründung Fioneer zu verkaufen, kann die Stiftung von Hasso Plattner, Mitgründer des Softwarekonzerns, keinen Fortschritt vermelden. "Es ist schwieriger als manche Leute vielleicht gedacht haben, Ersatzinvestoren zu finden, die genauso langfristig und passiv investieren wollen, wie die Hasso-Plattner-Stiftung", sagte ein Sprecher der Hasso-Plattner-Foundation (HPF) am Dienstag auf Anfrage. Deshalb habe man inzwischen eine internationale Investmentbank mit der Investorensuche beauftragt. Der Prozess laufe und man gehe davon aus, "dass wir hier noch im ersten Halbjahr erste Erfolge nennen können". Möglicherweise werde der Anteil der Stiftung auch gestückelt abgegeben.
SAP hatte im April 2021 angekündigt, Teile des Geschäfts mit Software für Finanzdienstleister zu verselbstständigen und dafür die auf Softwareprojekte spezialisierte Investmentgesellschaft Dediq ins Boot geholt. Die Münchener sagten zu, mehr als 500 Millionen Euro in das Gemeinschaftsunternehmen einzubringen und erhielten dafür 80 Prozent der Anteile. Der Rest verblieb bei der SAP.
Nicht kommuniziert wurde in dem Zusammenhang allerdings, dass sich auch die Hasso-Plattner-Stiftung über die Dediq an Fioneer beteiligt hatte. Kritiker witterten sogleich Interessenkonflikte, da Plattner somit gleichzeitig Fioneer-Investor und Aufsichtsratsvorsitzender der SAP ist. Bis heute halten sich Vorwürfe, die Walldorfer hätten das Geschäft wegen der Einbeziehung Hasso Plattners viel zu billig an den Finanzinvestor abgegeben. In ihrem Geschäftsbericht 2021 verzeichnete die SAP im Zusammenhang mit der Übertragung von Mitarbeitern und geistigem Eigentum in das Joint Venture einen Nettoveräußerungsgewinn von 77 Millionen Euro.
Die Walldorfer wollten die Vorwürfe freilich nicht auf sich sitzen lassen. So heißt es im aktuellen Geschäftsbericht, dass sich umgehend der Prüfungs- und Compliance-Ausschuss des Aufsichtsrates mit den Governance-Aspekten der Transaktion und der Beteiligungsstruktur von Fioneer befasst habe, um den geäußerten Bedenken nachzugehen. Hierzu habe der Ausschuss zwei unabhängige externe Gutachten eingeholt. Beide hätten bestätigt, dass "die Bewertung marktgerecht und der Entscheidungsprozess regelkonform" war.
Auch interessant
Auch der Sprecher der Plattner-Stiftung wies am Dienstag nochmals mögliche Ungereimtheiten bei dem Geschäft zurück. Die Tatsache, dass es bisher nicht gelungen sei, einen Käufer für die Anteile der Stiftung zu finden, sei der beste Beweis dafür, dass die HPF "kein Sonderangebot von SAP erhalten" habe.
Trotzdem machte die Stiftung Anfang Juli 2021 einen Rückzieher und kündigte an, einen Ersatzinvestor zu suchen. Dass dies nun weniger schnell geht als erhofft, passt nicht so recht zu den großen Lobeshymnen im Zusammenhang mit dem Deal. Wiederholt hatte SAP-Finanzchef Luka Mucic "vom hohen Potenzial von SAP Fioneer und von den hervorragenden Marktchancen" gesprochen, von denen man "fest überzeugt" sei. Fioneer sei eine Art "Speedboat", das sich auf die rasche Entwicklung von Innovationen für die Kernprozesse von Banken und Versicherungen konzentrieren werde. Es bestehe die Aussicht auf ein Milliardengeschäft.
Wie hoch der Anteil der Stiftung an Fioneer genau ist und wie viel Geld an Investitionen geflossen ist, darüber macht die HPF bis heute keine Angaben. Laut einem Bericht der "Financial Times" kontrolliert die Stiftung 37 Prozent der Anteile, der Sprecher der Stiftung widerspricht dem nicht. Das Thema dürfte auf jeden Fall bei der SAP-Hauptversammlung am 18. Mai noch einmal zur Sprache kommen. Aufsichtsratschef Hasso Plattner will sich dabei den Aktionären zur Wiederwahl stellen.