Menschenkette reichte vom Rathaus zum Paradeplatz und wieder zurück
Etwa 1000 Menschen versammelten sich nach Angaben der Aktion "Uffbasse" vor dem Rathaus. Sie wollen ein Zeichen gegen Hetze, Hass und Gewalt setzen.

Von Marco Partner und Olivia Kaiser
Es ist ein Zeichen für Solidarität, ein Symbol für einen geschlossenen Zusammenhalt. Am Montagabend bildet sich zwischen 18 und 19 Uhr in der Mannheimer Innenstadt eine friedliche Menschenkette. Jung und Alt stehen nicht Hand in Hand, aber Schal an Schal geschlossen beieinander. Einmal ums Rathaus herum, bis zum Paradeplatz und wieder zurück bis zu den Reiß-Engelhorn-Museen schlängelt sich die angemeldete Aktion. "Es ist ein Sinnbild für die schweigende Mehrheit. Auch sie muss jetzt aufstehen und auf die Straße gehen, um sichtbar zu werden", sagt Mit-Organisator und Grünen-Stadtrat Chris Rihm, der die Teilnehmerzahl auf 1000 Personen schätzte.
Immer wieder montags versammelten sich in Mannheim in den vergangenen Wochen Kritiker der Corona-Politik, um zu demonstrieren. Am 20. Dezember wurden bei einem unangemeldeten Protestmarsch 13 Polizisten verletzt, seitdem wird mit der Initiative "Uffbasse" nun schon zum zweiten Mal auf friedliche Art dagegen gehalten.
Anke und Manfred Neubauer stehen mit Strickschals und FFP2-Maske am Rathaus und fügen sich in die Kette ein. "Man hört viel über Querdenker und Corona-Leugner, aber sie machen vielleicht nur zehn Prozent unserer Gesellschaft aus. Die große Mehrheit steht hinter der Impfpolitik, das muss aber auch gezeigt werden. Demokratie besteht nicht nur aus Freiheit, sondern auch aus Pflichten", begründet der ältere Herr seine Teilnahme an der Aktion.
Auch Staatssekretärin Elke Zimmer (Grüne) hat sich unter das "Uffbasse"-Volk gemischt. "Ich bin stolz, dass diese Aktion in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde", betont sie und erkennt darin ein wichtiges Signal mit starker Wirkung. Mit "großer Sorge" habe sie in den vergangenen Wochen auf Mannheim geblickt und die Proteste als beängstigend empfunden. "Aber man darf den Maßnahmen-Gegnern das Feld nicht überlassen, das wäre ein falsches Bild von unserer vielfältigen und demokratischen Stadtgesellschaft." Auch der neue FDP-Bundestagsabgeordnete Konrad Stockmeier erkennt darin ein Symbol, das weit über Mannheim hinausstrahlen kann: "Es zeigt, dass man auch während der Pandemie vom Demonstrationsrecht Gebrauch machen kann, wenn man ein paar Regeln wie die Maskenpflicht einhält", betont er.
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Durchaus könne die Aktion nun auch in anderen Städten der Metropolregion Nachahmer finden: "Wir wurden schon von vielen Kommunen angefragt. Die Menschenkette kommt auch in anderen Städten gut an", weiß Mit-Organisator Gerhard Fontagnier. Er zeige durchaus Verständnis, wenn Corona-Regeln kritisch hinterfragt würden. "Aber diejenigen mit Bauchweh sollten sich gut überlegen, mit wem sie da mitmarschieren", erklärt er und macht vor allem rechtsradikale und gewaltbereite Gruppierungen als Haupttreiber aus.
Gegen jede Form rechtsextremistischer Gesinnungen setzen sich die "Omas gegen Rechts" nicht erst seit Corona ein. Bei der Menschenschlange bilden sie am Paradeplatz den symbolischen Schlusspunkt. Erst vergangene Woche wurde Doris Zwillich und ihre Kolleginnen von "Montagsspaziergängern" angepöbelt. Dennoch haben sie aufs Neue ihren Stand aufgebaut und spüren nun viel Solidarität hinter sich.
Mehrere hundert Kritiker strömen gegen 19 Uhr in kleinen Gruppen in die Innenstadt und sammeln sich zunächst am Plankenkopf. Von dort aus liefern sie sich wieder ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei, das sich diesmal auf den Ring, in die Augustaanlage und deren Seitenstraßen verlagert. Nach Lautsprecherdurchsagen der Polizei zerstreuen sich die Kleingruppen und sammeln sich wieder. "Diesmal ist aber alles friedlich", erklärt Polizeisprecher Patrick Knapp. Ein harter Kern von circa 150 Menschen hat sich dann um 19.45 Uhr wieder am Plankenkopf zusammen gefunden. "Wenn sich die Gruppe nach unserer Aufforderung nicht auflöst, dann nehmen wir wieder Personalien auf", so Knapp.
Update: Montag, 3. Januar 2022, 20.45 Uhr
Erneute Menschenkette für Solidarität
Mannheim. (jubu) In Mannheim versammelten sich am Montagabend wieder zahlreiche Menschen mit Masken vor dem Rathaus in E5, um ein Zeichen gegen Hetze, Hass und Gewalt zu setzen. Nachdem vor einer Woche an gleicher Stelle rund 400 Unterstützer aus Kultur, Gesellschaft und Politik eine Menschenkette mit Schals als Abstand bildeten, finden sich auch aktuell wieder zahlreiche Menschen vor dem Rathaus ein.
Die Grünen-Stadträte Chris Rihm und Gerhard Fontagnier rechneten vor der Veranstaltung damit, dass sich dieses Mal mehr Teilnehmer als zuletzt einfinden könnten. Gegen 18.45 Uhr sollen sich insgesamt 1000 Teilnehmer versammelt haben, teilte Rihm am Abend mit.
Die Teilnehmer wollen auch gegen die nicht-angemeldeten Versammlungen und Montagsspaziergänger protestieren. Letztere sollen sich gegen 19 Uhr ebenfalls in der Innenstadt versammeln. Die Polizei ist vorbereitet und mit starken Kräften in der Innenstadt im Einsatz.
Update: Montag, 3. Januar 2022, 18.45 Uhr