Bad Rappenau

Was passiert mit dem Rappsodie-Bad?

Gemeinderat diskutierte über Neubau - Der könnte bis zu 37 Millionen Euro kosten

21.01.2020 UPDATE: 22.01.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 13 Sekunden
Das Rappsodie ist in die Jahre gekommen und befindet sich teilweise in einem maroden Zustand. Hinter geschlossenen Türen wird momentan diskutiert, ob der 1970er-Jahre-Bau saniert oder abgerissen und neu gebaut werden soll. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau. Das Rappsodie-Bad ist neben dem Kurhaus und dem Wasserschloss eines der prestigeträchtigsten Gebäude der Kurstadt und für den Status als "Soleheilbad" ein wichtiger Faktor. Immer wieder ist das Bad Thema im Gemeinderat und bei der Bevölkerung. Und es könnte schon bald noch häufiger in den Blick des politischen Gremiums rücken. Denn es ist unschwer zu erkennen, dass am Rappsodie der Zahn der Zeit nagt und es in den nächsten Jahren dringend saniert werden muss.

Doch ist das überhaupt der Wunsch? Im stillen Kämmerlein hat der Gemeinderat bei der Klausurtagung im zurückliegenden Oktober nach Informationen der RNZ auch das Thema "Neubau" heiß diskutiert. Offenbar hat die Stadt als Resultat dieser Zusammenkunft auch eine Finanz- und Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Es wird gemunkelt, dass das Vorhaben zwischen 32 und 37 Millionen Euro (Tendenz steigend) kosten könnte. Eine Summe, die der Kommune in den nächsten Jahren nur noch wenig Handlungsspielraum übrig ließe: Bad Rappenau hat, sofern man nach dem Haushaltsentwurf geht, zum Jahresende 2020 nur noch sechs Millionen Euro auf der hohen Kante. Investitionen, wie zuletzt in zahlreiche Spielplätze, sind dann vorerst nicht mehr möglich. Geschätzt wird, dass für Planung und Umsetzung rund fünf Jahre ins Land gehen.

"Die kommunalpolitischen Diskussionen haben begonnen", bestätigte Oberbürgermeister Sebastian Frei auf Nachfrage der RNZ, betont aber auch, dass das Thema "aus gutem Grund nicht öffentlich" besprochen wurde. So müssten sich Verwaltung und Gemeinderat erst einmal bewusst werden, in welcher Weise eine Sanierung beziehungsweise ein Neubau angegangen werden könnte und welches Konzept man verfolgen wolle. "Wir sind am Anfang", erklärte Frei, der aber auch versprach, dass es eine Bürgerbeteiligung geben wird. Ins Detail gehen wollte der Rathauschef nicht.

Fakt ist, dass in den nächsten Jahren am Rappsodie etwas passieren muss. Auch OB Frei weiß um den Stellenwert des Bades für die Stadt. "Für uns ist das Rappsodie für die Identität als Kur- und Bäderstadt sehr wichtig. Es ist regional sehr bekannt und hat eine hohe Strahlkraft."

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Letztmalig wurde im Vorfeld der Landesgartenschau 2008 eine hohe Summe ins Rappsodie investiert. Damals flossen insgesamt rund 8,6 Millionen Euro nicht nur in Kurhaussanierung und Kuranlagen, sondern auch in eine neue Sauna-Landschaft, die dann 2015 für einen Millionenbetrag erweitert wurde. Schon vor mehr als zehn Jahren gab es Überlegungen, den 1970er-Jahre-Bau in Waschbeton-Optik durch ein neues, modernes Schwimmbad zu ersetzen. Die Kosten für Sauna und Hallenbad wurden damals mit rund 28 Millionen Euro beziffert. Da das Land aber keine weiteren Zuschüsse bewilligte, beließ es die Stadt beim Bau der Sauna. Schon während deren Einbau soll es Probleme gegeben haben, das Neue in den Bestand zu integrieren.

Für den Bau einer Sauna-Landschaft im Vorfeld der Landesgartenschau 2008 sowie einer Erweiterung dieser Anlage ab 2015 investierte die Stadt zuletzt ins Rappsodie. Foto: Rappsodie

Nach Informationen, die dieser Zeitung vorliegen, befindet sich das Bad in einem teilweise maroden Zustand. Inzwischen hat sich offenbar eines der Becken um rund einen Zentimeter abgesenkt, Fenster sind kaputt und haben Feuchtigkeit gezogen, die Lüftungsanlage läuft nicht einwandfrei, und an manchen Stellen tropft das Salzwasser durch die Decke. "Das Rappsodie hat vor allem im Badbereich einen Sanierungsbedarf", bezog Frei zu diesem Punkt Stellung.

Eine Kernsanierung beziehungsweise ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle hätte den Nachteil, dass das Bad viele Monate für die Besucher nicht nutzbar und somit der Bäderbetrieb lahmgelegt wäre. Das kann sich die Stadt aufgrund ihres Bäderstatus’ kaum erlauben. Eine Teilschließung während der Sanierung wäre mit ausreichender Planung aber offenbar umsetzbar. Jedoch stellt sich die Frage, inwieweit Badegäste vom Baulärm und weiteren Unannehmlichkeiten beeinträchtigt werden würden. Dies sorgte bei so manchem Besucher schon bei der Sanierung des Freibades für Unmut.

Bei einem Neubau an einem anderen Standort hingegen könnte das bestehende Bad solange weiter betrieben werden, bis die Arbeiten am neuen Rappsodie abgeschlossen sind. Anschließend könnte das Bestandsgebäude abgerissen und das Grundstück neu bebaut werden. Die Lage ist attraktiv und würde sich für Wohnungsbau eignen. In die Röhre gucken würden dann allerdings die Besitzer des erst vor einem Jahr eröffneten Hotels, das mit dem Rappsodie über einen "Bademantelgang" verbunden ist, der dann ins Nichts führen würde.

Die mögliche Standortfrage soll bei der Klausurtagung ebenfalls bereits aufgeschlagen sein. Hierzu hat es nach Informationen dieser Zeitung mehrere Überlegungen gegeben. Eine Variante sieht demnach vor, dass der Neubau auf der Rasenfläche südlich des Gradierwerks im Salinenpark entsteht. Aufgrund der – im Vergleich zum bisherigen Standort – schlechteren Anbindung zu Bus und Stadtbahn könnte dort der Individualverkehr steigen. Ob dies noch zeitgemäß ist, wird sicherlich auch Diskussionsthema sein. Benötigte Parkplätze sind aufgrund der Kliniken allerdings bereits vorhanden.

Als dritte Möglichkeit zum Thema Rappsodie steht offenbar neben Neubau an gleicher Stelle oder am Gradierwerk auch eine Lösung an der östlichen Verlängerung des Kurparks im Raum. Dort müsste allerdings erst einmal die Infrastruktur geschaffen werden.

Als "Wunschlösung" soll inzwischen allerdings ein Neubau am jetzigen Standort gehandelt werden. Gestärkt wird diese Annahme durch die Tatsache, dass eine für 2020 angedachte Sanierung der Salinenstraße nicht mehr im Haushaltsentwurf vorkommt. Vielmehr soll abgewartet werden, bis alle Bautätigkeiten im Kurgebiet, wie ein möglicher Abriss des alten Therapiezentrums, der Rappsodie-Neubau und der Bau der Salinenvillen, abgeschlossen sind.

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