Mit Paulinas Geburt endet die Geschichte der Geburtshilfe in Mosbach
Am Montagmorgen erblickte das letzte Baby am Krankenhaus Mosbach das Licht der Welt - Geburtshilfe-Station geschlossen

Von Heiko Schattauer
Mosbach. Für die einen stehen die Zeichen auf Rückkehr, für die anderen auf Abschied. Während sich seit Montag die Türen kleiner Geschäfte wieder öffnen dürfen, sind die des Mosbacher Kreißsaals seit Montagfür immer geschlossen. Das Ende kam (noch) schneller als geplant, mit Ablauf der Osterferien lief auch die Zeit der Geburtshilfe-Station am Standort Mosbach der Neckar-Odenwald-Kliniken ab. Das "Angebot" wurde bis zum Schluss genutzt, denn Paulina, das letzte in Mosbach geborene Kind, scherte sich nicht groß um Termine und Vorgaben – und erblickte erst am Montagmorgen, punkt 0.07 Uhr, das Licht der Welt. Knapp sechs Stunden später wurde die Geburtshilfe-Station dann offiziell geschlossen.
Ursprünglich war in Umsetzung des Maßnahmenpakets zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Kliniken vorgesehen, die Abteilung Geburtshilfe/Gynäkologie Ende April in Mosbach zu schließen, oder positiver formuliert: sie am Standort Buchen zu konzentrieren. Die Entwicklungen der Corona-Krise mitsamt personellen Engpässen haben die vom Kreistag im Januar mehrheitlich goutierte Planung forciert. Seit Montag wird nun also die Geburtshilfe-Station nach und nach geräumt, die gynäkologische Abteilung besteht zumindest noch bis einschließlich 30. April.

Auf Station G5 herrscht demnach neben der Freude über die zuletzt allesamt glücklichen Geburten große Wehmut. Unzählige Leben haben hier in den vergangenen Jahrzehnten ihren Anfang genommen, unzählige Geschichten von bewegenden, überwältigenden oder auch dramatischen Geburten wurden hier geschrieben. Seit Anfang des Jahres war dann klar: Die Geschichte der Station Geburtshilfe/Gynäkologie in Mosbach wird nicht fortgeschrieben, in Umsetzung des beschlossenen Struktur- und Maßnahmenplans zur Verbesserung der desaströsen wirtschaftlichen Lage der Neckar-Odenwald-Kliniken wird das Buch hier zugeklappt. An den Kliniken gibt es künftig nur noch eine Geburtshilfe/Gynäkologie – und zwar am Standort Buchen.
"Das ist emotional natürlich extrem einschneidend", räumte Chefarzt Dr. Winfried Munz am Montag gegenüber der RNZ ein, "vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die schon viele Jahre hier auf dieser Station engagiert sind." Die Auflösung der Abteilung am Krankenhaus in Mosbach sei aber auch für ihn selbst ein "sehr trauriger Akt", so Munz weiter, "der mir in der Seele weh tut."
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Schließlich sei er angetreten, beide Stationen zu erhalten, was aber aufgrund eines "schrecklichen politischen Drucks" letztlich nicht möglich gewesen sei. Die vorzeitige Schließung der Geburtshilfe in Mosbach sei nun einem – aufgrund der Corona-Krise verschärften – Personalmangel geschuldet gewesen.
Dass die letzten Geburten in Mosbach allesamt erfolgreich verlaufen seien, stimmt Dr. Munz ein wenig versöhnlich. Ebenso wie das positive Feedback, das Ärzte, Hebammen und weitere Mitarbeiter auf der Station laut Chefarzt bis zuletzt erhalten haben. "Das hat sich die G 5-Mannschaft auch verdient", so Munz.
Die Mitglieder dieser Mannschaft gehen nun offenbar unterschiedliche Wege. Ein Teil der Hebammen wird anderswo tätig sein, ein Teil am Krankenhaus Buchen. Die Stationsschwestern wiederum sollen zunächst auf der neuen Wahlleistungsstation, die ab 1. Mai anstelle der Geburtshilfe/Gynäkologie im obersten Geschoss des Mosbacher Krankenhauses betrieben wird, arbeiten. Und auf Wunsch nach und nach in der Geburtshilfe-Station am Standort Buchen integriert werden, wie der Chefarzt weiter ausführt.
"Das wird ein gemischtes neues Buchen-Mosbach-Team", schildert Oberarzt Dr. Rolf Völckel, der am frühen Montagmorgen gemeinsam mit Assistenzärztin Maria Novitskaya und Hebamme Larissa Tolnai die letzte Geburtshilfe in Mosbach leisten durfte. Über den Erfolg dieser Leistung freute sich nicht nur die kleine Paulina (3600 Gramm schwer und wohlauf), sondern vor allem auch die Eltern Carolin Schweitzer und Christoph Trummer aus Neckarzimmern.
Die Geburt an sich war für Rolf Völckel und sein Team nichts Außergewöhnliches. Dass mit Paulina das letzte "Mosbacher" Kind geboren wurde, sei ja dann auch erst später klar gewesen, so der Oberarzt. Der Abschluss am Standort Mosbach "ist aber natürlich schmerzlich", gesteht Völckel. 22 Jahre lang hat der Oberarzt am hiesigen Krankenhaus Kindern auf die Welt geholfen. Diese Hilfe wird er auch künftig leisten, allerdings an einem anderen Standort im Kreis, in Buchen.
Am alten Arbeitsplatz wird seit gestern auf- und abgeräumt. "Einiges an Equipment wird mit nach Buchen gehen", erklärt Chefarzt Dr. Winfried Munz. Die gynäkologische Abteilung wird man noch bis Monatsende in Mosbach vorhalten, zumal hier noch einige (Not-)Fälle zu behandeln seien. Betreut werden von den Mitarbeitern der Abteilung auch die zuletzt noch auf der Geburtshilfe-Station verbliebenen Mütter (und Kinder). Für alle werdenden Mütter heißt die Adresse im Kreis nun indes Buchen. Denn mit Paulinas Start ins Leben endete die Geschichte der Geburtshilfe am Krankenhaus Mosbach.



