Region Wiesloch-Walldorf

Wo man hier (noch) baden geht

Ein Blick auf die Hallenbäder und Lehrschwimmbecken rund um Wiesloch-Walldorf - "Spaßbäder" sind Fehlanzeige

11.02.2020 UPDATE: 12.02.2020 06:00 Uhr 5 Minuten, 13 Sekunden
Ein Blick ins Walldorfer Hallenbad, Teil des Aqwa-Bäderparks mit Freibad, Badesee und Sauna und größtes Hallenbad in der Region. Es wurde 2011 eröffnet und hat damals elf Millionen Euro gekostet. Archiv-Foto: Pfeifer

Rund um Wiesloch-Walldorf. (hds/seb/ oé/rö) Die RNZ wirft in ihrer heutigen Ausgabe einen Blick auf die Situation in den Hallenbädern in ihrem gesamten Einzugsgebiet. Die Lokalredaktion Wiesloch-Walldorf hat sich vor Ort umgehört und beleuchtet die Situation in den Lehrschwimmbecken und Schwimmbädern der einzelnen Kommunen. Dabei handelt es sich in allen Fällen nicht um sogenannte "Spaßbäder", die Profit erwirtschaften sollen, sondern vielmehr um Einrichtungen, in denen Kinder das Schwimmen lernen können und der Schulunterricht stattfinden kann und die außerdem für Freizeitschwimmer gedacht sind. Dementsprechend lassen sich die Gemeinden ihr Angebot auch einiges kosten. Am ehesten bietet das Walldorfer Bad darüber hinaus noch einen gewissen Erlebnisfaktor, hat es doch neben den Schwimmbecken auch Sauna, Wellnessbereich und Wasserrutsche im Repertoire.

> Wiesloch: Bis vor fünf Jahren hatte Wiesloch noch drei Lehrschwimmbecken: in Schatthausen, Baiertal und in der Kernstadt (an der Schillerschule). Letzteres wurde vor fünf Jahren geschlossen und abgerissen – dort wurde eine dringend benötige Sport- und Turnhalle errichtet. Die Anlagen in Baiertal und Schatthausen kamen im Rahmen der Eingemeindung 1973 als "Erbe" nach Wiesloch. Die jährlichen Betriebskosten dafür belaufen sich auf 200.000 Euro, hinzu kommen Aufwendungen für ständig anfallende Sanierungs- und Reparaturarbeiten. Der Eingemeindungsvertrag sieht vor, die Lehrschwimmbecken zu erhalten. Sollte die Betriebssicherheit jedoch aufgrund der stets steigenden Mängel nicht mehr gewährleistet sein und hohe Kosten für notwendige, umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen anfallen, muss der Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung fällen. Dann könnte auch über den Neubau eines zentralen Lehrschwimmbeckens für die gesamte Stadt entschieden werden. Der bauliche Zustand der Bäder in Baiertal und Schatthausen, inklusive der technischen Ausstattung, ist aufgrund des Alters eher bedenklich.

> Walldorf: Der Walldorfer Aqwa-Bäderpark hat den Stadtwerken 2018 einen Verlust von rund drei Millionen Euro beschert, und das trotz hoher Besucherzahlen im Freibad (166.000), dem Hallenbad (163.000) und in der Sauna (49.000). Der Grund für das hohe Minus sind die zahlreichen Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen, vor allem aber die gestiegenen Personalkosten. Darauf hat das Aqwa reagiert und nach fünf Jahren konstanter Eintrittspreise zum 1. Januar 2020 eine deutliche Preiserhöhung (je nach Angebot zwischen 20 und 50 Prozent) vorgenommen. Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Gruber begründete diese gegenüber der RNZ mit dem "sorgfältigen Umgang mit öffentlichen Mitteln". Als Betreiber des Bads verrechnen die Stadtwerke in einem steuerlichen Querverbund die Gewinne aus der Versorgungswirtschaft (Strom, Wasser, Gas) gegen den Verlust des Aqwa, wodurch für die Spartengewinne keine Steuern bezahlt werden müssen. Das 2011 für elf Millionen Euro neu erbaute Hallenbad punktet bei den Besuchern mit einer großen Saunalandschaft innen und außen, die 2015 erweitert und um eine Salzlounge ergänzt wurde, einem separaten Wellnessbereich sowie auf der Badeebene mit einem abwechslungsreich gestalteten Kinderbereich, dem 175 Quadratmeter großen Aktionsbecken, dem 25 Meter langen Sportbecken samt Drei-Meter-Sprungturm und der 80 Meter langen Großwasserrutsche "Black Hole".

