Wenn der Arbeitsweg täglich zur Qual wird
Jasin Goldkorn kämpft nahezu täglich mit Verspätungen und Fahrtausfällen - Jetzt sammelt er Daten

Jasin Goldkorn sammelt ab dem 2019 ein Jahr lang Daten über Verspätungen und Fahrtausfälle der RNV. Foto: Hoene
Von Anica Edinger
Heidelberg. Jasin Goldkorn hat genug. Täglich nutzt der 16-Jährige die öffentlichen Verkehrsmittel, um vom Pfaffengrund zu seiner Ausbildungsstelle nach Mannheim zu kommen. Und es vergeht kein Tag, an dem dabei nicht einige Überraschungen auf ihn warten. Ganz oben auf der Hitliste: Verspätungen. "Manchmal kommen die Busse gar nicht oder so viel zu spät, dass ich meinen Anschlusszug am Hauptbahnhof verpasse", sagt Jasin. Und das nicht erst, seit die Fahrplanumstellung der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) am Montag für Chaos in der ganzen Stadt sorgte.
Deshalb hat es sich Jasin mittlerweile angewöhnt, morgens gegen 5 Uhr aufzustehen, um schon um 5.30 Uhr den Bus im Pfaffengrund zu bekommen. Mit der Linie 34 geht es von dort aus zum Hauptbahnhof, dann weiter mit der S-Bahn nach Mannheim und in der Quadratestadt schließlich noch mit der Straßenbahn zu seinem Arbeitsplatz oder zur Werner-von-Siemens-Berufsschule. Sein Ziel: "Um 7 Uhr am Arbeitsplatz zu sein", sagt der 16-Jährige. Aber: "Meistens wird es 7.30 oder 8 Uhr." Beschwerdeformulare habe er schon zuhauf ausgefüllt. Doch passiert sei nie etwas.
Deshalb will Jasin nun im neuen Jahr ein besonderes Projekt starten: "Ich sammle ein Jahr lang die Daten über Verspätungen und Fahrtausfälle der RNV." Die will er dann am Ende zusammenzählen und so zeigen, was er und viele Tausende Pendler täglich auf dem Weg zur Arbeit durchmachen müssen. "Vielleicht regen die Daten aber auch die Diskussion um den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs an", sagt Jasin. "Ich hoffe auch, dass dadurch die Verspätungen geringer werden."
Doch wie genau will der 16-Jährige das anstellen? "Eigentlich ist es ganz leicht", sagt er. Wenigstens für einen, der programmieren kann. Jasin hat das nicht nur zum Hobby, sondern auch zum Beruf gemacht. Denn er absolviert seine Ausbildung zum Fachinformatiker derzeit bei einer Mannheimer Softwareentwicklungsfirma. Um an die Daten zu Verspätungen und Fahrtausfällen zu kommen, kann sich Jasin einfach an einer öffentlichen Schnittstelle der RNV im Internet bedienen. Genauer an einer "Schnittstelle zur Anwendungsprogrammierung", häufig nur kurz API genannt. "Ich programmiere dann eine Anwendung, die jede Minute die Daten abrufen kann", erklärt Jasin.
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Angefangen hat der 16-Jährige bereits. Zusätzlich zu seiner Ausbildung ist das natürlich ein zeitlicher Mehraufwand, doch Jasin meint: "Es macht mir Spaß, das ist eine schöne Beschäftigung." Technik- und computeraffin sei er sowieso. Er möge es einfach, wenn Dinge nur zwei Zustände haben: "Wahr oder falsch", so Jasin.
Und überhaupt: "Ich bin ein großer Freund von Daten und Fakten", berichtet der 16-Jährige. Da sei er im IT-Geschäft natürlich genau richtig. Seine Kenntnisse werden ihm jetzt zugutekommen und vielleicht auch vielen anderen Pendlern.