OB Gummer nach Angriff nicht mehr auf Intensivstation (Update)
Ein Unbekannter hatte den SPD-Politiker in seinem Privathaus besucht und plötzlich geschlagen

Hockenheim. (dpa-lsw) Nach dem Angriff durch einen Unbekannten im Hof seines Hauses geht es dem schwer verletzten Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer (SPD) langsam besser. Der Rathauschef habe die Intensivstation verlassen, außerdem sei er nach dem erlittenen Kieferbruch operiert worden, teilte ein Sprecher der Stadtverwaltung am Mittwoch mit. "Oberbürgermeister Dieter Gummer befindet sich körperlich auf dem Wege der Besserung", sagte Rathaussprecher Christian Stalf weiter.
Gummer war am 15. Juli in Böhl-Iggelheim (Rheinland-Pfalz) von einem Unbekannten niedergeschlagen und schwer verletzt worden. Er erlitt bei der Attacke und dem Sturz auf den Asphalt Prellungen, einen Kieferbruch und Gehirnblutungen. Der 67 Jahre alte Rathauschef wurde nach der Tat mündlich befragt. Zum Täter fehlt der Polizei nach wie vor eine heiße Spur.
Der Sozialdemokrat ist seit 2004 Oberbürgermeister von Hockenheim und geht Ende August in den Ruhestand. Ihm folgt der CDU-Kandidat Marcus Zeitler, der am Sonntag zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Ein Übergabegespräch zwischen dem scheidenden Amtsinhaber und seinem Nachfolger sei aktuell nicht geplant, hieß es aus dem Rathaus.
Update: Mittwoch, 24. Juli 2019, 14.15 Uhr
Hockenheim. (dpa-lsw) Auch mehrere Tage nach dem Angriff auf den Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer (SPD) sucht die Polizei weiter nach dem unbekannten Schläger. "Wir haben die Anwohner in Gummers Heimatort Böhl-Iggelheim und in Hockenheim nochmals befragt und Flyer verteilt", sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. "Aber es gab nur ganz, ganz wenige Hinweise. Es fehlt eine heiße Spur."
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Gummer hatte bei der Faust-Attacke und dem anschließenden Sturz am Montagabend an seinem Wohnhaus in Rheinland-Pfalz mehrere Prellungen, einen Kieferbruch und Gehirnblutungen erlitten. Es wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Gummer ist seit 2004 Oberbürgermeister von Hockenheim, er geht Ende August in den Ruhestand. An diesem Sonntag soll in der Motorsport-Stadt eine Nachfolge gewählt werden.
Hockenheim. (mün) Die Stadtverwaltung Hockenheim hat sich am Donnerstagmittag mit einer Erklärung zum Gesundheitszustand von Oberbürgermeister Dieter Gummer an die Öffentlichkeit gewandt. Der 67 Jahre alte SPD-Politiker hatte bei dem Angriff am Montagabend Prellungen, einen Kieferbruch und Gehirnblutungen erlitten. Gummer müsse weiterhin stationär auf der Intensivstation behandelt werden.
Ein unbekannter Mann hatte das Stadtoberhaupt von Hockenheim mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Danach war der Politiker mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.
Die Stadtverwaltung will sich zum Gesundheitszustand des scheidenden Oberbürgermeisters, der Ende August in den Ruhestand geht, erst wieder äußern, wenn er das Krankenhaus verlässt. "Wir bitten ausdrücklich darum, dass in diesem Zeitraum die Privatsphäre von OB Dieter Gummer und seiner Familie geachtet und respektiert wird", so Hockenheims Pressesprecher Christian Stalf.
Update: Donnerstag, 18. Juli 2019, 12.20 Uhr
Hockenheim. (dpa/mün) Der bei einer Faust-Attacke schwer verletzte Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer hat seinen Angreifer nach Angaben der Polizei nicht gekannt.
Der SPD-Kommunalpolitiker habe in einem ersten Gespräch über die Attacke von Montagabend keine Hinweise auf einen möglichen Täter oder ein Motiv geben können, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Nach wie vor sucht die Polizei nach dem Mann, der den Oberbürgermeister im Hof seines Hauses in Böhl-Iggelheim angegriffen und geschlagen haben soll. Gummer erlitt einen Kieferbruch, er liegt nach wie vor auf der Intensivstation.
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat den Angriff auf den Hockenheimer Oberbürgermeister verurteilt. "Gewalt ist immer und in jedem Fall absolut verabscheuungswürdig", sagte Strobl am Mittwoch. Das gelte besonders bei Menschen, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen. Strobl warnte zudem vor eine Verrohung der Sprache: "Aus Worten werden Taten. Deshalb gilt auch hier: Wehret den Anfängen", sagte der CDU-Politiker.
Update: Mittwoch, 17. Juli 2019, 13.38 Uhr
Von Alexander Albrecht und Martin Oversohl
Hockenheim/Böhl-Iggelheim. Der scheidende Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer ist am Montagabend in seinem Wohnhaus in Böhl-Iggelheim (Rhein-Pfalz-Kreis) von einem Angreifer schwer verletzt worden. Wie das Polizeipräsidium Rheinpfalz mitteilte, soll der Unbekannte gegen 20.30 Uhr geklingelt und eine Person darum gebeten haben, mit dem 67-jährigen SPD-Politiker zu sprechen. Daraufhin sei Gummer in den Hof des Anwesens gegangen.
