"Das Image von Neckargemünd spiegelt sich im Hotelangebot nicht wieder"
Etliche Häuser schlossen in letzter Zeit - Rat: "Müssen jetzt über die Situation grundsätzlich sprechen"

Die "Friedrichsburg" ist eines der markantesten Gebäude der Stadt. Archivfoto: Alex
Neckargemünd. (cm) Die unsichere Zukunft des Hotels Kredell hat eine Debatte über die Hotelsituation in Neckargemünd ausgelöst. Aktuell gibt es laut Stadt noch fünf Hotels: das "Art Hotel Neckar" mit 36 Betten, die dazugehörige "Dependance" mit 25 Betten, das Gasthaus Reber mit 22 Betten, den Gasthof Krone mit 26 Betten und eben das Hotel Kredell mit 30 Betten. Außerdem gibt es über 40 Ferienwohnungen und drei große Campingplätze im Stadtgebiet. Nächstes Jahr öffnet zudem wieder die Jugendherberge auf dem Dilsberg. Ohne Ferienwohnungen wurden im vergangenen Jahr knapp 55.000 Übernachtungen gezählt - vor zehn Jahren waren es noch um die 70.000. Zuletzt stieg die Zahl aber an, weil zwei Campingplätze mehr Stellflächen anboten. Im Durchschnitt war jeder Gast 2,3 Tage in der Stadt.
Doch es waren schon einmal mehr Hotelbetriebe: In den vergangenen Jahren fielen das Hotel "Zum Schwanen", die Pension Filsinger und das Hotel Friedrichsburg weg. Zudem sind seit Ende 2015 die Jugendherberge und seit dem vergangenen Jahr das Schützenhaus geschlossen. Das Gasthaus "Zum Rössl" in Waldhilsbach bietet laut Stadt seit dem 1. Januar dieses Jahres keine Gästezimmer mehr an. Der neue Eigentümer des Hotels Friedrichsburg plant einen Um- und Neubau, bekam hierfür aber noch keine Baugenehmigung vom Baurechtsamt. "Die Bauvoranfrage haben wir schon 2016 befürwortet", erinnerte Bürgermeister Frank Volk. "Jetzt hat das Landratsamt geprüft und erwartet allen Ernstes, dass ein Abstand von 5,50 Meter zum Nachbargrundstück eingehalten werden muss." Dabei seien alle Häuser in der Altstadt direkt aneinander gebaut. "Das ist Wahnsinn", regte sich Volk auf. Dies würde dazu führen, dass ein Hotel an dieser Stelle zu klein und damit nicht wirtschaftlich zu betreiben wäre. "Da sind wir als Gemeinde machtlos", meinte Volk.
Thomas Schmitz (Grüne) forderte, dass das "Moratorium" beim Hotel Kredell genutzt wird, "um zukunftsgerichtet nachzudenken": "Das Thema ist damit nicht abgeschlossen, wir müssen über die Hotelsituation grundsätzlich sprechen." Diese sei nicht nur wegen des "Kredell" dramatisch. "Jetzt wurde uns alles vor Augen geführt", so Schmitz. Der Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. "Unser Angebot ist nichts, auf das wir stolz sein könnten", so Schmitz. "Das Image von Neckargemünd spiegelt sich im Hotelangebot nicht wider." Es gebe überwiegend kleinere Hotels mit 20 bis 35 Betten, die wirtschaftlich schwer zu führen seien - so auch das Kredell. Es sei nicht möglich, Delegationen aus den Partnerstädten oder viele Geschäftsreisende von Tagungen gemeinsam in einem Haus unterzubringen. Die Stadt musste für Gäste aus der tschechischen Partnerstadt schon auf Hotels in Schlierbach ausweichen.
Die meisten Übernachtungsmöglichkeiten gebe es auf Campingplätzen und in Ferienwohnungen, so Schmitz. Die Hotels würden im Niedrigpreissegment liegen und mit günstigen Preisen auch Touristen aus Heidelberg anlocken. "Die meisten Leute kommen nicht nach Neckargemünd, um hier ein paar Tage zu bleiben", meinte Schmitz. "Wir müssen uns deshalb ein neues Profil geben." Hierfür sei "fachlicher Beistand" notwendig und man müsse einen größeren Hotelbetrieb ansiedeln. Dazu habe es sogar schon ein konkretes Angebot eines Investors gegeben. "Schade, dass diese Gelegenheit nicht genutzt wurde", meinte Schmitz.
Volk sagte, dass er den kurzfristigen Termin nicht wahrnehmen konnte. "Wir kennen unsere Schwächen und wissen, dass ein größerer Betrieb fehlt", so der Bürgermeister. "Zu uns kommen aber nicht nur Gäste, die in Heidelberg nichts finden - viele kommen absichtlich nach Neckargemünd." Besonders geschätzt werde die Außengastronomie. Volk sagte, dass man sich dem Wettbewerb mit neuen großen Hotels in Heidelberg stellen werde: "Wir sind mit dem Stadtmarketing und der Tourist-Info perfekt aufgestellt." Man brauche auch das Kredell - wenn möglich sogar noch größer als aktuell, mindestens aber so groß wie jetzt. Giuseppe Fritsch (Freie Wähler) sagte, dass nun alles dafür getan werden müsse, das "Kredell" zu retten.