Neckar-Odenwald-Kliniken

Der Kreißsaal schließt in Mosbach früher

Entbindungen sind im Kreis ab dem 20. April nur noch in Buchen möglich - 126 Geburten in Mosbach in vergangenen drei Monaten

08.04.2020 UPDATE: 09.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
An den Neckar-Odenwald-Kliniken schließt der Kreißsaal in Mosbach nun früher als geplant seine Türen. Ab dem 20. April kommen im Mosbacher Krankenhaus keine Kinder mehr auf die Welt. Foto: A. Rechnert

Von Alexander Rechner

Mosbach/Buchen. Nun kommt das Aus des Mosbacher Kreißsaals doch früher als geplant: Nur noch wenige Tage können Babys in Mosbach das Licht der Welt erblicken – bis einschließlich 19. April. Die vorzeitige Schließung gab am gestrigen Mittwoch das Landratsamt in einer Pressemitteilung bekannt. Als Gründe für die Entscheidung werden die Mehrbelastung im Rahmen der Corona-Pandemie und die daraus entstehenden personellen Engpässe genannt. Doch am 19. April schließt lediglich der Kreißsaal. "Der Bereich der Gynäkologie wird erst zum 30. April in Buchen konzentriert", erläutert Frank Hehn, Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, auf RNZ-Nachfrage und ergänzt: "Da jedoch aufgrund der Corona-Pandemie derzeit keine geplanten Eingriffe stattfinden, gibt es bereits jetzt nur die Versorgung von Notfällen."

Ursprünglich sollte die komplette Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe Ende April in Mosbach ihre Türen schließen und in Buchen konzentriert werden, nun wurde aber die Umsetzung des Beschlusses des Kreistages teilweise vorgezogen. Dieser machte nämlich mit seinem Entschluss vor wenigen Wochen den Weg frei die Konzentration der Station am Standort Buchen. In seiner Sitzung Anfang März in Oberschefflenz stimmte der Kreistag für die ersten Umsetzungsschritte des Struktur- und Maßnahmenplans zur Reduzierung des Kliniken-Defizits. Das Aus der Station für Gynäkologie und Geburtshilfe in Mosbach wurde damals – vor der Corona-Krise – rege diskutiert und hat die Gemüter kräftig bewegt.

"Wir hätten den Betrieb gerne bis Ende April aufrechterhalten, aber die Bündelung aller Kräfte macht diesen Schritt notwendig", lässt sich Kliniken-Geschäftsführer Frank Hehn in der Pressemitteilung zitieren, der in den vergangenen Tagen mit Chefarzt Dr. Winfried Munz das Vorgehen festgelegt habe. Und der Mediziner fügt hinzu: "Entbindungen sind in Mosbach noch bis 19. April möglich. Und natürlich werden alle Schwangeren, die bereits ein Erstgespräch in Mosbach geführt haben, derzeit von uns kontaktiert und über das Angebot am Standort Buchen informiert."

Im Mosbacher Kreißsaal wird nach dem 19. April kein Leben mehr herrschen. Foto: Landratsamt

Die Auslastung der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Mosbach lag in den vergangenen drei Monaten im Schnitt bei 44 Prozent, wie Frank auf RNZ-Nachfrage erklärt. Im Schnitt seien acht Betten täglich belegt gewesen. "In den vergangenen drei Monaten gab es insgesamt 126 Geburten in Mosbach", verdeutlicht der Kliniken-Geschäftsführer, der auch auf den Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und der vorzeitigen Schließung des Kreißsaals eingeht. "Die Bewältigung der Corona-Pandemie und die Aufrechterhaltung der Patientenversorgung binden derzeit hohe personelle Kapazitäten.

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Das betrifft sowohl die direkte Betreuung und medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten als auch die organisatorische Ebene." Bei der Wochenbettstation seien der Infektionsschutz und ein korrekter Ablauf bei der Aufnahme besonders wichtig. "Durch die Konzentration der Geburtshilfe an einem Standort, können hier die personelle und organisatorische Belastung reduziert und die Schwangeren bestmöglich betreut und geschützt werden", führt Hehn weiter aus.

Auch die noch verbliebenen Hebammen in Mosbach sollen über die vorzeitige Schließung umfassend informiert worden sein. "Wir wissen, dass der gesamte Prozess für die immer engagierten Kolleginnen nicht leicht war. Aber die Fokussierung auf die Epidemiebekämpfung und die ohnehin sehr angespannte Personalsituation bei den Hebammen, macht die vorzeitige Schließung leider unausweichlich", erklärt Hehn.

Zuletzt seien fünf Hebammen auf der Station in Mosbach mit einem Vollzeitäquivalent von 3,13 tätig gewesen. "Bei zwei dieser Hebammen läuft die Beschäftigung Ende April bzw. Mitte Mai aus. Die verbliebenen Hebammen hätten ein Vollzeitäquivalent von 1,13 ergeben", sagt Hehn.

Zusammen mit Chefarzt Dr. Munz, dem Ärztlichen Leiter Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker und Pflegedienstleiter Kurt Böhrer dankt Hehn den Mosbacher Hebammen für ihre Arbeit. Allen sei von den Neckar-Odenwald-Klinken das Angebot gemacht worden, am Standort Buchen weiterhin fest angestellt im medizinischen Bereich tätig zu sein. "Zwei der Hebammen haben das Angebot angenommen, eine Mitarbeiterin hat sich noch nicht geäußert", erläutert Hehn dazu. Alle anderen Mitarbeiter der Abteilung wechselten nach Buchen oder übernähmen andere Aufgaben in der Klinik.

Indes wirbt Dr. Munz explizit um das Vertrauen der Familien aus dem Mittelbereich Mosbach. "In Buchen erwartet Sie ein medizinisch wie pflegerisch hervorragend aufgestelltes Kreißsaalteam, das einen familiären und familienzentrierten Umgang mit allen Paaren pflegt."

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