Energiewende

Verein Metropol-Solar legt Strategie vor

Der Verein MetropolSolar sieht den Schlüssel für eine andere Umweltpolitik im Abbau der Hemmnisse für Wind- und Solaranlagen

29.03.2021 UPDATE: 30.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Daniel Bannasch während eines Vortrags zur Energiewende. Foto: SMA Solar Technology AG

Von Sabine Hebbelmann

Rhein-Neckar. Die Zeit scheint reif: Die Klimakrise spitzt sich zu und fordert schnelle Lösungen. Zugleich sind die Kosten für Fotovoltaik und Windenergie rapide gesunken. "Der Ausbau muss jetzt massiv beschleunigt werden. Dafür brauchen wir die richtigen Konzepte, die auch das Potenzial haben, viral zu gehen", betont Daniel Bannasch. Bereits im Februar 2020 hat er mit dem Verein MetropolSolar ein "Solarstrategie"-Papier vorgelegt. Es skizziert einen Weg zu 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2030.

Auch wenn dieses Ziel mehr als ambitioniert klingt, findet es aktuell gewichtige Fürsprecher. So haben sich ein gutes Dutzend Verbände und Vereinigungen zum "Runden Tisch Erneuerbare Energien" zusammengefunden, und international anerkannte Wissenschaftler und Vordenker haben eine entsprechende Erklärung verfasst.

Aber der Reihe nach: Im Mai 2006 hatten Energie-Akteure aus dem Rhein-Neckar-Raum in Mannheim eine Dachorganisation für erneuerbare Energien gegründet: den Verein MetropolSolar Rhein-Neckar. Eingeladen waren alle, die an einer vollständigen Umstellung auf erneuerbare Energien, insbesondere im Rhein-Neckar-Raum, mitwirken wollten.

Der Diplom-Volkswirt Daniel Bannasch, Geschäftsführender Vorstand von MetropolSolar, ist mit seinem Vortrag "Energiewende auf dem Bierdeckel" seit Jahren auch bundesweit unterwegs und erklärt unermüdlich, warum die Energiewende nicht so kompliziert ist, wie sie gemacht wird.

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Im Zentrum des Solarstrategie-Ansatzes steht die Sonne – ein schier unerschöpfliches Energiereservoir, das derzeit "noch überwiegend über den umständlichen, teuren und klimaschädlichen Umweg über fossile Energien genutzt wird". Dabei könnte es so einfach sein. "Die Sonne, mein Modul und ich", bringt Bannasch die Formel auf den Punkt.

Er setzt auf den raschen Durchbruch, auf die disruptive Kraft der Erneuerbaren, und leitet diese aus der Entwicklung der Technikkosten her. "Gegen den Preisvorteil hat die alte Energie- und Mobilitätswirtschaft keine Chance", ist er überzeugt. Bei Erzeugungskosten von fünf bis zehn Cent pro Kilowattstunde (kWh) ist Fotovoltaik auch für Privatleute attraktiv, zumal wenn der Strom aus der Steckdose 30 Cent/kWh kostet.

Die Zukunft ist elektrisch, sagen Experten. Fossile Heizungen werden durch Wärmepumpen ersetzt, Autos mit erneuerbarem Strom angetrieben. Sofern die Politik die rechtlichen Voraussetzungen dafür schafft, könnten die leistungsfähigen Batterien der Fahrzeuge in Zukunft auch als Stromspeicher genutzt werden. Für all das braucht es deutlich mehr Strom als heute und der muss erneuerbar und emissionsfrei sein, betont Bannasch. "Jedes Dach, jede Heizung, jedes Fahrzeug zählt."

Der Solarausbau geht ihm viel zu langsam. An den benötigten Flächen liegt es nicht: Die könnten problemlos bereitgestellt werden, rechnet er vor und erteilt der verbreiteten Aussage, Deutschland könne sich nicht erneuerbar selbst versorgen, eine klare Absage. PV-Anlagen ließen sich an Balkonen, auf Dächern, an Fassaden, auf Parkplätzen und Gewerbehallen anbringen.

Und es gibt weitere Möglichkeiten: Fotovoltaik-Anlagen auf und über Agrar- und Brachflächen könnten dabei helfen, den Ausbau – mit wenigen Fachkräften – schnell und günstig voranzutreiben. Auf gut 20.000 Quadratkilometern werden in Deutschland heute sogenannte "Energiepflanzen" angebaut. Diese Fläche ließe sich deutlich umweltschonender und effizienter mit Modulen nutzen, ist er überzeugt. Bereits die Hälfte, also 10.000 Quadratkilometer, wäre ausreichend, um 1000 Gigawatt an Fotovoltaik-Leistung zu installieren.

Die Sonne scheint aber nicht das ganze Jahr über gleichmäßig, und Langzeitspeicher sind teuer. Daher plädiert Bannasch für einen Mix aus Fotovoltaik und Windkraft, die sich saisonal gut ergänzen. Doch nicht nur bei Solar, auch bei der Windkraft hakt es massiv. Der Volkswirt erinnert an die 2017 eingeführten wettbewerblichen Ausschreibungen für Windenergie- und große Solaranlagen.

Gut für große Energieversorger, aber schlecht für die dezentrale Energiewende und für Bürgerenergiegenossenschaften, für die die Teilnahme an teuren und komplizierten Ausschreibungen oft schwer zu leisten ist, findet er. "Ausschreibungen haben nicht dazu beigetragen, die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien billiger zu machen, aber die Ausbaumengen wurden dadurch politisch begrenzt", bemerkt Bannasch. Durch die Ausschreibungen wurde auch das "Akzeptanzproblem" der Windkraft befördert. "Mit gut gemachten bürgerschaftlichen Windstromprojekten haben die Leute oft keine Probleme, denn das sind dann die eigenen Windräder und die eigenen Gewinne", sagt Bannasch. "Wenn aber der fremde Investor kommt und setzt einem die Dinger vor die Nase, dann habe ich ein Akzeptanzproblem."

Bannasch regt an, die Energiewende lokal und regional zu denken. Eine Befreiung von lokal erzeugter und genutzter Energie von Bürokratie, Steuern und Abgaben in "Lokalen Freihandelszonen" würde den Umbruch massiv beschleunigen. "Der Abbau der Hemmnisse für Wind und Solar, das ist der Schlüssel zur Energiewende."

Info: Weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter den Adressen www.energiewende-2030.de und www.global100restrategygroup.org.

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