Die RNV gibt Probleme mit Verspätungen zu
Als Grund nennt das Nahverkehrsunternehmen die Großbaustellen - Vor allem die "Monsterlinien" sind störungsanfällig

Die Linienbusse "schwimmen" meistens im Autoverkehr mit und geraten so oft in Staus - wie hier am Bismarckplatz. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. In den letzten Wochen häufen sich die Beschwerden von RNZ-Lesern: Busse und Bahnen kommen viel zu spät, besonders oft hört man das von den Linien 33 und 34. Woran liegt das? Schließlich ist der neue Fahrplan auch schon zwei Monate alt, und mittlerweile sollte sich das Chaos der ersten Tage gelegt haben. Die RNZ hakte beim Nahverkehrsunternehmen RNV nach.
Ein Firmensprecher bestätigt, dass "in den letzten Monaten und Wochen vermehrt Beschwerden festgestellt wurden". Das gilt auch für die beiden Buslinien 33 und 34: Am meisten Beschwerden, insgesamt 55 von Oktober bis Mitte Februar, gab es beim 34er; am schlimmsten war der Januar mit 22 negativen Fahrgastrückmeldungen. Etwas besser sieht es bei dem 33er-Bus aus: 36 Beschwerden über Verspätungen oder Fahrtausfälle im gleichen Zeitraum, mit 15 am meisten gab es im Dezember.
Das hat mehrere Ursachen, aber die wichtigste ist für den RNV-Sprecher die Baustellensituation: "Im Grunde war die Stadt seit Mitte 2015 eine einzige Großbaustelle, seit fast vier Jahren haben wir praktisch keinen Normalzustand mehr in Heidelberg." Besonders heftig wirken sich die Arbeiten am Hauptbahnhof, neben dem Bismarckplatz die zweite große Verkehrsdrehscheibe Heidelbergs, aus: "So richtig durchschnaufen können wir erst im September, wenn man hier fertig ist", so der RNV-Sprecher.
Die vielen Baustellen schlagen sich auch im RNV-Kundenbarometer nieder: Nach Schulnoten für die Pünktlichkeit in Heidelberg gefragt, gaben die Fahrgäste im Schnitt im Jahr 2015 der RNV eine 2,7, bei der letzten Befragung im Herbst 2018 nur noch eine 2,9; auch der Anteil der Zufriedenen unter den regelmäßigen Nutzern ist von 85 auf 75 Prozent zurückgegangen. Das liegt, so der RNV-Sprecher, dann doch vor allem an den Baustellen. Auf den wachsenden Unmut habe die RNV bereits mit mehr Personal reagiert - aber der angespannte Arbeitsmarkt für Bus- und Straßenbahnfahrer wirke sich immer negativer auf die Planungen aus.
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Hinzu kommen noch eher zufällige Störungen im Betriebsablauf: Allein für den Januar, für den Sprecher "ein ganz besonders blöder Monat", wurden für die Linie 34 ein Rettungswageneinsatz, drei Falschparker, zwei Verkehrsunfälle, zwei Fahrzeugdefekte und an einem Tag Schneeglätte gemeldet. Aber: "Die Beschwerdelage im Februar deutet allerdings auf eine Beruhigung der Situation hin, da nach dem halben Monat nur ein Viertel der Beschwerden des Vormonats einging."
Es gibt aber auch eine strukturelle Ursache: Gerade die 33er- und 34-er Busse bedienen "Monsterlinien", sie sind im Grunde Stadtrundfahrten: Wenn es keine Störungen gibt, braucht der 33er vom Emmertsgrund bis zum Ziegelhäuser Köpfel (über Rohrbach, Kirchheim, Bahnhof, Bismarckplatz, Altstadt und Schlierbach) 84 Minuten, der 34er vom Pfaffengrund bis zum Heidebuckelweg in Ziegelhausen (über Wieblingen, Bahnhof und Neuenheimer Neckarufer) immer noch 55 Minuten. Solch lange Linien sind besonders verspätungsanfällig, da sie auf ihrem Weg wahrscheinlich gleich mehrere Staus "mitnehmen". Allerdings seien gerade diese Busse in der Regel gut gefüllt und diese langen Linien von daher "nur schwer zu kappen".
Und wie sieht es mit den Signalanlagen aus, die gerade auf den neuen Straßenbahnstrecken (Linie 22 und 26) zu erheblichen Verspätungen geführt haben? "Wir konnten in den letzten Wochen einiges verbessern,", so der RNV-Sprecher, "aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir werden im März noch nachjustieren."
Info: Wie erleben Sie die Verspätungen? Wo hapert es am meisten? Schreiben Sie uns ihre Erfahrungen per E-Mail an Aktion@rnz.de. Die RNZ wird dann die RNV mit den Schilderungen unserer Leser konfrontieren.