So ist die Lage in Weinheims Bädern
Privatbetriebe florieren, öffentliche Einrichtungen siechen dahin? - Ganz so einfach ist die Sache nicht

Von Philipp Weber
Weinheim. Privatbetriebe wie das Miramar in Weinheim oder die Badewelt in Sinsheim florieren, während viele Kommunen ihre eigenen Bäderbetriebe nur mit Mühe aufrechterhalten können. Woran liegt das? Und finden sich in Weinheim Antworten auf diese Fragen? Immerhin hat die Zweiburgenstadt noch drei Hallenbäder. Wasserratten können zwischen dem überregional bekannten Besuchermagnet Miramar mit seinen Rutschen und Saunen, dem Viktor-Dulger-Bad in Hohensachsen und dem HaWei an der Mannheimer Straße wählen. Aktuell dreht sich die politische Debatte ums Miramar – oder vielmehr um die Parksituation in den benachbarten Siedlungen. Aber auch das Bad in Hohensachsen war schon Gegenstand heftiger Debatten. Die RNZ gibt einen Überblick zum Thema.
Öffentlich versus privat: Die Voraussetzungen von kommunalen und privaten Bädern seien höchst verschieden, so Stadtsprecher Roland Kern auf RNZ-Anfrage: "Grundsätzlich ist ein privater Betrieb von Bädern wirtschaftlicher zu organisieren, weil private Betreiber zum Beispiel bei den Personalkosten, beim Vergaberecht der Bauleistungen und bei der Gestaltung der Eintrittspreise freier sind." Kommunale Badbetreiber kämen mit ihren Freizeiteinrichtungen auch sozialen Aufgaben nach, etwa durch die Preisgestaltung, aber auch durch günstige Angebote an Vereine und Schulen. "Deshalb sind kommunale Bäder auch wichtig", so Kern.

Das Miramar sieht in Einrichtungen wie dem HaWei keine direkte Konkurrenz, sagte ein Miramar-Berater im RNZ-Gespräch. Im Vergleich zu anderen privat betriebenen Bädern seien die Preise jedoch auch im Miramar moderat, betont das Bad in einem Schreiben an die Lokalpolitik. Die 700.000 Gäste im Jahr könnten ihre Verpflegung selbst mitbringen, was viele auch tun. Der "Urlaub für einen Tag" sei durchaus erschwinglich und diene der allgemeinen Wohlfahrt. Auch Schwimmkurse werden im Miramar angeboten, das 1987 von der Stadt Weinheim in den Besitz der Unternehmerfamilie Steinhart wechselte und allein in den letzten 25 Jahren 40 Millionen Euro investiert hat.
"Vielen Kommunen fehlt es schlichtweg an Geld zur kontinuierlichen Pflege ihrer Bäderlandschaft", schreiben die Fachleute der Stadtwerke, die das HaWei betreiben. "Aus unserer Sicht liegt dies vor allen in der kommunalen Finanzplanung begründet, die meist Löcher stopfen muss und keine Rücklagen für erforderliche Maßnahmen aufbauen kann." Meist werde erst kurz vor knapp eingegriffen.
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Das Viktor-Dulger-Bad in Hohensachsen sei ein eher "untypisches Beispiel", wenn es um den Vergleich von öffentlichen und privaten Bädern geht, so Stadtsprecher Kern: "Da das Bad mit großem bürgerschaftlichem Einsatz vom Verein Aquafun betreut wird und das Gebäude nach 50 Jahren lange abgeschrieben ist, liegt der jährliche Zuschussbedarf nur im fünfstelligen Bereich." Und damit sehr niedrig. Die Auslastung des Bades sei hoch, einzig zwischen 13.30 und 15 Uhr gebe es freie Zeiten. Dennoch stand 2013 eine Schließung des Bades und der darüber liegenden Mehrzweckhalle zur Diskussion, was unter anderem eine Demonstration in der Innenstadt auslöste.
Die heutige Verwaltungsspitze ist prinzipiell für einen Erhalt des Bades, Mehrzweckhalle und Fassade sind inzwischen saniert. Es gibt jetzt sogar einen behindertengerechten Zugang. Das Bad und dessen Haustechnik weisen aber immer noch Schwachstellen auf: Die Technik sei wieder und wieder repariert und punktuell erneuert worden, aber in einigen Teilen eben immer noch auf dem Stand von vor 50 Jahren. Die Fachleute der Verwaltung gehen davon aus, dass der Betrieb noch zwei bis drei Jahre weitergehen kann: "Im Moment können wir allerdings nicht abschätzen, welcher Finanzrahmen erforderlich ist und wann die Maßnahmen bewältigt werden können." In absehbarer Zeit muss wohl der Gemeinderat über das Ob, Wann und Wie entscheiden.

Die alte Dame HaWei ist im Alter von 58 Jahren in einem rüstigen Zustand. 1984 übernahmen die Stadtwerke Weinheim (SWW) das 1962 erbaute und 1972 um ein Sportschwimmbecken erweiterte Bad. Seither sei es kontinuierlich renoviert, heizungs- und lüftungstechnisch verbessert und mit neuen Ideen dem Zeitgeist angepasst worden, schreiben die SWW. Beispiele dafür sind unter anderem auch die Erneuerung von Blockheizkraftwerk, Sanitärräumen oder Fensterfassade – aber auch Sonderveranstaltungen wie etwa Schwimmen bei Livemusik oder Kinovorführungen im Bad. In den vergangenen Jahren kamen jeweils mehr als 100.000 Besucher. Dennoch liege der Fokus eindeutig auf Schul- und Vereinsschwimmen sowie auf denjenigen Gästen, "die für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis schwimmengehen wollen".
Die bauliche Situation des HaWei ähnelt der des Bades in Hohensachsen. Auch in der Mannheimer Straße wohnen Sporthalle und Bad unter einem Dach. Ansonsten stellt die Lage aber fast eine Umkehrung der Hohensachsener Verhältnisse dar. Während an der Mannheimer Straße Schwimmhallen und Technik in gutem Zustand sind, steht man beim Gebäude vor Entscheidungen. Es handelt sich um eine Eigentümergemeinschaft zwischen Stadt und SWW im Verhältnis von 50:50. Die Turnhalle wird von der Stadt, das Schwimmbad von den Stadtwerken verwaltet. Und die Stadt konnte keine gezielten Rücklagen zur Sanierung des Gebäudes bilden. "Wir gehen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren die Gebäudehülle oder das Dach saniert werden muss", so die SWW-Zuständigen.