Das ist der Siegerentwurf für das Grundstück "Schafweide"
Siegerentwurf für die Wohnbebauung präsentiert - Architekten wollen Lärmbelastung Rechnung tragen - Zentrale Lage, aber viel Verkehr

Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. "Harte Schale, weicher Kern", so beschrieb Klaus Elliger vom Fachbereich Stadtplanung den aus dem Investoren- und Planungswettbewerb hervorgegangenen Siegerentwurf für das 5200 Quadratmeter große städtische Grundstück "Schafweide" in der Neckarstadt-Ost an der Friedrich-Ebert-Brücke. Eingereicht haben ihn Brutschin Wohnungsbau aus Waiblingen und Steinhoff/Haehnel Architekten aus Stuttgart. Stimmt der Gemeinderat zu, kann der Kaufvertrag geschlossen und mit den Planungen im nächsten Jahr begonnen werden.
"In 2022 würden wir gern loslegen und rechnen mit zwei- bis zweieinhalb Jahren Bauzeit", erklärte Projektentwickler Christos Timiliotis, der ebenso wie Architekt Roland Haehnel zur Präsentation des Siegerentwurfs nach Mannheim gereist war. Entstehen soll nach ihren Worten ein grüner Stadtbaustein mit über 100 Wohneinheiten. Das Ganze wird in modularer Holz-Hybridbauweise errichtet.
Neben dem Mix verschiedener Eigentums- und Wohnformen – darunter mindestens 30 Prozent Mietwohnungen im preisgünstigen Segment – hatte die Stadt weitere Wünsche auf den Bestellzettel geschrieben: eine Kindertageseinrichtung, die Begrünung von Fassaden und Dächern, die Einbeziehung von Mobilitätskonzepten sowie die Nutzung erneuerbarer Energien. Auch kleinere Gewerbeeinheiten hält man an dieser Stelle für sinnvoll.
Über einen Zeitraum von zwölf Stunden beriet die Fachjury laut Baubürgermeister Lothar Quast (SPD) über den Sieger. Direkt am Neckar und zugleich in Innenstadtnähe verortet, handle es sich städtebaulich gesehen um ein Filetstück. "Aufgrund der zentralen Lage haben wir es an dieser Stelle jedoch auch mit einem hohen Verkehrsaufkommen zu tun", beschrieb der Architekt die planerische Herausforderung, baulich auf die Lärmbelastung zu reagieren. Doch statt einer massiven Blockrandbebauung entlang der Straßenführung favorisieren Steinhoff/Haehnel Architekten eine Außenkante in leicht geschwungener L-Form und integrieren in die Fassade kleine Laubengänge mit grünen Akzenten zur Straße hin. "Das Grün ist insgesamt sehr präsent", lobte Elliger mit Blick auf Gemeinschaftsflächen und begrünte Terrassen und Pflanzbereiche auf allen Geschossen, die sich über den Innenhof zum Neckar hin abtreppen.
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Als komplex bezeichnete er die planerische Aufgabe auch deshalb, weil sich der neue Stadtbaustein harmonisch in ein Umfeld einfügen muss, das sich nicht einheitlich darstellt: Die Berufsschulen auf der einen, das Klinikum auf der gegenüberliegenden Seite prägen das Bild ebenso wie die in Sichtweite liegende drei Hochhäusern als Teil der Neckaruferbebauung Nord. Auf dem Grundstück "Schafweide" selbst entsteht als Solitär zudem am südöstlichen Zipfel an der Friedrich-Ebert-Brücke das neue Gebäude des SWR-Studios Mannheim-Ludwigshafen mit einem Gesamtflächenverbrauch von 1548 Quadratmetern.
An der mit dem ersten Preis ausgezeichneten Arbeit überzeugte die Fachjury die in modularem Holzbau gestaffelten Gebäude mit flexiblem Grundriss-System. Außerdem lasse die Anordnung der Gebäude viele Blickbeziehungen in Richtung Fluss zu. Im Erdgeschoss zur Straße hin ist Platz für gewerbliche Nutzung vorgesehen. Die Kindertageseinrichtung wird im Erdgeschoss des rückwärtigen Gebäudes verortet.
"Am Ende ist der Auftraggeber der Gewinner", stellte Quast zum gewählten Verfahren der Ideenfindung fest. Wie schon bei der Nachnutzung des Collini-Centers war nicht der maximale Grundstückerlös das Maß der Dinge, sondern die Konzeptqualität.
Info: Alle Arbeiten sind unter www.mannheim-gemeinsam-gestalten.de einsehbar.



