Heidelberg ist milde mit den Müllsündern
Im Gegensatz zu Mannheim wird in der Praxis niemand bestraft

Beliebte Einkaufsstraße: die Heidelberger Hauptstraße. Archivfoto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Zivilstreifen wie in Mannheim, die auf den Planken Müllsünder auf frischer Tat stellen, muss in Heidelberg niemand befürchten. Denn der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) in Heidelberg tritt in Uniformen auf - und verfolgt, so eine Stadtsprecherin, "grundsätzlich alle Ordnungswidrigkeiten". Es gibt also keine gezielte Jagd auf all diejenigen, die Zigarettenkippen, Servietten oder Kaugummis auf der Hauptstraße hinterlassen, man zeigt eher Präsenz und schaut nach dem Rechten. "Da ist vielleicht Wildpinkeln eher im Fokus als ein Kaugummi", so die Stadtsprecherin.
Statistiken, wie oft der Heidelberger KOD einschreiten musste, gibt es nicht. Auch die Bußgeldstelle sagt, es habe noch nie Anzeigen wegen Kippen, Kaugummi & Co. gegeben. Zumal die Heidelberger im Gegensatz zu den Mannheimern relativ milde mit denjenigen umgehen, die ihren Müll in die Gegend werfen: Beim ersten Verstoß gibt es eine Ermahnung, "und diese direkte Ansprache wirkt erstaunlich gut", sagt die Stadtsprecherin.
Rein theoretisch gibt es auch Strafen gegen Müllsünder: Bei Kaugummis und Zigarettenkippen werden 50 Euro fällig (im Wiederholungsfall 75 Euro Bußgeld), bei Hundekot sind es 75 Euro (im Wiederholungsfall 100 Euro Bußgeld) - wobei zum Bußgeld 25 Euro an Auslagen und 3,50 Euro an Porto dazukommen. Die einzige Gemeinsamkeit mit Mannheim sind die gleich hohen Verwaltungsausgaben von insgesamt 28,50 Euro.
Denn dort bittet man Müllsünder seit dem 8. April - kurz zuvor waren die Planken für 30 Millionen Euro in zweijähriger Bauzeit wiedereröffnet worden - kräftig zur Kasse: Wer Kippen, Papier oder Taschentücher wegwirft, muss 75 Euro zahlen, bei Kaugummis sogar 100 Euro. Und wer das alles auch noch vorsätzlich macht, zahlt das Doppelte. Noch hält sich die Zahl der in den letzten zweieinhalb Wochen Erwischten in engen Grenzen - laut einem Zeitungsbericht waren es zehn Personen in drei Stunden -, aber es gibt wohl durchaus einen abschreckenden Effekt, damit die Planken als Einkaufsmeile weiterhin ansehnlich bleiben.
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In Heidelberg wurde die Hauptstraße zwar auch saniert - aber das war vor knapp fünf Jahren und mit Kosten von 3,6 Millionen Euro deutlich bescheidener als jüngst in Mannheim. Was nicht heißt, dass es keinen Leidensdruck gibt: Das Amt für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung findet durchaus, "dass die Plätze und Straßen schmutziger geworden sind" - und führt dies auf das geänderte Konsumverhalten, vor allem das Essen aus der Hand, und auf das sinkende Problembewusstsein zurück.