Die Motoren dröhnten für eine andere Landwirtschaftspolitik
Landwirte demonstrierten mit Konvoi aus 36 Schleppern zwischen Walldürn und Schefflenz

Neckar-Odenwald-Kreis. (mb) Landwirte aus dem Neckar-Odenwald-Kreis und angrenzenden Gemeinden des Main-Tauber-Kreises haben am Donnerstag mit einer Traktorparade für eine andere Landwirtschaftspolitik, speziell für eine Änderung der Düngeverordnung, demonstriert. Mit 36 Schleppern fuhren sie von Walldürn nach Schefflenz.
Das Schauspiel war imposant: Motoren dröhnten, und die Erde schien zu beben, als 36 Schlepper im Konvoi durch Walldürn und später durch Buchen fuhren. Einzelne entgegenkommende Autofahrer hupten den Landwirten aufmunternd zu, Fußgänger zückten ihre Smartphones, um das Geschehen fotografisch festzuhalten. Die Teilnehmer der Demonstration hatten sich auf einem Radweg neben der B 27 bei Walldürn getroffen. Sie fuhren zunächst durch das Gewerbegebiet "Im Spangel" an den Niederlassungen von Lebensmitteldiscountern vorbei. Die Landwirte machen unter anderem die vier großen Einzelhandelskonzerne dafür verantwortlich, dass es immer schwieriger werde, Getreide und Milch kostendeckend zu produzieren.
Frieder Blum aus Sennfeld und Matthias Herrmann aus Hainstadt fordern, dass die Düngeverordnung geändert werde. "Unser Ziel ist die Ernährungssicherheit", sagen sie. "Es ist besser, wenn unsere Lebensmittel aus der Region kommen als aus dem Ausland."

In Buchen hielt der Konvoi kurz vorm Landwirtschaftsamt in der Präsident-Wittemann-Straße an. Die Bauern übergaben den dort Beschäftigten eine "Offene Aufforderung". Darin forderten sie "alle Akteure des Amts für Landwirtschaft auf, unsere Punkte klarer und deutlicher gegenüber dem Ministerium zu äußern. Es müssen wieder mehr fachlicher Hintergrund und praxistaugliche Lösungen im Vordergrund stehen." In dem Schreiben lehnten die Landwirte der Initiative "Land Schafft Verbindung Baden-Württemberg" die beschlossene Düngeverordnung ab. Sie forderten eine "fachlich und praxistaugliche Reduzierung der Pflanzenschutzmittel in einem realistischen Maß", Tierhaltungsvorschriften, die die Höfe international wettbewerbsfähig erhalten, eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands, bessere Öffentlichkeitsarbeit und eine Wiedereinführung des Vorkaufsrecht zugunsten von Landwirten.
Albert Gramlich, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, wies in einem Positionspapier darauf hin, dass die deutschen Landwirte in ihrer Existenz bedroht seien wegen des Agrarpakets und der geplanten Gesetzesänderungen in Sachen Düngeverordnung und Insektenschutz. Er wies darauf hin, dass in Deutschland im Jahr 2000 noch 22.000 Schweinehalter existiert hätten, jetzt dagegen nur noch 2000. Was in Deutschland wegen hoher Qualitätsstandards nicht mehr produziert werden könne, müsse importiert werden. "Bei Importware fragt im Supermarkt niemand, unter welchen Bedingungen produziert wurde", schreibt Gramlich.
Auch interessant
Vom Landwirtschaftsamt aus setzten die Landwirte ihre Fahrt fort über den Interkommunalen Gewerbepark Odenwald (IGO), Bödigheim und Seckach nach Schefflenz. Einzelne Landwirte nahmen an einer Kundgebung bei Möckmühl teil.