Wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg
Das Bündnis "Radentscheid" richtet jeden Monat einen Pop-up-Radweg ein. Die Lessingstraße machte den Anfang, die Sofienstraße folgt im Mai.

Von Karla Sommer
Heidelberg. Geht nicht, gibt’s nicht – getreu diesem Motto bohrt das Bündnis "Radentscheid Heidelberg" dicke Bretter, um der Stadt, beziehungsweise hauptsächlich der Verwaltung, zu beweisen, dass neue gute Radwege überall in Heidelberg entstehen könnten – wenn nur der Wille dafür da wäre. So haben das die Radaktivistinnen und -aktivisten auch am Wochenende in der Lessingstraße in der Weststadt demonstriert – mit einem sogenannten Pop-up-Radweg.
Von der Kreuzung Römer- / Franz-Knauff-Straße war bis zur Endemannstraße in Richtung Montpellierbrücke der rechte Fahrstreifen von den Radentscheid-Mitgliedern gesperrt worden – natürlich mit Genehmigung und Unterstützung von Stadt und Polizei. So konnten die Radfahrer für ein paar Stunden auf rund 300 Metern unbekümmert in die Pedale Richtung Hauptbahnhof und Neuenheimer Feld treten – ohne auf Autos links und Fußgänger rechts achten zu müssen. Dann ging es wie bisher wieder auf einem Radweg auf Gehweg-Niveau weiter und vor der Ampelkreuzung – nicht ganz ungefährlich – wieder auf die Fahrbahn. Das letzte Stück der Römerstraße vor der Ampelkreuzung durfte das Bündnis dagegen nicht auch noch mit einem Pop-up-Radweg versehen. So war es für die Autofahrer, die zweispurig in die Lessingstraße einfahren wollten, schwierig, sich in die linke Fahrspur einzufädeln.
Für die Radwegebefürworter sind solche Probleme jedoch nur eine Frage der Gewöhnung sowie guter Planung: "Man sieht doch, dass die Autofahrer weiterkommen", meint Max Kraus vom "Radentscheid" und winkt die auch etwas irritiert wirkenden Radfahrer in die freie Radspur. Mit einem Lächeln treten dann viele in die Pedale.
So auch Gustav Klersy, der aus Edingen gekommen ist, um an einer Chorprobe teilzunehmen. "Leider ist die Verkehrsinfrastruktur generell und auch in Heidelberg auf Autos abgestimmt", bedauert er und gibt neben der ökologischen Seite des Radfahrens zu bedenken, dass Autofahrer immer noch mehr als Fahrradfahrer finanziell unterstützt werden. "Da muss sich was ändern", sagt er und dankt den Radentscheid-Mitgliedern für die Mühe, die sie sich machen, um ihr Anliegen zu verwirklichen, "lückenlos von A nach B zu kommen". So formuliert es Max Kraus. Er wünscht sich, dass "auch unsere Kinder sicher durch die Stadt fahren können".
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Da ist Heidelberg noch ein Stück weit entfernt – wie das Bündnis Radentscheid betont. Deshalb wollen die Mitglieder nun jedes erste Wochenende im Monat einen neuen vorübergehenden Radweg einrichten, um so auf gefährliche Stellen im Radwegenetz aufmerksam zu machen. Der nächste ist am 7. und 8. Mai in der Sofienstraße in der Innenstadt geplant.
Dass viele Heidelberger hinter dem Anliegen besserer und sicherer Radwege stehen, hat auch ein vom "Radentscheid" ins Leben gerufenes Bürgerbegehren gezeigt. Inzwischen haben es mehr als 10.000 Menschen unterzeichnet. Die Unterschriften sollen am Samstag, 9. April, im Rahmen einer Fahrrad-Demonstration an Oberbürgermeister Eckart Würzner überreicht werden.