So geht es auf der Baustelle für das "Schulzentrum West" voran
Auf 26,4-Millionen-Euro-Baustelle geht’s mehr und mehr an den Innenausbau - Schule und Halle bis Mai 2021 fertig

Von Günther Grosch
Weinheim. Etwa alle sechs Monate lädt die Stadt Weinheim die Medien zum Rundgang über die Baustelle des "Schulzentrums West" ein, damit diese sich einen Überblick über den "Lern"- beziehungsweise Baufortschritt bei Weinheims derzeit teuerstem Hochbauprojekt machen kann. Dieses wird wohl mit rund 26,4 Millionen Euro zu Buche schlagen. Etwas weniger als zwölf Monate vor dem Beginn des "Startschuljahrs", der für den 13. September 2021 im Kalender steht, lässt das aktuelle "Halbjahreszeugnis" von Architekt Thomas Baier und Peter Zschippig, dem Leiter der Hochbauabteilung im Amt für Immobilienwirtschaft, keine "Nichtversetzungsgefahr" erkennen.
Sowohl was den zeitlichen als auch den finanziellen Rahmen betrifft, gab es für das rund 6700 Quadratmeter große Schulgebäude mit einem umbauten Raum von etwa 40.000 Kubikmetern ein mündliches "sehr gut bis gut". Bei der kürzlich abgehaltenen Sitzung der Baukommission schlug die Stadtverwaltung sogar schon die Nägel für die Fertigstellungs- und Einzugstermine ein. Demnach ist die Möblierung auf März 2021 terminiert. Die Gesamtfertigstellung der künftigen Heimat von Albert-Schweitzer-Grundschule und Johann-Sebastian-Bach-Schule ist für April 2021 geplant. Die Dreifeld-Sporthalle für den Schul- und Vereinssport soll einen Monat später betriebsbereit sein.

Probebetrieb schon im Frühjahr?
"Dann könnte eine probeweise Inbetriebnahme etwa Anfang Mai bis Mitte Juni und damit noch vor den Sommerferien stattfinden", so Stadtsprecher Roland Kern. Für Zschippig und Baier besonders wichtig: Dass mit Beginn der Schlechtwetterperiode die Gebäudehülle geschlossen ist und der Innenausbau zügig fortgeführt wird. "Wir sind mit den ausführenden Firmen sehr zufrieden", schrieb Baier auch deren Beschäftigten Bestnoten ins Arbeitszeugnis. Nach Abstimmungen untereinander wurde an mehreren Gewerken gleichzeitig gearbeitet: "Es gab Zeiten, in denen bis zu 30 Menschen auf der Baustelle beschäftigt waren."
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Was gibt es gegenüber dem letzten Rundgang an Neuem zu berichten? Mit am wichtigsten: Die mehr als einen halben Meter dicke Abdichtung des Dachs mit 30 Zentimetern Dämmung, einer fünf Zentimeter dicken Styroporschicht, Vlies und circa 20 Zentimetern Granulat ist abgeschlossen. Bei Starkregen wird hier Wasser gespeichert und peu à peu in die Kanalisation abgegeben.
Genehmigt ist mittlerweile auch der Einbau einer Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 100 Kilowatt in der Spitze. Betrieben wird sie von den Stadtwerken Weinheim. Aktuell werden die Fassaden- und Verglasungsarbeiten ausgeführt. Mit etwas Fantasie kann man sich anhand der zum Teil noch verpackten, gelb lackierten Mäanderbleche ein Bild vom künftigen Erscheinungsbild der Schule machen.
Im Innenausbau sind bereits die meisten Trockenbauwände halbseitig aufgestellt. Sobald die Technik eingebaut ist, werden sie geschlossen. Die Elektro-, Lüftungs- und Sanitärarbeiten sind zu etwa 75 Prozent fertig. "Großkomponenten wie Lüftungsgeräte und Heizungszentrale werden derzeit aufgebaut. Parallel dazu haben die Schlosser- und Estricharbeiten begonnen", erklärt Zschippig.
In jedem Klassenzimmer sind jeweils zwei Lüftungsöffnungen eingebaut, die – über einen automatischen Kohlenstoffdioxid-Messwert – im Dauerbetrieb die verbrauchte Luft austauschen und Frischluft zuführen. "Was allerdings keine Anpassung an Corona ist, sondern schon vorher geplant war", erläutert Architekt Baier. Kein Schulhausneubau werde künftig auf eine solche Lüftungsanlage verzichten können.