> St. Leon-Rot: Ein Minus von 822.000 Euro hat das St. Leon-Roter Hallenbad 2018 geschrieben, "deutlich weniger als prognostiziert", wie Bürgermeister Dr. Alexander Eger betont. Bürgern und Vereinen biete man gezielt günstige Bedingungen: Das Bad kostet für Erwachsene drei Euro, für Ermäßigte zwei Euro, Familienkarten kosten 6,50 Euro – "sehr moderate Preise".

Fast 73.000 Gäste waren es 2018 – gegenüber rund 53.000 anno 2014, ein für Eger sehr erfreulicher Zuwachs. Für dieses Jahr stehen laut Plan den Einnahmen von knapp 93.000 Euro aus Badegebühren Ausgaben von fast einer Million gegenüber: mehr als 250.000 Euro an Personalkosten, 350.000 Euro Betriebsaufwand (etwa Energie), ein Verwaltungsaufwand von über 70.000 Euro und Abschreibungen von fast 300.000 Euro. Das Hallenbad bildet mit dem St. Leoner See einen Eigenbetrieb der Gemeinde: Der See schreibt für sich genommen schwarze Zahlen: Im laufenden Jahr wird ein Gewinn von 210.000 Euro erwartet.

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Der Sechs-Millionen-Neubau des "Badespaß" wurde 2012 nahe Rathaus und Harres, in der Dietmar-Hopp-Straße 2, eröffnet. Die bisherigen Schulschwimmbecken in den beiden Ortsteilen wurden damit aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. "Für uns war von Anfang an wichtig, das Schwimmen lernen zu ermöglichen", so Eger. Das sei von enormer Bedeutung und leider in letzter Zeit aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden, jedes Jahr wiesen die Statistiken bundesweit mehr Tote bei Badeunfällen aus. Das "Badespaß" biete eine gute Möglichkeit, das Schwimmen privat zu lernen und zu üben, außerdem seien Schulschwimmen und andere Schwimmkurse wichtige Aspekte. DLRG, der integrative Verein "Smile" und die Volkshochschule Südliche Bergstraße nutzen das Bad regelmäßig.

Vor diesem Hintergrund bewertet Eger das "schöne Hallenbad" als "großen Erfolg", "es kommt super an", Schwimmen lernen sei ebenso möglich wie Spaß haben, zahlreiche Gäste aus Nachbarkommunen seien zudem hier zu anzutreffen. Das Defizit könne man da akzeptieren, zumal es niedriger ausfalle, als zu erwarten gewesen sei.

> Malsch hat sein Hallenbad im Jahr 2012 für knapp 695.000 Euro saniert. Damals erhielt die Gemeinde dafür einen Zuschuss von 288.000 Euro. Genutzt wird es vor allen Dingen als Lehrschwimmbecken für die Malscher Grundschule sowie für die Grundschulen in Rauenberg und Malschenberg und auch von der Volkshochschule. Mittwochs und donnerstags steht das Bad von 17 bis 20 Uhr der Bevölkerung zur Verfügung. Nutzer sind dabei der Gemeinde zufolge hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Mittwochs wird das Bad von 20 bis 21 Uhr ausschließlich von Erwachsenen genutzt.

