Über Gruppenbildung und Rangordnung im Jugendknast
Von den "Mannheimern", Russlanddeutschen und Subkulturen

Die Justizvollzugsanstalt in Adelsheim. Foto: J. Casel
Adelsheim. (luw) "Wir sind weder Boot-Camp noch Landschulheim", sagt Katja Fritsche, Leiterin der Justizvollzugsanstalt Adelsheim (JVA). Sie legt Wert auf einen offenen Umgang mit dem Leben im Gefängnis und gewährt gerne Einblicke in den Knast-Alltag. Dies wird auch an zahlreichen – oft von Ehrenamtlichen organisierten – Sozialprojekten und Veranstaltungen deutlich. "Wir wollen das Leben hier so darstellen, wie es ist und nichts beschönigen oder dramatisieren", sagt Fritsche. "Hier drin gehören alle ganz normal zur Gesellschaft." "Sorgen und Nöte" der Gefangenen seien häufig die gleichen wie die von Menschen "draußen".

Dr. Wolfgang Stelly arbeitet als Kriminologe in der JVA und kennt die Herausforderungen, denen sich die Gefangenen täglich in Haft stellen. "Jugendliche müssen sich mehr beweisen", vergleicht er die Situation mit einem Gefängnis für Erwachsene. Entsprechend offen zeige sich im Jugendgefängnis auch eine Rangordnung unter den Häftlingen. Diese werde zum Beispiel daran erkennbar, wer hier wem mal "Tabak abdrücken" müsse, erklärt der Kriminologe.

Er berichtet, dass die JVA etwa alle drei Tage eine körperliche Auseinandersetzung unter Häftlingen registriere. "Aber wir bekommen auch einiges nicht mit", sagt er und erklärt dabei, dass nur sehr selten Verletzungen entständen, die ein Arzt behandeln müsse. "Wenn man einen auf sein blaues Auge anspricht, sagt der, dass er gegen die Tür gelaufen ist." Denn: "Verräter" seien nicht gern gesehen – "noch schlimmer sind nur Sexualstraftäter", sagt Stelly über das untere Ende der Rangordnung. "Wer wegen Mord oder Totschlag hier ist, steht dagegen meist relativ weit oben."
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"Subkulturen gehören im Knast dazu", erklärt der Kriminologe. So gebe es in Adelsheim etwa eine berüchtigte Gruppe namens "Mannheimer". "Die kennen sich schon von draußen und schließen sich dann hier zusammen", so Stelly. "Früher gab es beim Hofgang eine Bank, auf der nur bestimmte Russlanddeutsche sitzen durften", nennt er ein weiteres Beispiel. "Und im Zweifelsfall setzen die Gefangenen Gewalt ein."