"Listenhunde" sollten nicht generell verteufelt werden
Heidelberger Tierheim hat aktuell fünf schwer vermittelbare Kampfhunde - Darunter auch die beschlagnahmten Leimener Staffordshire

Heidelberg. (hob) Die beiden Kampfhunde, die am Pfingstmontag in Leimen einen Radler attackiert haben, sind inzwischen im Heidelberger Tierheim in der Speyerer Schnauz untergebracht. Was mit ihnen passiert, kann Mitarbeiterin Iris Mathea noch nicht sagen. Darüber entscheide letzten Endes die Staatsanwaltschaft.
Immer wieder kommt es vor, dass das Heidelberger Tierheim Kampfhunde aufnehmen muss - sei es, dass die Vorbesitzer die Vierbeiner freiwillig abgeben oder dass sie zuvor beschlagnahmt wurden. Aktuell sind in der Speyerer Schnauz fünf dieser Vierbeiner untergebracht.
Allesamt sind sie entweder reinrassige American Staffordshire oder Mischlinge. "Das Problem ist nach wie vor, dass es sehr schwierig ist, diese Hunde an geeignete Halter zu vermitteln", bedauert Mathea.
Bestes Beispiel seien die beiden Rüden Pablo und Mike, die schon seit längerer Zeit im Tierheim lebten und ganz lieb seien, der eine sogar eine richtige "Knutschkugel". Pablo finde aber auch deshalb kein neues Herrchen oder Frauchen, da er regelmäßig Physiotherapie bekommen muss und daher recht teuer in der Haltung sei.
"Ich weiß nicht, ob wir uns einen Gefallen tun, wenn gewisse Rassen nicht mehr offiziell gezüchtet werden dürfen", sagt Mathea. Sogenannte Listenhunde dürfe man nicht von vornherein verteufeln. Probleme gebe es meist nur, wenn sie in falsche Hände kämen. Mathea: "Es gibt auch verantwortungsvolle Hundehalter." Mit Deutschen Schäferhunden gebe es überdies die meisten Beißvorfälle in der Bundesrepublik.
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Allerdings gibt auch die Expertin vom Tierheim zu, dass American Staffordshire und ähnliche Rassen extrem muskulös seien und eine enorme Beißkraft hätten. "Trotzdem unterscheiden wir nicht in gute und schlechte Hunderassen."
So habe die Heidelberger Einrichtung auch schon Kangals, große türkische Hirtenhunde, in richtig gute Hände abgegeben. Auch diese Vierbeiner haben den Ruf, besonders problematisch zu sein, da viele Hundehalter mit ihnen überfordert sind. Bei der Verweildauer in Tierheimen haben sie inzwischen sogar schon viele Kampfhunderassen abgelöst.
Im Heidelberger Stadtgebiet haben etwa 70 American Staffordshire, Bullterrier oder Pitbulls den Wesenstest für Kampfhunde bestanden und müssen daher - anders als ihre Artgenossen - keinen Maulkorb tragen. Das teilte eine Stadtsprecherin auf Anfrage mit.
Wie viele solcher Vierbeiner in Heidelberg einen Maulkorb tragen müssen, werde zahlenmäßig nicht erfasst. In den letzten Jahren habe es aber vier dokumentierte Vorfälle gegeben, in denen die Halter gegen die Maulkorbpflicht verstoßen hätten und ihre Hunde auffällig geworden seien. Diese wurden daraufhin dem Heidelberger Tierheim übergeben.
Info: Mehr zum Thema finden Sie in unserem Dossier unter www.rnz.de/kampfhunde