Neckargemünd

Die Zukunft des Hotels "Kredell" ist völlig offen

Bauausschuss genehmigt Wohnungen in dem bekannten Gebäude - Doch die Inhaberin hofft noch auf einen Nachfolger

24.07.2019 UPDATE: 25.07.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 12 Sekunden

Das Hotel Kredell liegt im Herzen der Neckargemünder Altstadt am Hanfmarkt. Foto: Alex

Von Anna Haasemann-Dunka und Christoph Moll

Neckargemünd. Eigentlich schien alles klar: Wenn die Stadt innerhalb eines Jahres keinen Investor für die Übernahme und Fortführung des Hotels Kredell im Herzen der Altstadt findet, übernimmt die SRH das historische Gebäude und macht ein Wohnheim daraus. Darauf deutete auch eine Bauvoranfrage hin, die nun nach Ablauf des Jahres dem Bauausschuss vorlag.

Der Ausschuss gab schweren Herzens grünes Licht für die Umnutzung in Wohnraum, doch damit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Es ist alles in der Schwebe", sagte Hotelinhaberin Heike Hogan am Mittwoch auf RNZ-Anfrage. Es gebe einige Interessenten - auch für eine Fortführung als Hotel. Eigentlich wollte die 72-Jährige bereits im vergangenen November aufhören, doch nach heftigem Gegenwind hatte die SRH Abstand von ihrem Vorhaben genommen - für ein Jahr.

Bürgermeister Frank Volk hat viele Gespräche mit Interessenten geführt, die aber ergebnislos blieben. Die nun gestellte Bauvoranfrage sieht vor, aus den 15 Hotelzimmern und der Wohnung von Hogan sechs Wohnungen zu gewinnen. Sieben Mitglieder befürworteten die Umnutzung, vier stimmten dagegen. Volk enthielt sich. Nun hat das Baurechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises das letzte Wort.

Kredell-Inhaberin Heike Hogan. Foto: Alex

Zwei Fragestellungen ergaben sich aus der Bauvoranfrage, die Thomas Hauser vom städtischen Bauamt erläuterte: Ist eine Umnutzung in Wohnraum an dieser Stelle möglich und wie sieht es mit der Stellplatzverpflichtung aus? Denn für diesen Bereich gibt es keinen Bebauungsplan. Bauliche Veränderungen müssten sich an der Umgebungsbebauung orientieren. Das Gebiet ist als Mischfläche ausgewiesen, in der sowohl Wohnen als auch Gewerbe zulässig sind. Von daher sei eine Umnutzung in Wohnraum möglich, so der Fachmann.

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Schwieriger war die Frage nach den Stellplätzen zu beantworten. Für das rund 120 Jahre alte Gebäude besteht Bestandsschutz. Inwieweit das in die Entscheidung des Baurechtsamts des Rhein-Neckar-Kreises einfließen wird, bleibt abzuwarten. Da es keinen Bebauungsplan gibt, gilt die Landesbauordnung, die pro Wohnung einen Stellplatz vorsieht.

Drei Stellplätze waren im Hof des Hotels, zwei weitere bei einer Garage vorhanden. Bei einer Umnutzung in Wohnungen sollen jedoch im Bereich des Hofes ein Kinderspielplatz und Fahrradabstellplätze - zwei sind pro Wohnung gefordert - entstehen. Diese Problematik nahm der Ausschuss zur Kenntnis, sie hatte für den Beschluss aber keine Relevanz.

Vielmehr drehte sich die Diskussion um die Frage, ob man jetzt schon angesichts der ergebnislosen Bemühungen der Stadt um den Erhalt des vorletzten Hotels in Neckargemünd kapitulieren oder doch noch einmal angestrengt nach einer Lösung suchen solle. Es war Thomas Schmitz (Grüne), der ganz klar signalisierte: "Ich werde der Umnutzung auf keinen Fall zustimmen."

Natürlich sah er die Verpflichtung gegenüber der Hoteleigentümerin, glaubte aber auch, dass noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. Ihm schwebte vor, einen Investor zu finden, der sich engagiert und einen Pächter gewinnt, der das Haus wirtschaftlich betreiben könne. Außerdem forderte er: "Wir brauchen eine andere und neue Konzeption für die Förderung der Hotellandschaft in Neckargemünd, denn wir haben viele andere Baustellen, die etwas mit Hotelbetrieben und Infrastruktur zu tun haben."

Dass es niemanden in Heidelberg und Umgebung gibt, der das Hotel übernehmen könnte, war auch für Desiree Endler (Grüne) nicht vorstellbar. Die Bus- und Bahnanbindungen in das nur wenige Kilometer entfernte Heidelberg, das Millionen von Menschen besuchen, seien ideal. "Es ist ein Stück Kulturgut, das wir in Neckargemünd hergeben", beklagte sie den möglichen Verlust des Hotels.

An einen Investor wollten die anderen Ausschussmitglieder nicht so recht glauben. Für Walter Berroth (SPD) stand die Zusage an die Hoteleigentümerin im Vordergrund, ihr nach der eingeräumten Zeit den Verkauf zu ermöglichen. Ähnlich äußerten sich Martin Holschuh (Freie Wähler), Lilli Betke-Hermann (SPD), Joachim Bergsträsser (SPD) und Brigitte Oppelt (CDU). Giuseppe Fritsch (Freie Wähler) sah sich in der Zwickmühle und wollte die Bauvoranfrage eigentlich nicht ablehnen. Er merkte aber kritisch an, dass es andere schwebende Verfahren für die Umnutzung in Wohnungen gebe.

Die Sache stand schon zur Entscheidung an, als sich Petra Groesser (Grüne) meldete und auf die Beschlussfassung im Gemeinderat vor einem Jahr verwies. Darin habe es geheißen, dass der Gemeinderat über die Zukunft des Hotels entscheiden werde - und eben nicht der Bauausschuss. Bürgermeister Volk zeigte sich verärgert über den seiner Meinung nach verspäteten Hinweis. Dass der Gemeinderat zu beschließen habe, sei ihm nicht mehr bewusst gewesen. Eine Abstimmung im Gemeinderat sei vor den Sommerferien nicht mehr möglich.

Zwei Möglichkeiten zeigte der Bürgermeister für den Bauausschuss auf: Das Einvernehmen zur Bauvoranfrage zu erteilen oder eben nicht. Bei einer Ablehnung werde das Landratsamt nach Prüfung die Bauvoranfrage zurück an die Stadt schicken, die dann das Thema für eine Gemeinderatssitzung im Herbst berücksichtigen könne. Eine weitere Zeit des Wartens wollte die Mehrheit des Bauausschusses der Hoteleigentümerin nicht mehr zumuten und befürwortete die Bauvoranfrage.

Ort des Geschehens

Und wie geht es nun weiter? Heike Hogan will noch Gespräche mit potenziellen Investoren führen. Die Bauvoranfrage habe dazu gedient, grundsätzlich die Bereitschaft für eine Umnutzung abzuklären. "Ich lebe von Monat zu Monat", sagt sie. "Es ist alles offen." Noch besteht also Hoffnung, dass das Hotel erhalten bleibt.

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