Dieses Haus wird Heidelberg begeistern
Deutsch-Amerikanisches Institut hat endlich ein Domizil, wo in modernen Werkstätten getüftelt, Wissen geteilt und kreativ gearbeitet werden soll

Das "Begeisterhaus" des DAI zieht in die Patton Barracks. Vor Ort schauten sich (v.l.) Peta Becker-von Rose vom DAI-Freundeskreis, DAI-Chef Jakob Köllhofer, Gepa Häusslein von der Hopp-Stiftung und Projektleiter Jasper Schmidt um. Foto: Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Der 13-jährige Yusuf hat einen automatischen Staubsauger gebaut. Für seine Mutter zum Muttertag. Ganz eigenständig. Der Makerspace des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) hat es möglich gemacht. Als Jakob Köllhofer, DAI-Direktor, davon erzählt, ist er noch immer fasziniert. Genau wie es der 13-jährige Junge war, als sein Gerät fertig wurde - und funktionierte. "Er war begeistert", sagt Jakob Köllhofer.
Und ab dem Frühsommer 2019 sollen alle Heidelberger "begeistert werden", wie Köllhofer betont. Denn dann wird eine schon vor Jahren entstandene Idee endlich Wirklichkeit: das Begeisterhaus. Ein Ort, der allen offen steht, wo in modernen Werkstätten getüftelt, Wissen geteilt und kreativ gearbeitet werden kann, wo sich alle Bürger, ungeachtet von Herkunft, Alter oder Geschlecht begegnen - und gemeinsam etwas erschaffen.
Der Freundeskreis des DAI hat dafür den "Clock Tower" - ein ehemaliges Verwaltungsgebäude der US-Armee - in den Patton Barracks in Kirchheim gekauft. Die Verträge sind unterschrieben. In nicht-öffentlicher Sitzung wurde ein Teil der Stadträte bereits informiert. Für den Umbau soll bald der entsprechende Bauantrag eingereicht werden. Es sei toll, dass der DAI-Freundeskreis als Verein ein solches Projekt ermögliche und letztlich auch realisiere - "und dass die Stadtverwaltung uns dieses Vertrauen entgegenbringt", sagt Jasper Schmidt vom DAI, der Projektleiter und künftige Intendant des Begeisterhauses. Die Institution wird der zweite offizielle Bewohner auf dem "Heidelberg Innovation Park" (Hip), der in den Patton Barracks entsteht - gerade erst wurde die Ameria AG als erster Mieter bekannt.
Oberbürgermeister Eckart Würzner ist jedenfalls schon begeistert: "Der Hip wird ein Ideenquartier für das digitale Zeitalter - dazu gehören auch neue und innovative Arbeitsmethoden. Das Begeisterhaus passt genau in diese Kategorie. Gemeinsam Dinge ausprobieren, dabei neueste Technik und Geräte nutzen und voneinander lernen - eine derartige Werkstattatmosphäre ist der ideale Nährboden für Kreativität und praktische Lösungen", so der OB.
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Herzstück des Hauses wird daher auch der Makerspace. Seit drei Jahren ist er im Keller des DAI beheimatet - auf gerade einmal 150 Quadratmetern. "Wir brauchen schon lange mehr Platz dafür", sagt Schmidt. An die 70 Mitglieder habe der Makerspace derzeit - "und wir haben ständig neue Anfragen", so der 27-Jährige. Auch Köllhofer weiß: "Wir haben über die Jahre gelernt, dass da draußen Leute sind, die tolle Ideen haben und einen Ort brauchen, um sie umzusetzen."
Genau das biete der Makerspace. Mehr noch: Er sei eine Reaktion auf die Revolution, die gerade passiere. Auf den Wandel, in dem die Gesellschaft stecke. Natürlich spiele die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Aber auch, dass die Menschen selbst Dinge anpacken wollten. "Selbstwirksamkeit" nennt das Köllhofer. Und genau das soll im Begeisterhaus geschehen - im ganz großen Stil. Schließlich stehen im "Clock Tower" rund 1800 Quadratmeter zum Begeistern zur Verfügung. Wie das Haus im Detail aussehen wird, könne man jetzt noch nicht sagen, erklärt Schmidt. Denn: "Wir wollen kein schlüsselfertiges Konzept vorlegen." Vielmehr sei die Entwicklung des Hauses ein Prozess, der flexibel sein müsse. Schließlich stünden die künftigen Nutzer - also die Bürger - im Mittelpunkt. Deshalb sagt Schmidt auch: "Wir werden das nicht alleine schaffen."
Trotzdem steht bereits fest, dass es im Begeisterhaus verschiedene, nicht-kommerzielle Räume geben wird. Einen "art space" für Theatergruppen und Tänzer, einen "learning space" als eine Art offenes Klassenzimmer, einen "project space" für Kreativschaffende oder auch einen "social und event space" für Gastronomie und Kultur. Denn inmitten der vielen innovativen Firmen, die sich auf dem Hip ansiedeln sollen, versteht sich das Begeisterhaus auch als soziale und gesellschaftliche Anlaufstelle.
"Bei vielen Bürgerbeteiligungsveranstaltungen habe ich Ängste der Kirchheimer gehört, dass es kein Leben auf dem Hip geben wird", weiß Schmidt. Das Begeisterhaus will auch diese Funktion übernehmen. "Wir bauen einen öffentlichen Raum dort auf", so Schmidt. Das Haus soll eine Art Seele für das Quartier werden - "wo man den besten Kaffee bekommt und sich auch mal zum Mittag trifft". Schließlich habe man in den Patton Barracks die einzigartige Chance, einen echten Freiraum zu schaffen, sagt Schmidt. Und die will das DAI beim Schopfe packen.