Eine Besonderheit bieten auch die rund 110 Meter langen und drei Meter breiten Flure. Sie haben eine Fußbodenheizung, sodass die Schüler auf dem Boden sitzen und sich dabei austauschen können. "Nur die Flure in der Bonhoefferschule sind mit 180 Metern noch länger", sagt Zschippig. Ihre modernen Dimensionen erahnen lässt auch die künftige Lehrküche. Alle Böden erhalten einen Naturkautschukbelag. Auf dem neusten Stand sind auch die Schiebetüren, die in die Innenhöfe führen. Damit sich beim Schließen niemand einklemmt, sind sie mit einem "Speedlimiter" versehen, der ein abruptes Zuschnappen verhindert. Im oberen Stockwerk verhindern Stahlgitternetze vor den zum Lüften geöffneten Türen den Absturz.
Im Kontrast zu den in Sichtbeton ausgeführten Wänden sorgen Holzelemente für Wohlfühlatmosphäre. Die Mensa wird von beiden Schulen genutzt und bietet Platz für je 60 bis 70 Schüler, die hier essen – bei Bedarf zeitversetzt. Gegessen werden kann aber auch in dem Bereich des Hofs vor der Mensa. Geheizt werden die drei Gebäudeteile mit Pellets. Diese sind in einem vier Meter tiefen und im Durchmesser sechs Meter messenden Bunker deponiert. Im Normalfall deckt diese Heizung die Grundlast ab. Bei Tiefsttemperaturen wird ein Gaskessel zugeschaltet.
Große Glasflächen bis hinunter auf Straßenniveau kennzeichnen die zur Breslauer Straße gelegene und aus Lärmschutzgründen dreieinhalb Meter unter die Straße gelegte Sporthalle. Für Sonnenschutz und Verschattung gegen eine etwaige Blendwirkung ist ebenfalls gesorgt. An Schultagen steht die Halle den Schulen bis 16 Uhr zur Verfügung. Danach und am Wochenende sind die Vereine am Zuge. Eine Empore fasst bis zu 200 Zuschauer. Imposant erscheinen die neun, jeweils 30 Meter langen, tonnenschweren Stahlträger: Sie tragen das Dach der Sporthalle.
Der Haupteingang der Schulen ist von hohen Eichen umsäumt. Hier ist künftig ein Außenspielbereich für die Grundschüler, die sich auf Kletterelementen austoben können. Weil sich in dieser Gegend einst der Neckar durch die Ebene wand und der Baugrund entsprechend stabiliert werden muss, wurden unter die Gebäude 90 Betonsäulen zu je 15 Metern Länge eingezogen.
Auf rund eineinhalb Millionen Euro beläuft sich die Gestaltung der Außenanlagen, die am Schluss drankommen. Von Januar 2021 an soll die neue Zufahrtsstraße samt Parkplätzen erstellt werden. Hier gibt es eine markierte Zone, in der Schüler die "Elterntaxis" gefahrlos verlassen können. Baier und Zschippig sehen der Zukunft gelassen entgegen. "Sowohl bei den Terminen als auch bei den Kosten liegen wir im Plan", so der Architekt. "Stand heute bleiben wir sogar darunter", sagt Zschippig: "Das ist eine positive Auswirkung der Pandemie. Eine Zeit lang sah es wegen der überhitzten Baukonjunktur nicht danach aus. Jetzt aber haben sich die Preise entspannt."