Neckar-Odenwald-Kreis

Nicht überall startete der Online-Unterricht holprig

Weil die Lernplattform Moodle am Montag überlastet war, suchten die Schulen notgedrungen selbst nach Lösungen.

11.01.2021 UPDATE: 12.01.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 37 Sekunden
Wer sich am Montag auf „Moodle“ verließ, erhielt vielerorts nur eine Fehlermeldung. Die Abschlussklassen der Schefflenztalschule dürfen im Wechsel zum Präsenzunterricht in die Aula der Schule kommen. Foto: Markus Hebestreit

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Am gestrigen Montag hat er also wieder begonnen, der Fernunterricht in Corona-Zeiten. Für einige Schüler und Lehrer ging aber am Morgen gar nichts – außer einer Fehlermeldung: "Liebe Schulgemeinschaft, derzeit sind die Moodle-Server des Landes leider überlastet." Der erste Schultag nach den verlängerten Weihnachtsferien begann landesweit mit einem Ruckeln.

Mehrere positive Rückmeldungen hatte Jochen Herkert, Schulleiter des Nicolaus-Kistner-Gymnasiums in Mosbach, am Montagmorgen erhalten. "Läuft tipptopp, alle da, Internet stabil", las er einige Nachrichten vor, die ihn erreichten. Das NKG arbeitet aber nicht, wie fast alle anderen Schulen, über "Moodle", den Bildungsserver des Landes Baden-Württemberg, sondern über "Go2Meeting" und eine Schulcloud. Allerdings wurde im Dezember entschieden, im Frühjahr auf "BigBlueBottom" (ebenfalls vom Land Baden-Württemberg angeboten) umzustellen. Am Montag zeigte sich Herkert aber "verhalten optimistisch", dass der Start in den neuen Corona-Fernunterricht gut gelingt. Dafür habe man auch einiges geändert. So müssen sich alle Schüler um 7.50 Uhr anmelden. Wer das wiederholt nicht macht, dessen Eltern werden telefonisch kontaktiert. Zudem finde deutlich mehr Online-Unterricht als noch im Frühjahr statt. Es fehlen aber die sozialen Kontakte, deshalb habe man auch bei den Klassenlehrerstunden nachjustiert. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass jedes Kind auf dem Schirm bleibt – im doppelten Wortsinn.

"Schule ist ja gerade jede Woche neu zu erfinden", sagte Herkert. Man bemerke aber deutliche Fortschritte seit dem Frühjahr. Auch die Lehrer trauen sich mehr zu – "weil wir jetzt Übung haben, in diesen technischen Unterrichtsformen", so der Schulleiter. "Die Erfahrungen aus dem Frühjahr motivieren uns natürlich auch." Herkert betonte, er sei verhalten optimistisch, "auch durch die vielen Maßnahmen, die wir ergriffen haben". Man versuche, fast den kompletten Stundenplan online umzusetzen; sogar zum Sport treffe man sich virtuell.

Nicht ganz so gut klappte es zum Start an der Gemeinschaftsschule in Obrigheim. "Es funktionierte nicht so gut, wie wir uns das gewünscht hätten. Die Technik machte uns einen Strich durch die Rechnung", berichtete Schulleiterin Andrea Stojan. An der Obrigheimer Gemeinschaftsschule arbeitet man mit "Moodle" und "Jitsi" und Klassenpadlets. Beide Portale waren für viele Schüler und Lehrer nicht zu erreichen. Die Lehrer und Schulleiterin nahmen die Problemlösung dann selbst in die Hand, sprachen sich ab, um vorhandene Kapazitäten zu nutzen, verkleinerten die Gruppen. "So haben dann bis zum Mittag doch noch einige Online-Sitzungen stattgefunden", erzählte Stojan. "Unsere Schüler sind selbstständiges Arbeiten mit Wochenplänen glücklicherweise gewöhnt", berichtete Andrea Stojan. Und die Wochenpläne wurden zum Großteil auch schon in der letzten Ferienwoche verschickt.