Dem Rathaus Malsch zufolge wurde das Bad 2018 und 2019 zu den öffentlichen Zeiten von insgesamt 105 Kindern besucht (2017: 301) und von 85 Erwachsenen (2017: 18). Dabei sei zu beachten, dass das Bad wegen Reparaturen von Mai 2018 bis Juni 2019 geschlossen gewesen sei, teilt die Gemeinde mit. In dieser Zeit mussten die Heizzentrale und die Lüftungsanlage erneuert werden, die Hallenbad und Letzenberghalle versorgen. Dieser Bereich war nicht Bestandteil der Sanierung gewesen. 2019 lag der Zuschussbedarf des Hallenbads (auch wegen der genannten Reparaturen) bei rund 136.000 Euro. Im aktuellen Haushaltsplan ist ein Nettoressourcenbedarf (Zuschuss zum laufenden Betrieb) von knapp 102.000 Euro veranschlagt. Dies wurde im Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen durchaus thematisiert. FWV-Gemeinderat Konrad Fleckenstein etwa sah bei der Auslastung des Hallenbads "sicherlich noch Luft nach oben". Auch die CDU beschäftigt das Hallenbad "extrem", wie deren Sprecher Uwe Schnieders betonte. Allerdings verwies er auch auf die Bedeutung der Einrichtung für den Schwimmunterricht. Der könne Leben retten. So lerne in Malsch jeder Grundschüler Schwimmen. Schnieders sah allerdings auch das Land in der Pflicht. Dies gerade vor dem Hintergrund, dass immer mehr Grundschüler nicht schwimmen könnten.

> Rauenberg ging vor vielen Jahren einen anderen Weg als Malsch. Es verzichtete auf eine Sanierung seines Hallenbads, das Ende der 1960er/Anfang der 70er Jahre in Betrieb ging. Die energetische und technische Sanierung des Hallenbads, dessen beweglicher Beckenboden defekt war, wäre nach Einschätzung der damals Verantwortlichen zu teuer gekommen. Stattdessen wurde das Gebäude später umgebaut und in einen Kindergarten verwandelt, der den sinnigen Namen "Seepferdchen" trägt und nach wie vor in Betrieb ist.

> Dielheim: In Dielheim steht in den kommenden Jahren eine Generalsanierung an: Das Lehrschwimmbecken in der Kulturhalle stammt aus dem Jahr 1965, seither hat es laut Bürgermeister Thomas Glasbrenner "keine nennenswerten Investitionsmaßnahmen" gegeben. Ausnahmen: 2004 wurde ein Teil der Schwimmbadtechnik erneuert, 2007 die Lüftung, daneben werden immer wieder kleinere Reparaturen notwendig. Für den Bürgermeister steht außer Frage: Das Bad ist so "in die Jahre gekommen, dass wir eine umfassende Generalsanierung angehen müssen". In den nächsten ein, zwei Jahren will die Verwaltung in die Planungsphase einsteigen, um die Grundlagen zu erarbeiten und vor allem dem Gemeinderat die möglichen Kosten vorlegen zu können. Bislang, das wurde auch in den Stellungnahmen bei der jüngsten Haushaltsverabschiedung deutlich, ist es politischer Wille, das Lehrschwimmbecken zu erhalten. Ob das so bleibt, wird sich zeigen, wenn die Zahlen für eine Sanierung vorliegen, zumal beispielsweise auch die Leimbachhalle in die Jahre gekommen ist und derzeit die 14 Millionen Euro teure Sanierung und Erweiterung der Leimbachtalschule läuft. Genutzt wird das Lehrschwimmbecken von der Leimbachtalschule und der Grundschule Horrenberg, außerdem von der VHS Südliche Bergstraße. Öffentliche Badezeiten gibt es nicht. "Wir sind komplett abgedeckt und gut ausgelastet", sagt der Bürgermeister. An Kosten stehen für das Bad rund 63.000 Euro im aktuellen Haushalt.

> Mühlhausen: Das Lehrschwimmbecken in Rettigheim ist ebenfalls älteren Datums, es wurde in den 60er Jahren errichtet. Die letzte größere Sanierung gab es 2009/10, seither bemüht sich die Gemeinde laut Bürgermeister Jens Spanberger darum, alle anfallenden Reparaturen so durchzuführen, "dass der Schulbetrieb durchgeführt werden kann". Daneben nutzt auch die VHS das Bad. Eine mögliche Schließung steht laut dem Bürgermeister "nicht zur Debatte". Stattdessen sagt er: "Ich halte es für wichtig, dass es solche Angebote gibt, auch wenn es kleinere Angebote sind, damit die Kinder Schwimmen lernen können."

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