Weinheim

Fall Lillig - Jetzt muss Just vermitteln

Feuerwehrkommandant in der Kritik: OB und Bürgermeister Fetzner wollen Gespräche anberaumen

03.02.2020 UPDATE: 04.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Feuerwehrkommandant Sven Lillig ist in die Kritik geraten. Seine Vorgesetzten stehen ausdrücklich hinter ihm. Allerdings besteht dringender Klärungsbedarf. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Die Spitzen der Weinheimer Stadtverwaltung stehen hinter Feuerwehrkommandant Sven Lillig. Das geht aus einer Stellungnahme hervor, die Stadtsprecher Roland Kern am Montag im Namen von Oberbürgermeister Manuel Just sowie Erstem Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Torsten Fetzner verschickt hat. Just und Fetzner reagieren damit auf heftige Vorwürfe, die während der Jahreshauptversammlung der Feuerwehrabteilung Stadt laut geworden waren.

"Wir müssen ehrlich alle Vorwürfe aufnehmen und aufbereiten, aber auch zur Versachlichung beitragen. Persönliche Animositäten dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen, sondern die gute Arbeit unserer Feuerwehr", appellieren Just und Fetzner an die Beteiligten. "Es ist keine Frage, dass bei unserer Feuerwehr atmosphärische Störungen entstanden sind, die wir ausräumen müssen. Wir werden diese Verantwortung auch wahrnehmen", kündigte OB Just am Montag an.

Im Verlauf der Versammlung am Samstag hatte Just ebenfalls kurz das Wort ergriffen. Die Personalie Lillig hatte er bei dieser Gelegenheit nicht thematisiert. Dafür sicherte er den Feuerwehrleuten die Unterstützung von Verwaltung und Gemeinderat zu und versprach, sich um Probleme wie fehlende Durchfahrtsmöglichkeiten in der Mannheimer Straße oder den Platzmangel im Feuerwehrzentrum so gut wie möglich zu kümmern.

"Ich bedaure, dass vonseiten der Freiwilligen Feuerwehr diese Personaldiskussion öffentlich geführt wird", so Fetzner. Geplant seien nun Gespräche mit der Feuerwehrführung der Abteilung Stadt sowie dem Feuerwehrausschuss, in dem auch die Wehrabteilungen aus den Ortsteilen vertreten sind. Dies ist eine Aussage, die aufhorchen lässt: So sollen die hochdekorierten Feuerwehrleute Sascha Dell und Rolf Tilger von ihren ehrenamtlichen Funktionen zurückgetreten sein, weil ihre Kritik nicht ausreichend Gehör fand. Beide saßen im Feuerwehrausschuss, dem auch Bürgermeister Fetzner angehört, wie die Verwaltung auf RNZ-Anfrage einräumte: "Über ihre Rücktritte haben die besagten Herren den Dezernenten allerdings nicht informiert", teilt Pressesprecher Kern mit.

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Die (über-)fälligen Gespräche sollen nun so schnell wie möglich anberaumt werden, teilt die Verwaltung mit. Grundsätzlich stehe die Verwaltungsspitze aber hinter der aktuellen Führung der Feuerwehr und dem hauptamtlichen Kommandanten Sven Lillig. "Die Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehr ist sehr gut. Das zeigt sich an den gestiegenen Einsatzzahlen und den hoch motivierten Feuerwehrangehörigen aller Abteilungen", so Just und Fetzner. Über diesen besonders wichtigen Aspekt, so ein weiterer Appell, sollten die aktuell geführten Diskussionen nicht hinwegtäuschen.

Die Stadt Weinheim hatte Feuerwehrkommandant Lillig zum 1. Januar 2018 eingestellt. Zwei Monate arbeitete er an der Seite des bis dahin amtierenden und inzwischen verstorbenen Feuerwehrkommandanten Reinhold Albrecht. Zum 1. März 2018 übernahm er dessen Amt. Allerdings bestand weiterer Qualifikationsbedarf, der sich im Nachhinein nochmals erhöhte: durch die rückwirkende Änderung einer Verwaltungsvorschrift. Diese besagt, dass Feuerwehrkommandanten auch ausgebildete Rettungssanitäter sein müssen. Weitere Ausbildungsstunden waren für die Tätigkeit des Kommandanten im vorbeugenden Brandschutz nötig, etwa wenn es um dessen Rolle in Genehmigungsverfahren geht.

"Wenn Herr Lillig am 1. April dieses Jahres alle Qualifikationen hat, werden es rund 16 Monate sein", teilt die Stadt auf Anfrage dieser Zeitung mit. Die Fortbildungen hätten im August 2018 begonnen. Die Stadtverantwortlichen betonen außerdem, dass Lillig keine Ausnahme sei. So komme es öfter vor, dass im großen Qualifikationspuzzle von Feuerwehrkommandanten noch einige Teilchen fehlen, wenn diese eingestellt werden. Gerade mit der geänderten Verwaltungsvorschrift zum Thema "Rettungssanitäter" hätten auch andere Kommunen im Land Probleme.

Als es um die Bewerbung und am Ende die Einstellung von Lillig ging, habe die damalige Feuerwehrführung seine Wahl unterstützt, schreiben Fetzner und Just. Die Mitglieder des Feuerwehrausschusses sahen zumindest keine Hinderungsgründe, wenngleich sie sich nicht allzuweit aus dem Fenster lehnten. "Der Ausschuss fühlte sich seinerzeit nicht in der Lage, eine klare Empfehlung abzugeben, da nicht alle Kandidaten zur Vorstellung erschienen waren", so die Verwaltung gegenüber der RNZ. Letztlich hatten die Gremien des Gemeinderats zu entscheiden, wobei sich der bevorzugte Bewerber Lillig in der entscheidenden Sitzung des Hauptausschusses durchsetzte.

Bevor Lillig mit 38 Jahren Feuerwehrkommandant wurde, hatte er bei Siemens gearbeitet: als Projektingenieur für Brand- und Explosionsschutz. Zusätzlich war der gebürtige Wiesbadener ehrenamtlich als Stadtbrandinspektor bei der Feuerwehr in Bad Schwalbach (Südhessen) tätig. Gerade Lilligs Erfahrungen im Umgang mit Freiwilligen galten damals als Pluspunkt.

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