Wiesloch

EnBW kann in der Stadt bleiben

Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich für neuen Standort "Sternweiler Ost" am Stadtrand.

24.02.2022 UPDATE: 25.02.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Links von der Tankstelle am rechten Bildrand soll das Logistikzentrum der EnBW künftig seinen Standort haben. Foto: Pfeifer

Wiesloch. (hds) Das Logistikzentrum der Energie Baden-Württemberg (EnBW) bleibt in Wiesloch. Am Mittwoch stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dem Verwaltungsvorschlag zu, den bisherigen Standort in der Innenstadt an den Stadtrand ins Gebiet "Innerer Sternweiler Ost" zu verlagern. Ebenso wurde beschlossen, dass auf der frei werdenden Fläche Wohnungen gebaut werden sollen. Das Abstimmungsergebnis: 14 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen, zwei Ratsmitglieder enthielten sich. Bereits im September 2021 stand dieser Punkt auf der Tagesordnung. Damals wurde dies jedoch mehrheitlich abgelehnt, verbunden mit dem Auftrag an die EnBW, alternative Standorte zu untersuchen.

Jetzt präsentierten die Verantwortlichen des Energieversorgers die Ergebnisse. Michael Gutjahr, der Leiter des EnBW-Regionalzentrums Nordbaden mit Sitz in der Weinstadt, und Herbert Schank, Leiter des Tochterunternehmens Netze BW, führten aus, es habe sich keine andere Möglichkeit ergeben. "Sowohl auf dem Gelände der Heidelberger Druckmaschinen – im geplanten Industriepark – als auch im Metropolpark am Bahnhof lassen sich unsere Vorhaben nicht realisieren", führte Gutjahr aus. Von den Heidelberger Druckmaschinen sei signalisiert worden, man könne kein entsprechendes Angebot unterbreiten, im Metropolpark gebe es topografische Hemmnisse. "Es sind in erster Linie enge Zu- und Abfahrten in diesem Bereich, die es uns dort unmöglich machen, uns anzusiedeln. Das wäre mehr als schwierig für unsere LKW geworden."

Es bestünde zwar die "nicht optimale Möglichkeit", am jetzigen Standort zu verbleiben, aber dann sei nicht mehr alles unter einem Dach. Es stünden massive Abriss- und Umbauarbeiten an, zudem "platze man dort aus allen Nähten". Geplant ist, den jetzigen Personalbestand von 90 auf 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen.

"Wir sind maßgeblich mit der Energiewende beschäftigt und benötigen dafür gute Arbeitsbedingungen", so Gutjahr. Hätte es die jetzige Entscheidung nicht gegeben, wäre wohl ein "Plan B" in den Fokus gerückt.

"Wir hätten uns dann in der Region umschauen müssen, wir wollen aber nicht weg aus Wiesloch." Gutjahr und Schank verwiesen auf die über 100-jährige Bindung an die Stadt.

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Ursprünglich sei im Schulterschluss mit der Stadt geplant gewesen, einen gemeinsamen Standort – mit Bauhof, Gärtnerei und Stadtwerke – im Sternweiler Ost zu errichten. Davon habe man sich verabschiedet. "So konnten wir die ursprünglichen sechs auf knapp drei Hektar reduzieren. Außerdem planen wir große Grünflächen, nachhaltiges Bauen und Fotovoltaik-Anlagen auf dem Gelände."

Vor der Abstimmung gab es eine intensive Diskussion im Rat. So meinte Fritz Zeier (Freie Wähler), die Vorlage aus dem Vorjahr sei "etwas unglücklich gewesen". Jetzt sei es aber nach den neuen Erkenntnissen notwendig, dass die EnBW in Wiesloch bleibe. Christoph Aly (SPD) signalisierte, seine Fraktion werde nicht zustimmen. "An der geplanten Stelle verdienen Landwirte Geld." Zudem lägen noch keine Pläne vor, am jetzigen Standort tatsächlich städtebaulich aktiv zu werden. "Das ist alles Wunschdenken." Oberbürgermeister Dirk Elkemann verwies darauf, dass die Stadt dort Planungshoheit habe. Aly betonte, selbst bei einem Umzug in die Region gingen schließlich keine Arbeitsplätze verloren, es handele sich nur um eine Verlagerung.

CDU-Rat Markus Grimm sprach von einer "klaren Perspektive", die man der EnBW bieten wolle. Es wäre ein Offenbarungseid, das Unternehmen zu verlieren. Auch betonte er, dass es eine große Chance für die urbane Entwicklung sei. Von einer Abwägung zwischen Ökologie auf der einen und Ökonomie mit sozialen Komponenten auf der anderen Seite sprach Thorsten Krings (FDP). "Vielleicht können wir letztendlich auf die geplante Flächenversiegelung für Wohnbebauung in Frauenweiler verzichten", meinte er.

Klar gegen "Sternweiler Ost" sprachen sich die Grünen aus. Marion Schmidt betonte, vordringlich sei jetzt, dass sich der Mensch dem Klimawandel anpasse. Das Zerstören von landwirtschaftlichen Flächen sei verantwortlich für das Artensterben und der Lebensmittelanbau werde eingeschränkt. "Sternweiler Ost ist zudem eine Kaltluftschneise, die es ermöglicht, dass frische Luft in unsere Stadt gelangt", sagte Schmidt. "Wir wollen dieses Areal nicht opfern." Fraktionskollege Gerhard Veits forderte die EnBW auf, in allen Bereichen ein Vorbild zu sein: "Boden ist eine wichtige Ressource."

Michael Schindler (Freie Wähler) führte aus, er sei vor einigen Monaten gegen den nun genehmigten Standort gewesen. "Jetzt haben wir allerdings eine deutliche Flächenreduzierung." Norbert Heneka (AWL) sprach sich klar für die getroffene Entscheidung aus und Orhan Bekyigit (WGF) hatte in der Diskussion beantragt, die Entscheidung mit dem geplanten Wohnungsbau zu koppeln. "Neue Wohnungen sind in Wiesloch ein Riesenthema."

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