Hochwasserschutz nähert sich dem Finale
Insgesamt gibt es dann zehn Rückhaltebecken im Zuständigkeitsbereich des AHW.

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Die Bemühungen, den Hochwasserschutz in der Region zu verbessern, befinden sich auf der Zielgeraden. "Wir haben jetzt noch drei größere Projekte anstehen und nach deren Fertigstellung haben wir in unserem Zuständigkeitsbereich dann insgesamt zehn Hochwasser-Rückhaltebecken geschaffen", so Josef Zöllner, der technische Geschäftsführer des Abwasser- und Hochwasserschutzverbands Wiesloch (AHW), im Gespräch mit der RNZ. Als er 1977 seinen Dienst im Verband antrat, existierte lediglich das Becken in Mühlhausen. Jetzt stehen weitere Aktivitäten an.
So wird eben dieser "Oldtimer" in Mühlhausen auf den neusten technischen Stand gebracht. "Es werden dort 1,55 Millionen Euro benötigt, um diverse Umbauten vorzunehmen und die Schieber gegen jene der neusten Generation auszutauschen", erläuterte Zöllner. Außerdem wird dafür gesorgt, dass in diesem Bereich Fische wieder "aufsteigen", also in beide Richtungen unterwegs sein können.

Derzeit sei man dabei, die EU-Wasserrichtlinien umzusetzen. "Da gibt es in Baden-Württemberg 80 ausgewählte Kommunen, die sich nach einer Initiative des Regierungspräsidiums Tübingen daran beteiligen, und wir sind mit Wiesloch, Rauenberg, Mühlhausen und Dielheim mit dabei." Es gehe in erster Linie darum, den jeweiligen Zustand der Bäche aufzulisten und einen möglichen Handlungsbedarf festzustellen. "Die Umsetzung und notwendige Nachbesserungen liegen dann allerdings im Zuständigkeitsbereich der einzelnen Kommunen", informierte Zöllner. Der AHW habe dies beim erfolgten und noch anstehenden Gewässerausbau wie unter anderem in Teilbereichen des Leimbachs und am Gauangelbach bereits erledigt.
Weitere Vorhaben stehen in Horrenberg und Altwiesloch an. Auch hier sollen neue Hochwasser-Rückhaltebecken entstehen. In Horrenberg "werden wir ein neues Becken umsetzen und mit den erforderlichen Erdarbeiten – je nach Witterung – Anfang April starten können". Zöllner bezifferte die Kosten dort mit 2,2 Millionen Euro, die Ausschreibung ist dafür abgeschlossen. Als letztes Becken steht Altwiesloch auf dem Programm. Man hoffe, die notwendigen Genehmigungen in diesen Tagen zu erhalten. "Das ist nicht so einfach, denn wir müssen uns mit insgesamt acht Behörden und Institutionen abstimmen", beschrieb Zöllner den hohen bürokratischen Aufwand. So müssen beispielsweise mit der Oberen und Unteren Naturschutzbehörde Gespräche geführt werden, das Wasserrechtsamt redet mit und auch die zuständigen Forstbehörden sind involviert.
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In Altwiesloch wurden für die geplante Maßnahme bereits erste Schritte unternommen. Zum einen wurde in dem geplanten Bereich für das Rückhaltebecken in den zurückliegenden Wochen begonnen, die dortige Kleingartenkolonie zu entfernen. Es wurden auch Bäume und Sträucher gerodet. "Dafür mussten wir Ausgleichsflächen anbieten und haben diese in Frauenweiler schließlich gefunden." Für Fußgänger und Radfahrer werden "Umleitungen" eingerichtet, wegen der dann neuen Streckenführung muss auch eine Verbindungsbrücke errichtet werden. Jetzt wartet man noch auf den Bescheid des Regierungspräsidiums für die Beihilfen, der Antrag dafür wurde bereits im Vorjahr gestellt. Die Kosten werden sich laut Zöllner auf 3,8 Millionen Euro belaufen. "Wir erwarten die Zusage im April, werden dann ausschreiben, um, Stand jetzt, im Spätsommer loslegen zu können."
Zu den Kosten für die anstehenden und bereits abgeschlossenen Maßnahmen erläuterte Josef Zöllner die Einzelheiten. "Wir erhalten in der Regel Zuschüsse von 70 Prozent vom Land, in speziellen Fällen sogar 85 Prozent." Die höhere Unterstützung hänge im Einzelfall davon ab, ob man bei dem Vorhaben ökologische Aufwertungen mit einfließen lasse.
Beim Blick auf die Zahlen ergibt sich folgendes Bild: Für die Hochwasser-Rückhaltebecken wurden in den zurückliegenden Jahren fast 14 Millionen Euro "verbaut", 7,36 Millionen Euro sind noch für die geplanten Maßnahmen reserviert. Insgesamt stehen etwas mehr als 45 Millionen Euro auf der Aktivitätenliste des AHW, die ausgegeben wurden oder noch anstehen. "Klar, wir haben da einen hohen Aufwand, vor allem müssen die Anträge bezüglich einer Förderung im Detail beschrieben und fristgerecht eingereicht werden."
Dafür gibt es beim AHW eine Arbeitsteilung. Während Zöllner sich als "den Mann an der Front" bezeichnet, hält ihm der kaufmännische Geschäftsführer des Verbands, Rainer Reißfelder, den Rücken in Sachen Bürokratie frei. "Wir ergänzen uns optimal", konstatierte Zöllner.
So auch beim Gewässerausbau. Dafür wurden an verschiedenen Stellen im Verbandsgebiet rund 13,3 Millionen Euro in die Hände genommen, für künftige Aufgaben stehen weitere 10,55 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei gehe es vorrangig um den weiteren Ausbau des Leimbachs im innerstädtischen Bereich von Wiesloch sowie in Dielheim. "Das werden wir bis etwa 2025 erledigt haben", meinte Zöllner. Und für ihn ging es gleich nach dem Gespräch los in Richtung Altwiesloch. "Ich führe dort vor Ort weitere Gespräche wegen des Rückhaltebeckens."