Wie geht es weiter mit dem Betriebshof?
Stadt und RNV stellten überarbeitete Pläne vor: Es soll einen überdachten Gebäudekomplex und einen Park in Bergheim geben. Wohnraum ist derzeit nicht vorgesehen.

Von Julia Lauer
Heidelberg. Die Planungen zum Betriebshof gehen voran: Stadt und Rhein-Neckar-Verkehr GmbH haben ihr Konzept am Donnerstagabend auf einer Online-Veranstaltung vorgestellt. Rund 230 Teilnehmer verfolgten die Präsentation und brachten sich im Chat mit zahlreichen Fragen ein. Vor allem die dezentralen Abstellflächen für Bahnen in Rohrbach Süd standen dabei im Zentrum des Interesses. Nachdem die im Juli vorgestellten Pläne Kritik hervorgerufen hatten, wurde hier nachgebessert. Die wichtigsten Fragen in Kürze.
Warum wird der Betriebshof nicht einfach außerhalb des Stadtzentrums gebaut? "Weil der Gemeinderat das so entschieden hat, das stellen wir nicht in Frage", sagte Annette Friedrich, Leiterin des Stadtplanungsamtes. Der Gemeinderat hatte sich im Herbst 2019 gegen eine Verlagerung auf den Ochsenkopf und für einen Verbleib am Altstandort ausgesprochen. Die Stadtverwaltung ist mit der Umsetzung beauftragt – unter Beachtung zahlreicher Vorgaben.
Wie soll der Betriebshof am Altstandort an der Bergheimer Straße aussehen? Geplant ist ein Betriebshof, der komplett überdacht ist. Der nahezu quadratische Gebäudekomplex soll sieben bis acht Meter hoch, das Dach begrünt sein. Im Bereich der Emil-Maier-Straße ist entlang des Gebäudes ein breiter Grünstreifen vorgesehen. In den Räumlichkeiten zur Karl-Metz-Straße hin sind im Erdgeschoss laut Friedrich Nutzungen denkbar, "die in den öffentlichen Raum hinausspielen und dort auch Attraktivität und Verbindung zum Landfriedgelände schaffen".
Entsteht Wohnraum auf dem Gelände des Betriebshofs? Auf dem Gelände des Betriebshofs ist kein Wohnraum vorgesehen – in den im Sommer vorgestellten Plänen war dies noch eine Option. Die Stadt schlägt stattdessen vor, neuen Wohnraum im Rahmen der Entwicklung des Dezernat-16-Geländes zu schaffen, das von den Planungen des Betriebshofs unberührt bleibt. Hierfür liegt jedoch noch kein konkreter Entwurf vor.
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Welche Kapazität hat der Betriebshof? Am Altstandort in Bergheim sollen künftig 32 Stadtbahnen und 30 Busse unterkommen. "Es wird deutlich, dass wir den Bedarf nicht an der Bergheimer Straße decken können", sagte Frank Dommasch, Bereichsleiter Infrastruktur bei der RNV. Denn in den kommenden Jahren kommen weitere Fahrzeuge hinzu. Bis 2040 sollen 50 Stadtbahnen (heute 38) und 57 Busse (heute 48) durch Heidelberg fahren. Nicht nur für die Umbauphase, sondern auch auf Dauer sind deshalb weitere Abstellflächen im Stadtgebiet nötig.
Wo sollen die Abstellflächen entstehen? Während die 27 Wasserstoff-Busse künftig am Wieblinger Weg parken sollen, sind für die Bahnen zwei Varianten denkbar: Sie könnten an der Berufsschule in Wieblingen oder im Bereich der Haltestelle Rohrbach Süd parken.
Wie sieht die Rohrbacher Variante aus? Die für Rohrbach angedachte Abstellanlage umfasst inklusive Mitarbeiterparkplätzen etwa 5000 Quadratmeter. Nach den aktuellen Planungen soll sie komplett innerhalb des im Bebauungsplan erfassten Geländes liegen – dort war ein Park-and-Ride-Parkplatz geplant. Diese Variante ist die Präferenz von Stadt und RNV – nicht nur, weil sie kostengünstiger ist und mit weniger Leerfahrten einhergeht. "Auch in Sachen Ökobilanz spricht vieles für Rohrbach Süd", sagte Dommasch. Bei dieser Lösung bliebe auch eine Grünzeile mit wichtigen Gehölzstrukturen erhalten.
Was bedeutet das für die Lärmbelastung? Durch die direkte Anbindung an die Bahnlinien 23 und 24 fielen Leerfahrten der Bahnen vor und nach dem regulären Betrieb weg, sagte Dommasch. "Deshalb entsteht keine zusätzliche Lärmbelastung."
Sind jetzt alle beruhigt? "Nein, ganz im Gegenteil. Es wird der Eindruck erweckt, als wäre der Standort Rohrbach Süd längst entschieden", sagte Karin Weidenheimer, Vorsitzende des Stadtteilvereins Rohrbach, auf Anfrage. Bemühungen der Stadt, die Bahnen am Betriebshof unter Einbeziehung des Dezernats 16 unterzubringen, seien nicht deutlich geworden. "Genau das war nämlich der Auftrag des Gemeinderates." Sie bemängelt auch, dass das Vorhaben in Rohrbach Süd mit der Zubetonierung einer Fläche für 400 Stellplätze verglichen werde und nicht mit dem Ist-Zustand. "Nur deshalb schneidet Rohrbach besser ab als das Gleislager in Wieblingen." Ihr Verein hatte am Dienstag eine Protestveranstaltung organisiert, zu der rund 80 Menschen kamen. Auch die Bürgerinitiative Ökologische Mobilität kritisiert die Pläne: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass in Bergheim eine Fläche für einen Park entsiegelt wird und in Rohrbach eine sehr viel größere Fläche versiegelt wird", erklärte Karin Weber.