Die Idee ist ein "urbanes Dorf"
In Neckarelz soll aus dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Kottal ein nachhaltiges Wohnquartier werden.

Von Heiko Schattauer
Neckarelz. Innenentwicklung vor Außenentwicklung, das gilt nicht erst seit den Diskussionen um Flächenfraß und Regionalplan. Und das gilt besonders für die Stadt Mosbach, die aufgrund der topografischen Begebenheiten intensiv nach Optionen der Innenentwicklung suchen muss, schon allein um benötigten (neuen) Wohnraum schaffen zu können. Da erscheint die Umwandlung einer stattlichen, bislang gewerblich genutzten Fläche für Wohnzwecke mitten in Neckarelz natürlich besonders interessant, zumal die verkehrsgünstig und doch ruhig gelegen ist.
Der Gemeinderat Mosbach wird sich in seiner kommenden Sitzung am 28. Juli mit dem Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan "Herrenwiesenstraße, Nr. 2.40" auf Gemarkung Neckarelz befassen, im technischen Ausschuss hat man in nicht-öffentlicher Sitzung bereits vorberaten, was auf dem Areal der ehemaligen Gärtnerei Kottal entstehen soll. Gabriele und Thomas Kottal hatten den Floristikbetrieb nach 120-jähriger Unternehmensgeschichte Ende 2020 eingestellt, gemeinsam mit "Stock & Stock Immobilien" das 1,2 Hektar große Areal für eine Nachnutzung ausgeschrieben.
"Es gab etliche Interessenten", berichtet Thomas Kottal, der sich auch etliche Konzepte ausführlich vorstellen ließ und betont: "Uns ist natürlich nicht egal, was nach der Schließung unseres Betriebs aus dem Gelände wird. Unsere Vorstellung war, eine Wohnbebauung zu ermöglichen, die nachhaltig und modern ist und bei der auch ein Grünkonzept eine gewisse Rolle spielt." Idealerweise sollte erkennbar sein, dass es sich nicht um irgendein beliebiges Bauland handelt, "sondern, dass das Ganze mal eine Gärtnerei war", so Kottal weiter. Mit dem Investor "Deutsche Wohnwerte" (Heidelberg) und dem Architekturbüro DGJ-Architekten (Frankfurt) könne man diese Wunschvorstellung realisieren.

Das Konzept sieht eine Art "urbanes Dorf" vor, mit vergleichsweise zierlichen Einzelhäusern in Passivhaus- und Holzbauweise (jeweils dreistöckig mit Flachdach), die sich in auf dem gesamten, nur mit Fußwegen erschlossenen Areal verteilen. Im vorderen Bereich (zur Herrenwiesenstraße hin) sind zudem zwei kompaktere Baukörper (ebenfalls dreigeschossig und mit jeweils sechs Wohneinheiten) für seniorengerechtes Wohnen geplant, auf deren Dächern wiederum eine größere Fotovoltaikanlage installiert werden soll. Als eine Art Gemeinschaftseinrichtung sieht das Konzept in einem der Bestandsgewächshäuser einen Co-Working-Space vor, auch ein Gutteil der alten Bäume auf dem Gelände soll erhalten bleiben. Dazu finden sich in den Planungen gemeinschaftlich nutzbare Grünflächen und gleich zwei Spielplätze. Parkraum will man in Form einer Tiefgarage schaffen, oberirdisch sind lediglich Rad-Garagen vorgesehen.
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"Grün, nachhaltig, unkonventionell und in unseren Augen zukunftweisend, so hat das Konzept gute Aussichten, etwas Besonderes zu werden", finden Gabriele und Thomas Kottal, denen auch zu Betriebszeiten ihrer Gärtnerei nachhaltiges Handeln Anliegen und Antrieb gleichermaßen war.
Die Besonderheiten des Konzepts hat man sich auch im Technischen Ausschuss schon erläutern lassen, wo dieser Tage die Projektentwickler der Deutschen Wohnwerte GmbH und verantwortliche Architekten das vorstellten, was man sich selbst für eine stimmige Neuentwicklung des ehemaligen Gärtnereiareals vorstellt. Die Idee des urbanen Dorfes fand dort offenbar Freunde: Für die kommende Sitzung des Gemeinderats empfiehlt der Ausschuss, den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Herrenwiesenstraße, Nr. 2.40 den Vorlagen entsprechend zu fassen.
"Das Areal bietet sich aufgrund seiner Lage inmitten des Siedlungskörpers des Stadtteils Neckarelz für eine Nachnutzung durch Wohnungsbau an", heißt es in der Beschlussvorlage, damit könnte dem von der Stadt Mosbach intensiv verfolgten Ziel der Innenentwicklung weiter Rechnung getragen werden. Beraten wird das Projekt neben anderen Themen in der Gemeinderatssitzung am 28. Juli (siehe gesonderter Beitrag).