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"Ich würde mir natürlich schon wünschen, dass es reibungslos klappt. Wir haben für den Fernunterricht ja auch sehr viel Vorarbeit geleistet", sagte Stojan. Zudem seien auch die alten Wege aus dem Frühjahr wieder aktiviert worden, also Zusendung von Lernpaketen per E-Mail. "Über die Mischform bin ich doch froh. So können die Schüler jetzt wenigstens arbeiten." Für die Abschlussklassen gibt es ohnehin Präsenzunterricht in Wechselform. "Die Abschlussklassen haben wir halbiert und bestellen die Gruppen jeden zweiten Tag für die Prüfungsfächer ein."

Wie der Gemeinschaftsschule Obrigheim ging es gestern wohl vielen Schulen im Land. Das Kultusministerium gab am Vormittag eine Stellungnahme zu den Problemen heraus. "Zum Start des Fernunterrichts heute Morgen haben das Kultusministerium mehrere Rückmeldungen erreicht, dass einige Moodle-Instanzen nicht erreichbar sind, das heißt verlangsamt beantwortet werden oder eine Fehlermeldung erzeugen. Dies führt zeitweise dazu, dass der Login fehlschlägt und sich die betroffenen Personen erneut anmelden müssen", steht darin zu lesen. Das Überlastproblem hätten das Kultusministerium und BelWü umgehend angepackt, indem die großen Moodle-Instanzen von ihren Servern auf neue Pufferkapazitäten ausgelagert wurden.

Markus Hebestreit ist Schulleiter der Schefflenztalschule. Auch hier war Moodle zunächst nicht oder nur begrenzt nutzbar. "Ähnlich war es mit unserer Messenger-App", so Hebestreit. Die Abschlussklassen werden im Wechsel in der Aula unterrichtet, darüber ist Hebestreit nun froh. "Man hat montagrüh einfach gemerkt, dass alle Systeme an ihre Belastungsgrenze kamen." Moodle wird vor allem genutzt, um Materialien bereitzustellen – und viele Schüler haben sie sich wohl schon im Vorfeld heruntergeladen. "Aber der direkte Austausch in Echtzeit ist ausgefallen", erklärte Hebestreit. Das Kultusministerium habe die Schulen zwar vorbereitet, "aber dass es heftig wird, habe ich nicht erwartet." Und das nachdem man nur eine Woche hatte, um sich überhaupt auf den Schulstart nach den verlängerten Weihnachtsferien vorzubereiten. "Den Schulen wurde wieder großer Handlungsspielraum eingeräumt. Das ist einerseits gut, weil es individuelle Lösungen zulässt, andererseits bedeutet es auch eine sehr große Verantwortung für die Schulen."

Die Grundschüler der Schefflenztalschule können zwar auch über die Schul-App lernen, sie erhalten aber vorrangig Lernpakete in Papierform. Auch Schülerinnen und Schüler, deren Internetverbindung nicht stark genug ist, dürfen sich ausgedruckte Pakete abholen. "Es gibt durchaus Schüler, die an Grenzen stoßen, weil das Internet nicht leistungsstark ist. Das sind Einzelfälle, aber die gibt es", so Hebestreit weiter.

Im Auguste-Pattberg-Gymnasium in Neckarelz ging "bis 10 Uhr fast gar nichts", wie Schulleiter Dr. Thomas Pauer berichtete. Danach hätten sich die Systeme aber erholt. "Es ist schade, dass da vom Land nicht so vorgearbeitet wurde, dass es reibungslos klappt, wenn alle Schulen ans Netz gehen", so der Schulleiter. Auch hier waren dann die kreativen Lösungen von Schulleitung und Lehrkräften gefragt. "Wir versuchen gerade, parallel auch nach anderen Kontaktwegen zu suchen." Die Klassenlehrerstunden seien ohnehin zu verschiedenen Zeitpunkten geplant gewesen, von daher haben die meisten stattfinden können.

Im Gegensatz zum ersten Lockdown im vergangenen März sei die Verbindlichkeit des Online-Unterrichts dieses Mal größer. "Wenn Online-Unterricht stattfindet, wird auch die Anwesenheit geprüft", berichtete Pauer. Dieses Mal ist der Stoff, der im Lockdown behandelt wird, auch notenrelevant. Klassenarbeiten können in Präsenz stattfinden. Aber trotz der technischen Anlaufprobleme habe er das Gefühl, dass sich alle Schüler mitgenommen fühlen. Auch wenn’s mal ruckelt.

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