Einen "Mangel" sehen die Hebammen in Mosbach nicht
Geburtshelferinnen der Neckar-Odenwald-Kliniken in Mosbach äußern sich zu Versorgung und geplanter Kreißsaal-Schließung

Von Stephanie Kern
Mosbach. Gerade eben hat Beatrice Hamberger ihren Geburtsvorbereitungskurs beendet. Es riecht nach Kaffee und Tee. An der Tür hängen Zettel mit Fragen nach dem Stillen, nach dem Ablauf der Geburt. Und nach dem Ort der Geburt. Denn der soll, wenn den Plänen von Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Neckar-Odenwald-Kliniken am 29. Januar zugestimmt wird, nicht mehr Mosbach, sondern Buchen sein. Um das Defizit der Kliniken in Zukunft zu verringern, will man unter anderem die Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort in Mosbach schließen, parallel soll nun auch nach möglichen strategischen Partnern für die Kliniken gesucht werden.
Beatrice Hamberger ist nicht nur freiberufliche Hebamme. Sie ist auch im Mosbacher Kreißsaal beschäftigt. Durch die Berichterstattung der vergangenen Tage und Wochen sei bei manchem der Eindruck entstanden, die Schließung des Kreißsaals in Mosbach wäre längst beschlossene Sache, so die Hebammen. "Das wollen wir richtig stellen", sagt ihre Kollegin Ulla Heres. Am 15. Januar veröffentlichten Landratsamt und Klinikführung zudem eine Pressemitteilung. "Dieser mussten wir zu unserem Entsetzen entnehmen, dass die Hebammenversorgung in Buchen verlässlicher als in Mosbach sei. Hierzu möchten und müssen wir darauf hinweisen, dass wir in Mosbach seit Jahren eine verlässliche Hebammenversorgung sicherstellen", sagt Heres. Aktuell gebe es keinen Hebammenmangel in Mosbach, wenngleich es Wechsel gab. "Es wird immer noch viel darauf zurückgeführt, dass zum Jahreswechsel 2018/19 der Kreißsaal geschlossen werden musste", ergänzt Marie-Louise Ernst. Auch sie ist Hebamme in Mosbach. Auch sie arbeitet gerne hier. Die vorübergehende Schließung des Kreißsaals sei nicht von den Hebammen verschuldet gewesen.
Auch über die in der Pressemitteilung genannten "intensiven Gespräche" zeigen sich die Hebammen verwundert. "Uns gegenüber wurden noch keine konkreten Pläne offenbart", meint Beatrice Hamberger. Fragen nach der künftigen Planung würden "ausweichend beantwortet", ergänzt Larissa Tolnai. Über das Was, Wo und den Zeitpunkt habe noch keiner mit ihnen gesprochen, sagen die Hebammen. Lediglich darüber, dass es für sie auch weiterhin Aufgaben gebe.
Ein Wechsel nach Buchen sei aber nicht ganz einfach: Dort arbeiten die Hebammen im Belegsystem, sind also selbstständig. "Das kommt für mich nicht in Frage", formuliert Ulla Heres ihren Standpunkt. Kurz vor der Pensionierung sei das für sie keine Option mehr.
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Eines ist den vier Hebammen aber noch wichtig: "Uns geht es nicht um uns. Wir finden sicher wieder einen Job. Es geht uns um die Versorgung der Bevölkerung, vor allem der werdenden Eltern. Das steht für uns im Vordergrund", sagt Larissa Tolnai. Und Beatrice Hamberger betont: "Wir arbeiten hier sehr gerne, und dafür sind wir auch dankbar." Seit 38 Jahren ist Ulla Heres schon im Mosbacher Kreißsaal aktiv. "Ich habe viele Hebammen und Ärzte kommen und gehen sehen. Zu vielen habe ich Kontakt. Und alle haben sich auf dieser Station sehr wohl gefühlt." Auch deshalb wäre die Schließung der Station "schmerzlich" für sie. "Da würde sehr, sehr viel verloren gehen."
Auf dem Zettel an der Tür steht als Wunsch-Geburtsort vieler werdender Eltern "Mosbach". Auch die Hebammen würden sich diesen Geburtsort sicher noch länger wünschen.



