Stadt erlaubt draußen erneut mehr Tische
Die Sonderregel gilt zunächst bis Ende 2021. Allerdings können Restaurants auch eine Verlängerung beantragen, die "großzügig geprüft" werden soll.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Fast sieben Monate mussten Restaurants, Bars und Cafés geschlossen bleiben – seit zwei Wochen dürfen sie nun wieder Gäste empfangen. Und weil Heidelberg diesen Samstag die Öffnungsstufe 2 der Corona-Verordnung erreicht, abends nun sogar eine Stunde länger bis 22 Uhr. Um der gebeutelten Branche unter die Arme zu greifen, ermöglicht die Stadt den Gastronomiebetrieben wieder, wie schon 2020, unbürokratisch ihre Flächen im öffentlichen Raum für Außengastronomie zu erweitern. Und das bleibt für sie kostenlos, denn erneut erlässt die Stadt die sonst üblichen Gebühren für die Außenbewirtschaftung.
Also werden nun wieder ganz neue Orte bestuhlt, Parkflächen umgewidmet, und sogar auf der Alten Brücke dürfen einige Tische des "Kleinen Spaniers" stehen. Das Angebot komme bei den Gastronomen sehr gut an, erklärt ein Stadtsprecher. 106 Betriebe haben bislang einen Außenbereich einrichten oder erweitern können. Befristet ist die coronabedingte Reglung bis 31. Dezember 2021. Doch Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson erklärt auf RNZ-Anfrage, dass es bereits Anträge einiger Gastronomen gebe, die Erweiterung zu verstetigen. "Wir werden das großzügig prüfen", verspricht Erichson, man müsse aber stets auch etwa Anwohnerinteressen berücksichtigen.
In Rohrbach sei es beispielsweise bereits zu Interessenskonflikten zwischen Anwohnern und der Gastronomie gekommen. Betroffen ist die "Traube" in der Rathausstraße 75. Inhaber und Küchenchef Ole Hake hätte gerne mehr Gäste als in Nicht-Corona-Zeiten draußen bewirtet, wenn das Restaurant am 1. Juli wieder öffnet. 20 zusätzliche Gäste im Gehwegbereich vor den Hausnummern 65 und 67 konnten so im vergangenen Jahr bewirtet werden. "Das wurde toll angenommen", berichtet Hake. Doch dieses Jahr wird daraus nichts. Denn Anwohner haben gegen die Bestuhlung Widerspruch eingelegt – und laut Erichson muss die Stadt dem nachgeben. "Das ist ein absolutes Unding", ärgert sich Hake. Von städtischer Seite aus sei die erweiterte Außenbestuhlung bereits genehmigt gewesen. "Wir sind aus allen Wolken gefallen, als das wieder zurückgezogen wurde." Dabei habe er sich sehr bemüht, die Anwohner mit ins Boot zu holen. "Ich habe ihnen Wein und hausgemachte Cantuccini gebracht und sie eingeladen, bei uns zu essen." Vergebens.
Für Hake und die Traube sei das ein Schlag ins Gesicht. Denn: "Es ist existenziell notwendig, diese Bestuhlung zu machen, dass wir Umsatz machen können." Nach der monatelangen Zwangsschließung sei man schlicht darauf angewiesen. Zumal die reguläre Außenbestuhlung aufgrund der Abstandsregelungen reduziert werden musste – von 20 auf nur noch zwölf Plätze.
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Deshalb will Hake nicht kampflos aufgeben. Per E-Mail an die Stadtverwaltung erhob er Einspruch gegen die Entscheidung. Erichson erklärt aber, dass der Stadt die Hände gebunden seien. Die Ordnungsbehörde sei nach Eingang des Widerspruchs zu dem Ergebnis gekommen, dass sie diesem stattgeben muss – "weil die Außenbewirtschaftung die Anwohner unzumutbar beeinträchtigt", so Erichson.