Vierteljahr Funkstille auf den Bahngleisen
Vom 2. Juli bis 8. Oktober verkehrt kein Zug im Neckartal.

Von Jutta Biener-Drews
Hirschhorn/Eberbach/Mosbach. Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach der letzten großen Bahnstreckensperrung im Neckartal steht Zugreisenden jetzt wieder eine bevor. Gut drei Monate lang, vom 2. Juli bis 8. Oktober, wird diesmal der S-Bahnverkehr zwischen Neckargemünd und Eberbach komplett eingestellt und der Regionalexpress RE10a nach Bad Friedrichshall von Neckargemünd über Sinsheim umgeleitet.
Die DB hat sich viel vorgenommen für dieses Vierteljahr. Sie wird an mehreren Stellen steile Felswände bearbeiten, wird den Untergrund der Gleise sanieren — und sie wird eine nagelneue Brücke bauen. Kostenpunkt: rund 14 Millionen Euro. Damit die Fahrgäste dabei nicht auf der Strecke bleiben, rollen in dieser Zeit ersatzweise Busse durchs Neckartal, die es an Schnelligkeit mit den Schienenfahrzeugen bekanntlich aber nicht aufnehmen können. Je nach zurückzulegender Distanz, wird man in diesen Monaten um einiges länger unterwegs sein und neue Zeitpläne stricken müssen.

Dickster Brocken auf der Großbaustelle ist der Neubau der in die Jahre gekommenen Eisenbahnbrücke über die Hainbrunner Straße in Hirschhorn. Längst wird im Umfeld des alten Stahlkolosses kräftig Erde bewegt und gegraben, der Autoverkehr wird vorläufig noch per Ampelregelung durchgeschleust. Die hessische "Neckarperle" wird sich demnächst aber auf erhebliche Verkehrsbehinderungen und Umleitungen einstellen müssen. Allein diesen neuen Brückenschlag wird sich die DB nach Auskunft einer Sprecherin 10,5 Millionen Euro kosten lassen.
Im Bereich der Hirschhorner Schleuse entlang des Neckarbogens soll auf 400 Metern Länge eine sogenannte Felsberäumung vorgenommen werden. Dabei hangelt sich ein Trupp ausgebildeter Kletterer an den steilen Felswänden hoch über den Bahngleisen entlang und holt mit Kettensägen neuen Baumbewuchs aus den Sandsteinspalten. Loses Gestein, das der Strecke gefährlich werden könnte, wird entfernt oder gesichert.
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Auch die Felswand in Neckarsteinach, wo Ende Januar ein Hangrutsch niedergegangen ist, wird bei dieser Gelegenheit sprichwörtlich auf mögliches Gefahrenpotenzial hin abgeklopft und stabilisiert. 15 000 Euro will die DB sich auch das kosten lassen.
Zwischen Neckargemünd und Zwingenberg will die DB außerdem am Gleisuntergrund arbeiten, um die Gleise auf lange Sicht stabil zu halten. Anders als im Jahr 2016, als auf dieser Strecke Weichen und die Gleise selbst erneuert wurden. Eine Investition in die Schieneninfrastruktur, die damals mit rund 20 Millionen Euro zu Buche schlug. Dass die Bahn im Neckartal in relativ kurzem Abstand baulich so weit ausholt, hat der Sprecherin zufolge "betriebliche Gründe". So sei man bei der Baumaßnahme vor fünf Jahren auf die Hirschhorner Brücke angewiesen gewesen. "Hätte die Deutsche Bahn die Maßnahmen in einem Jahr kombinieren wollen, so wäre eine wesentlich längere Sperrzeit nötig gewesen", heißt es aus Stuttgart.
Für Bahnpendler bedeutet das konkret: Ab 2. Juli sind zwischen Neckargemünd und Eberbach nur noch Bauarbeiter auf den Gleisen unterwegs. S1/S2 fallen aus, die Regionalzüge RE10a zwischen Neckargemünd und Bad Friedrichshall werden über Sinsheim umgeleitet. Zwischen Mosbach-Neckarelz und Bad Friedrichshall verkehren dafür mehr Eilzüge der AVG. Fahrgäste aus Mosbach in Richtung Heidelberg können auch mit dem Regiobus 899 von Neckarelz nach Aglasterhausen fahren und dort in die S-Bahn in Richtung Heidelberg umsteigen.
Über den Schienenersatzverkehr (SEV) und die Verlängerung der Fahrzeiten können sich Fahrgäste bei der Deutschen Bahn die Verbindungen mit Echtzeitinformationen in der Reiseauskunft auf m.bahn.de, in der DB Navigator-App und bei www.bahn.de/Reiseauskunft abrufen. Die Bahn empfiehlt, gegebenenfalls eine frühere Verbindung zu wählen.