Meckesheim/Eschelbronn

Bürgermeister fahren an die ukrainische Grenze

Meckesheim und Eschelbronn haben einen Hilfskonvoi organisiert: Hin geht es mit Hilfsgütern, zurück kommt man mit 35 Kriegsflüchtlingen.

03.03.2022 UPDATE: 04.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Das Meckesheimer Kleintierzüchterheim dient als Sammelort für die Kriegshilfe. Dort besprachen sich die Bürgermeister Maik Brandt (r.) und Marco Siesing (l.) aus Meckesheim und Eschelbronn mit Julia Bevkh-Steiger (2. v.l.), Helferin Michele Stensik und Fahrer Christian Deufel. Foto: IAH

Von Inge Hanselmann

Meckesheim/Eschelbronn. "Eine große Woge der Hilfsbereitschaft ist angelaufen. Das Telefon steht nicht mehr still", stellt Bürgermeister Maik Brandt sichtbar bewegt fest. Seit er mit der Idee "Aktion: Ukraine Hilfe" an die Öffentlichkeit gegangen ist, treffen Sach- und Geldspenden bei der Gemeinde ein und Hilfeleistungen werden angeboten. Geplant ist, mit einem kleinen Konvoi aus fünf groß Fahrzeugen von Gemeindebussen ins polnisch-ukrainische Grenzgebiet zu fahren. Hilfslieferungen sollen hingebracht und Flüchtende abgeholt werden.

Knapp 2000 Euro "Spritgeld" sind bisher eingegangen. Privatleute bieten Unterkünfte für Menschen an, die aus dem Kriegsgebiet kommen. Eine großzügige Spende an Wärmedecken, Schlafsäcken und Isomatten samt Rettungs- und Katastrophenpakete steuerte der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes bei. Güter, die der Hilfstransport mitnehmen kann, werden täglich von 10 bis 11 Uhr und von 17 bis 18 Uhr im Kleintierzüchterheim angenommen. Eine Liste dringend benötigter Dinge ist unter www.meckesheim.de zu finden.

Eschelbronns Bürgermeister Marco Siesing hat sich mit seiner Gemeinde der "Hilfe für die Ukraine" angeschlossen. Angesichts der besorgniserregenden Lage im Kriegsgebiet will man mithelfen, das Leid zumindest ein Stück weit zu mildern.

Den Anstoß zu dieser großen, gemeinschaftlichen Hilfsaktion gab Julia Bevkh-Steiger, die in Meckesheim wohnt und aus der Ukraine stammt. "Können Sie mir helfen?", wendete sie sich am vergangenen Samstag an Bürgermeister Brandt. Sie berichtete, dass es eine Verwandte und eine Freundin zusammen mit drei Kindern über die polnisch-ukrainische Grenze geschafft hätten und nun weitere Hilfe benötigten.

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Die Gemeinde sagte das "Meckse-Mobil" zu; als Fahrer stellte sich Gerhard Haspel zur Verfügung. Die Fahrt ging am frühen Sonntagmorgen los, führte über Nürnberg nach Tschechien, vorbei an Prag und Brünn, dann über die Grenze nach Polen zum Zielort Rzenszow. Dort traf der Gemeindebus spätabends ein und nahm die beiden jungen Frauen und die Kinder an Bord. Am nächsten Morgen ging es die lange Strecke zurück, diesmal quer durch Polen, über Dresden nach Meckesheim. Hier hieß der Bürgermeister die sichtlich erschöpften, aber glücklichen Gäste willkommen.

Zurzeit wird der größere Hilfstransport organisiert. Er wird gründlich geplant, denn eine solche Aktion müsse "Hand und Fuß" haben, sagt Brandt. Es werden nur so viele Personen in die beiden Gemeinden Meckesheim und Eschelbronn gebracht, wie auch sicher untergebracht werden könnten. Gespräche mit privaten Quartiergebern laufen, Sach- und Geldspenden werden gesammelt, die Fäden laufen in der Verwaltung bei Ingrid Müller zusammen.

Meckesheim wird das "Meckse-Mobil", den neuen Bürgerbus, den Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr und einen Kleinbus aus dem Fuhrpark von Kurt Wolfert einsetzen. Aus Eschelbronn kommen dessen Bürgerbus und ein Feuerwehrfahrzeug dazu. Zwölf Fahrer aus den Reihen der Feuerwehr, des Roten Kreuzes und aus den beiden Verwaltungen einschließlich der Bürgermeister werden am Steuer sitzen. Sollte die Menge der angelieferten Sachspenden die Ladekapazitäten übersteigen, steht ein weiteres Transportfahrzeug samt Fahrern zur Verfügung.

Am kommenden Montag will man in der Frühe zu dieser einmaligen, 1200 Kilometer langen Fahrt aufbrechen; am späten Dienstagabend wird der Konvoi zurückerwartet. Als Dolmetscherin begleitet Julia Bevkh-Steiger das Unternehmen. Durch ihre Vermittlung werden die mitgebrachten Hilfsgüter an Ehrenamtliche des Krankenhauses in Lwiw (Lemberg) in der Westukraine weiterbefördert. Dort wurde auch die Gruppe mit höchstens 35 Kriegsflüchtlingen aus Frauen, Kindern und Senioren zusammengestellt. Sie werden mit zurück in den Kraichgau fahren und hier für die nächste Zeit eine Zuflucht finden.

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