Dort habe ihn der Angreifer unvermittelt mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Gummer stürzte und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Der Unbekannte trat daraufhin zu Fuß die Flucht an, die sofort eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen der Polizeiinspektion Schifferstadt blieben erfolglos. Gummer wurde derweil ins Krankenhaus gebracht. Er habe unter anderem einen Kieferbruch erlitten, sagte eine Polizeisprecherin der RNZ, sein Zustand sei aber nicht lebensgefährlich.
Der Angreifer wird wie folgt beschrieben: etwa 1,65 Meter groß, dunkelhäutig und schlank. Er soll kurze schwarze Haare haben und Deutsch mit leichtem Akzent gesprochen haben. Bekleidet war er mit einer schwarzen Hose und einer roten Jacke. Die Beamten gehen nach derzeitigem Stand davon aus, dass sich Opfer und Täter nicht kannten.
Unklar ist noch das Motiv. Ein Raubüberfall oder eine politisch motivierte Attacke? "Wir können nichts ausschließen", sagte die Polizeisprecherin. Heißt: Die Ermittlungen laufen in sämtliche Richtungen. Der Fall bleibe aber bis auf Weiteres beim Polizeipräsidium, andere Stellen wie der Staatsschutz haben sich noch nicht eingeschaltet.
Der Hockenheimer Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg verurteilte den "feigen Angriff" auf das Schärfste: "Mit Schock und Entsetzen haben wir von der Attacke auf Oberbürgermeister Dieter Gummer erfahren. Wir wünschen ihm für die Genesung alles Gute und hoffen, dass es ihm gesundheitlich bald besser geht. In dieser schwierigen Zeit sind unsere Gedanken auch bei seiner Familie", erklärte er. Und: Man habe vollstes Vertrauen in die Arbeit der Ermittler.
Hintergrund
Angriffe auf Politiker
Das Bundeskriminalamt hat im vergangenen Jahr weniger politisch motivierte Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger als noch in den Vorjahren registriert. Insgesamt wurden 1256 Delikte erfasst, davon 43 Gewalttaten, wie die
Angriffe auf Politiker
Das Bundeskriminalamt hat im vergangenen Jahr weniger politisch motivierte Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger als noch in den Vorjahren registriert. Insgesamt wurden 1256 Delikte erfasst, davon 43 Gewalttaten, wie die Behörde bereits Mitte Mai mitgeteilt hatte. Im Vergleich zu 2017 sank die Zahl der Straftaten um fast 18 Prozent, verglichen mit 2016 um 30 Prozent. Politiker sind laut Innenministerium mehrheitlich Beleidigungen ausgesetzt, gefolgt von Volksverhetzung, Propagandadelikten und Sachbeschädigung. Bei den Gewalttaten gehe es meist um Körperverletzung und Erpressung.
Gummer ist seit 2004 Verwaltungschef in der Rennstadt. Er geht Ende August in den Ruhestand. Am kommenden Sonntag soll sein Nachfolger im zweiten Wahlgang bestimmt werden. Bei der ersten Abstimmung hatte sich keiner der fünf Kandidaten durchsetzen können. Jetzt sind nur noch zwei Bewerber übrig geblieben: der auch von der örtlichen FDP unterstützte Schönauer Bürgermeister Marcus Zeitler (CDU) hatte in der ersten Runde 47,5 Prozent erreicht, sein von der SPD favorisierter Konkurrent Marco Germann holte 23,1 Prozent. Die drei weiteren Kandidaten haben zurückgezogen und keine Empfehlung abgegeben. Die Wahl ist von der Attacke auf Gummer nicht betroffen, wie Stadtsprecher Christian Stalf der RNZ versicherte. Zwar sei der Oberbürgermeister Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses. Doch rücke für ihn sein Stellvertreter in dem Gremium nach – das ist Hockenheims Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg.
Gummers möglicher Nachfolger Marcus Zeitler schrieb in einer Stellungnahme, eine solche Tat sei durch nichts zu rechtfertigen. "Wer so etwas tut, egal aus welchen Beweggründen auch immer, hat in unserer Gesellschaft nichts verloren." Zeitler nannte die Attacke "hinterhältig, respektlos und feige". Wie Jakob-Lichtenberg setzte Zeitler sein "vollstes Vertrauen" in die Polizei und hoffte, dass der Täter schnell gefasst und die Hintergründe lückenlos aufgeklärt werden.
In den vergangenen Wochen hatten Angriffe, Drohungen und Beleidigungen gegen Kommunalpolitiker in Deutschland erneut für eine Debatte gesorgt. Unter anderem waren Forderungen nach härterer Strafverfolgung laut geworden. Am 2. Juni war der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke vor seinem Haus erschossen worden. Der Generalbundesanwalt geht von einem rechtsextremen Hintergrund aus. Der 45-jährige Stephan E. hatte die Tat zunächst gestanden, später aber sein Geständnis widerrufen.
Das Landeskriminalamt zählte im vergangenen Jahr im Südwesten 160 Fälle, bei denen Amts- und Mandatsträger Opfer von politisch motivierten Straftaten geworden sind. 81 Angriffe kamen den Anzeichen nach von rechts, 28 Attacken von links. Dabei ging es laut LKA vor allem um Fälle von Beleidigungen.
Der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) wurde kurz nach seiner Wahl im Mai 2018 von einem Mann attackiert. Horn trug eine gebrochene Nase, zwei gebrochene Zähne und Wunden um das linke Auge davon. Der Angriff war laut Polizei aber nicht politisch motiviert. Vielmehr handelte es sich in diesem Fall um einen psychisch kranken Einzeltäter.
Update: Dienstag, 16. Juli 2019, 20.55 Uhr



