Neckargemünd

SRH darf die "Krone" zum Wohnheim machen

Das denkmalgeschützte Hotel-Restaurant kann umgebaut werden

07.10.2019 UPDATE: 08.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Das bestehende Gebäude der "Krone" soll um einen Anbau ergänzt werden. Foto: Alex

Neckargemünd. (cm) Die Stadt am Neckar verliert voraussichtlich ein weiteres Hotel. Das denkmalgeschützte Hotel-Restaurant "Krone" in der Kleingemünder Bergstraße darf in ein Wohnheim der Jugendhilfe für insgesamt 28 Personen umgebaut werden. Der Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr befürwortete in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung eine entsprechende Bauvoranfrage des SRH-Berufsbildungswerks. Das Gremium gab außerdem grünes Licht für einen Anbau an das bestehende Gebäude, der ebenfalls als Wohnheim genutzt werden soll.

Im vergangenen Jahr wollte die SRH noch das Hotel Kredell im Herzen der Altstadt in ein Wohnheim umbauen. Nach heftigem Gegenwind wurde ein Jahr lang nach einem Nachfolger gesucht, der das Hotel weiterführt - ohne Erfolg. Trotzdem scheint die SRH das Interesse für das "Kredell" verloren zu haben und ist jetzt mit der "Krone" anderweitig fündig geworden.

Hintergrund

"So kann es nicht weitergehen"

Die geplante neue Nutzung für das Hotel-Restaurant "Krone" trieb insbesondere Thomas Schmitz (Grüne) in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bau, Umwelt und Verkehr um. Schmitz sah eine "ungute Entwicklung". Auch wenn die

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"So kann es nicht weitergehen"

Die geplante neue Nutzung für das Hotel-Restaurant "Krone" trieb insbesondere Thomas Schmitz (Grüne) in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bau, Umwelt und Verkehr um. Schmitz sah eine "ungute Entwicklung". Auch wenn die Nutzung des Gasthauses zuletzt "suboptimal" gewesen sei: "Wir verlieren wieder ein Hotel", betonte Schmitz. "Für den Tourismus ist das eine bedeutende Entscheidung."

Die Situation sei aber nun anders als beim Hotel "Kredell", bei dessen Umnutzung er große Bedenken hatte. Er stimme zu, so Schmitz, weil ein lukratives Hotelkonzept an der Stelle nicht realisierbar sei. Das Wohnheim nehme zudem Druck vom Wohnungsmarkt, da die SRH dann weniger Privatwohnungen für ihre Auszubildenden anmieten müsse, meinte er. Es werde zum wiederholten Male deutlich, dass Neckargemünd seine Bettenkapazitäten und touristischen Angebote erweitern müsse: "So kann es nicht weitergehen", sagte Schmitz.

Und einmal mehr zeige sich, dass eine Gastwirtschaft mit ein paar Zimmern nicht mehr funktioniere. "Wenn wir nichts machen, haben wir irgendwann noch 15 Hotelzimmer in der Stadt", kritisierte Schmitz. "Das wäre eine Katastrophe." Er vermisse eine "proaktive Politik von Stadt, Gemeinderat und Gewerbeverein, die sich Gedanken mache und Lösungen suche". Ansätze könnten sein, mehrere kleine Häuser gemeinsam zu betreiben und Synergieeffekte zu nutzen, oder einen Standort für ein größeres Haus zu suchen. "So aber stehen wir der Entwicklung mehr oder weniger hilflos gegenüber", so Schmitz.

Bürgermeister Volk erklärte, dass es Gespräche gebe, aber nicht in der Öffentlichkeit. Er habe potenziellen Investoren für das "Kredell" auch die früheren Gaststätten "Weinstube" und "Lamm" angeboten, die seit Jahren der Stadt gehören und leer stehen. "Hoteliers wollen mindestens 40, eher aber 50 bis 60 Zimmer", sagte er. Dies sei aber in der kleingliedrigen Altstadt ohne Erweiterungsmöglichkeiten nicht möglich. "Wir sind an verschiedenen Punkten aktiv, müssen aber beharrlich und behutsam sein", betonte Volk. Man müsse auch sehen, dass in Heidelberg neue "Bettenburgen" entstehen. "Neckargemünd ist aber durch die Mischung aus Natur und Stadt attraktiver als Heidelberg", meinte Volk.

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Im Ausschuss ging es nun weniger um die grundsätzliche Entwicklung, sondern eher um bauliche Fragen. Die städtische Fachbereichsleiterin Susanne Lutz erklärte, dass der Anbau im Bereich der Kegelbahn im Hofbereich entstehen soll.

Der Ausschuss habe zu beurteilen, wie massiv sich dieses neue Gebäude auswirke. Ihrer Meinung nach sei der Gebäudekörper verträglich, so Lutz. Ein Wohnheim sei zudem in einem Mischgebiet zulässig. Lutz sah keine großen Überschreitungen bei Geschoss- und Grundflächenzahlen. Ihr Fazit: "Die grundsätzliche Bebaubarkeit ist gegeben."

Felix Konrad (Grüne) sah das Bauvorhaben grundsätzlich positiv, da es sich um eine Verdichtung handelt und kein neues Bauland verbraucht werde. Den Baukörper fand er aber zu massiv. "Wir würden wegen des Ortsbilds lieber ein Sattel- als ein Flachdach sehen", meinte Konrad. Sein Fraktionskollege Thomas Schmitz wurde grundsätzlicher.

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Jens Hertel (SPD) bedauerte, dass eine der letzten Mischflächen in Kleingemünd zum Wohnen genutzt werden soll. "Ein Wohnheim belastet nicht den Wohnungsmarkt, sondern die sonstige Infrastruktur", meinte er. "Kleingemünd wird zum Schlafort." Außer der Metzgerei Unger sei in diesem Mischgebiet kaum noch Gewerbe vorhanden. "Es tut weh, wieder eine Gaststätte zu verlieren", meinte Giuseppe Fritsch (Freie Wähler). Wenn sich die SRH einmal zurückziehe, sei das Gebäude nicht zum Wohnen nutzbar, gab er zu bedenken. Und es fehle an bezahlbarem Wohnraum in der Stadt.

Manfred Rothe (Freie Wähler) berichtete, dass der Eigentümer der "Krone" im Rentenalter sei und seit zehn Jahren einen Nachfolger für die Gastronomie suche. Für einen Mittelständler sei der Kaufpreis allerdings zu hoch. "Wir müssen zustimmen, weil dort nichts anderes möglich ist", meinte Rothe. Dem widersprach Bürgermeister Frank Volk: "Der Ausschuss muss entscheiden, ob das Vorhaben baulich möglich ist." Eigentümerinteressen dürften keine Rolle spielen. "Wir sind nicht von der Entwicklung begeistert", erklärte Volk.

Ort des Geschehens

Der Ausschuss stimmte schließlich der Nutzung als Wohnheim bei vier Gegenstimmen, dem Anbau bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen sowie den Überschreitungen bei Geschoss- und Grundflächenzahlen bei vier Gegenstimmen zu - unter der Maßgabe, dass ein Sattel- statt ein Flachdach errichtet wird.

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