Spechbach

Der erste Windpark im Rhein-Neckar-Kreis?

Der Gemeinderat ist zwar für die Verpachtung des Areals, aber es gibt auch ersten "Gegenwind".

21.02.2022 UPDATE: 22.02.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Der grobe Plan steht: Auf dem Areal „Dreimärker“ im Wald zwischen Epfenbach (im Hintergrund links) und Spechbach (rechts) sollen sechs Windkraftanlagen errichtet werden. Foto: Barth

Von Marika Gutschik-Schilling

Spechbach/Epfenbach. Seit fünf Jahren erzeugen im direkten Heidelberger Umland ausschließlich Windräder am Greiner Eck Strom. Diese stehen im hessischen Landkreis Bergstraße, im badischen Rhein-Neckar-Kreis dreht sich noch kein einziges Windrad. Das könnte sich schon bald ändern. Denn die Planungen für einen Windpark mit bis zu sechs Rotoren bei Spechbach werden immer konkreter. Und es kam nun auch erster Gegenwind für das Vorhaben auf.

Ohne Wortmeldungen stimmten die dortigen Gemeinderäte nun geschlossen für die Verpachtung gemeindeeigener Waldflächen im Gebiet "Dreimärker" zur Errichtung von Windkraftanlagen an das Unternehmen "ABO Wind" aus Wiesbaden. Wenige Tage zuvor hatte der Gemeinderat im benachbarten Epfenbach einen gleichlautenden Beschluss gefasst.

Im sogenannten Teilregionalplan Windenergie für die Region Rhein-Neckar wurde das Waldgebiet "Dreimärker", das sowohl auf Spechbacher als auch auf Epfenbacher Gemarkung liegt, als Vorranggebiet für die Errichtung und den wirtschaftlichen Betrieb von Windenergieanlagen ausgemacht. Die Nachbargemeinden haben sich im Prozess, ob und zu welchen Bedingungen sie diese zulassen, miteinander abgestimmt.

Hintergrund

> Bis zu sechs Windräder sind im Gebiet "Dreimärker" bei Spechbach wirtschaftlich darstellbar. Dies ergab die Flächenanalyse durch das Unternehmen ABO Wind zu den kommunalen Waldflächen innerhalb des Eignungsgebietes. Drei Windräder könnten auf der Gemarkung von Spechbach

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> Bis zu sechs Windräder sind im Gebiet "Dreimärker" bei Spechbach wirtschaftlich darstellbar. Dies ergab die Flächenanalyse durch das Unternehmen ABO Wind zu den kommunalen Waldflächen innerhalb des Eignungsgebietes. Drei Windräder könnten auf der Gemarkung von Spechbach gebaut werden und drei auf der Gemarkung von Epfenbach.

> Der dauerhafte Flächenbedarf je Windenergieanlage inklusive Kranstellplatz und Flächen für die Lagerung, Montage, Böschungen soll maximal 0,8 Hektar betragen. Nach Möglichkeit sollen bereits vorhandene Waldwege für Zufahrt, Kräne genutzt werden, um notwendige Rodungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

> Nach Ende der Laufzeit soll es Aufforstungen und "Waldumbaumaßnahmen" geben. Dies soll im Pachtvertrag genau geregelt werden. mgs

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Im vergangenen Oktober hatten die jeweiligen Gemeinderatsgremien grundsätzlich grünes Licht für eine Verpachtung gegeben. Um aus den Interessenten der Anlagenbauer und Betreiber, sogenannte Projektierer, die richtige Auswahl treffen zu können, hatten die Gemeinden einen Kriterienkatalog erarbeitet, auf dessen Grundlage Interessenten angeschrieben wurden. Die Angebote wurden von den Gemeindeverwaltungen auf Grundlage des beschlossenen Kriterienkataloges ausgewertet und den beiden Gemeinderatsgremien vorgestellt.

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Hierbei hat sich ABO Wind als der Bewerber mit dem wirtschaftlichsten Angebot erwiesen. "Wir wollten eine klare Linie haben und mit nur einem Projektierer zusammenarbeiten, der die Anlagen über die gesamte Laufzeit betreibt und nicht unterverpachtet", erklärte Spechbachs Bürgermeister Werner Braun. Mit der Abstimmung für ABO Wind ist auch die Ermächtigung für Braun verbunden, dass er den Pachtvertrag nach juristischer Prüfung unterzeichnen darf. Danach beginne der Umsetzungsprozess mit Detailplanung, Messungen, Gutachten, Öffentlichkeitsbeteiligung. Dieser Prozess wird voraussichtlich bis 2024 dauern. Die erste Anlage könnte Ende 2025 in Betrieb genommen werden, nannte Braun den denkbaren Zeitplan.

Windräder wie dieses könnten ab dem Jahr 2025 bei Spechbach Strom erzeugen. Foto: Barth

Der Bürgermeister möchte, dass seine Gemeinde an der Energiewende mitarbeitet, wie er betonte: "Etliche Haushalte können wir mit unserem Strom versorgen." Dabei gehe es ihm um eine wirtschaftliche Nutzung mit minimalem Eingriff in den Wald. Durch die Verpachtung kommunaler Flächen für Windkraftanlagen im Gegensatz zu solchen aus privater Hand, hätten "alle Bürger etwas davon", meinte Braun, und verwies auf die Einnahmen, die durch die Verpachtung generiert werden können. Braun stellte in Aussicht, dass ABO Wind für die Fragen der Bürger zur Verfügung stehen werde und ebenso eine öffentliche Informationsveranstaltung folge.

Dann werden sich vielleicht auch die Einwohner angesprochen fühlen, die sich aus den Reihen der Zuhörer in der Bürgerfragezeit der Gemeinderatssitzung zu Wort gemeldet hatten. Sie wollten vom Bürgermeister wissen, wie man denn auf die Idee komme, Waldfläche für Windräder zu opfern. Und ob es denn schon eine Bürgerinitiative gebe. Braun verwies auf die Ergebnisse aus dem Regionalplan. Nach der Abstimmung über die Verpachtung der Flächen an ABO Wind wollten die Zuhörer mit weiteren Fragen insistieren, was Bürgermeister Braun jedoch nicht aus der Ruhe brachte und die Zuhörer schließlich veranlasste, den Sitzungssaal zu verlassen.

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