Integration der Einrichtung in den Masterplan - ohne Konsequenzen
Der Verbleib des Ankunftszentrums kostet die Stadt Platz. Daher sind nun 310 Einwohner und 500 Arbeitsplätze weniger geplant.

Von Denis Schnur
Heidelberg. "Wohnsiedlung statt Vision", "Aus für das wichtigste städtebauliche Projekt der Stadt": Vor dem Bürgerentscheid im Frühjahr 2021 hatten die Stadtverwaltung und die Internationale Bauausstellung (IBA) vehement vor einem Verbleib des Ankunftszentrums in Patrick-Henry-Village (PHV) gewarnt. Mit einer abgeschlossenen Einrichtung in dieser Größe lasse sich der dynamische Masterplan für den "Stadtteil der Zukunft" niemals umsetzen, warnten Oberbürgermeister Eckart Würzner, Baubürgermeister Jürgen Odszuck und IBA-Chef Michael Braum. Ein Jahr – und ein Bürgervotum gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums auf die Wolfsgärten – später klingt das ganz anders. Vergangene Woche stellten die drei im Konversionsausschuss des Gemeinderates eine Machbarkeitsstudie vor, die zeigt: Die Landeseinrichtung lässt sich gut in den Masterplan integrieren – ohne allzu drastische Konsequenzen.
"Es gibt natürlich Verluste", betonte Odszuck, "auch bei den Wohneinheiten." Die Stadtplaner von KCAP hätten den Masterplan jedoch so angepasst, dass sie von gerade mal 310 Einwohnern weniger ausgehen – bei einer Gesamtbevölkerung von 9000 bis 10.000. "Dafür kommen bis zu 2000 andere Bewohner hinzu", so der Baubürgermeister. Zwar würden die Geflüchteten im Ankunftszentrum die Infrastruktur in der Umgebung vermutlich weniger und anders nutzen als dauerhafte Bewohner. "Aber sie tragen dazu bei, dass ein sinnvoller, eigenständiger Stadtteil weiter möglich ist."
Ähnlich sehe es in Sachen Arbeitsplätze aus. Zwar belege das Ankunftszentrum künftig ein Areal entlang der Autobahn, das vor allem für Gewerbe vorgesehen war, wodurch rund 500 der geplanten 5000 Arbeitsplätze im Stadtteil wegfielen. Dafür würden in der Landeseinrichtung dauerhaft 230 Menschen arbeiten, hinzu kämen aktuell rund 250 Ehrenamtliche. "Damit sind wir dann wieder in der Nähe der 500", so Odszuck. "Die numerischen Auswirkungen sind also vertretbar." Außerdem würden laut der Machbarkeitsstudie vermutlich 123 Bäume gefällt, die man ohne das Ankunftszentrum erhalten hätte.
Auch der Stadtteil funktioniere, wenn die Landeseinrichtung in dessen nördlicher Mitte neu gebaut werde, ergänzte IBA-Chef Braum: "Städtebaulich kriegen wir das in den Griff." Architektonisch sei es jedoch eine Herausforderung (siehe Artikel rechts). Zudem müsse man natürlich auch einige Abstriche machen. So werde eines der Herzensprojekte der IBA, die große Kuppel im Zentrum – für Braum das "PHV-Schloss" – das für die überregionale Bedeutung des Stadtteils stehen soll – kleiner. Und auch sonst müsse man umplanen und etwas dichter bauen. So verzichte man zum Beispiel auf eine lockere Reihe von Zweifamilienhäusern südlich der Offiziersvillen. "Damit kompensieren wir einen Teil der Fläche, die wegfällt", so Braum.
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Dass sich die Landeseinrichtung so gut in den Stadtteil integrieren lasse, liegt laut Odszuck und Braum daran, dass das Land große Zugeständnisse mache bei der Ausgestaltung. "Das legt eine ganz neue Art der Flexibilität an den Tag", so der Baubürgermeister. So plane man nicht mehr mit einer großen Einrichtung, sondern mit mehren Teilbereichen, die nicht alle umzäunt sein müssten und sich deutlich einfacher eingliedern ließen. Außerdem nimmt die Gesamteinrichtung nur etwa vier Hektar in Anspruch, nicht acht Hektar, wie auf den Wolfsgärten geplant. "Zu den ursprünglichen Bedingungen wäre die Integration in den Stadtteil gar nicht möglich gewesen", betonte Odszuck.