Neckargemünd

Der große Rewe-Deal

Bürgermeister verhandelte geschickt mit dem Handelsriesen - Sichere Pacht statt schwankende Gewerbesteuer durch neuen Markt

09.11.2018 UPDATE: 10.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Der aktuelle Rewe-Markt in Kleingemünd ist dem Handelsriesen zu klein geworden. Das Gebäude eines englischen Immobilienfonds soll künftig als Getränkemarkt dienen. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Während im Heidelberger Stadtteil Schlierbach auf dem Areal des früheren Opel-Autohauses direkt an der Bundesstraße B37 gerade ein neuer "Rewe" entsteht, ist einige Kilometer weiter vom neuen Rewe-Markt in Kleingemünd noch weit und breit nichts zu sehen. Dabei sollte dieser ursprünglich gebaut werden, wenn dort die B37 saniert wird - also im Sommer 2017. Doch im Hintergrund tat sich in den vergangenen Wochen und tut sich auch aktuell einiges. Bürgermeister Frank Volk hat für die Stadt erfolgreich verhandelt und einen großen Deal mit Rewe geschmiedet.

Der Rathauschef hat immer wieder betont, dass der Neubau des Rewe-Marktes in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Markt an der Neckarsteinacher Straße mit nennenswerten Einnahmen für die Stadt einhergehen müsse. Denn von der Ansiedelung eines Handelsunternehmens hat eine Stadt meist nur wenig: Für die Verteilung der Gewerbesteuer ist die Zahl der am Ort beschäftigten Personen maßgeblich - weshalb die Orte mit den Verwaltungs- oder Logistikzentralen der Supermärkte profitieren.

Der Bürgermeister pochte deshalb - mit dem Gemeinderat im Rücken - darauf, dass der neue Rewe-Markt, so wie an anderen Orten auch, von einem selbstständigen Kaufmann betrieben wird. Dieser hat seinen Sitz dann am Ort und zahlt dort auch Gewerbesteuer.

Dabei hatte Volk ein Ass im Ärmel: ein Grundstück der Stadt, an dem für den Bau des neuen Marktes hinter dem früheren VW-Autohaus kein Weg vorbeiführt - ein "Schlüsselgrundstück", wie es hieß.

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Noch Anfang dieses Jahres sah es so aus, als ob Rewe auf die Forderung der Stadt eingeht. Doch dann kam alles anders. Da die Gewerbesteuer abhängig vom Gewinn der Unternehmen ist und deshalb Schwankungen unterliegt und Rewe offenbar auch zögerte, ging Volk einen Schritt weiter - mit dem Ziel von gesicherten Einnahmen.

Und jetzt kommt der große Rewe-Deal: Die Stadt und Rewe tauschen zwei Grundstücke - nämlich das "Schlüsselgrundstück" im Bereich des neuen Marktes und das Grundstück des bisherigen Getränkemarktes. Dieses verpachtet die Stadt künftig an Rewe. Die jährliche Pacht orientiert sich an der Höhe der zu erwartenden Gewerbesteuer: "Wenn ein selbstständiger Kaufmann den Markt führen würde, müsste er im Jahr etwa 54.000 Euro Gewerbesteuer zahlen", erklärt Volk. Auf diese Höhe wurde die Pacht festgelegt. Der Vertrag läuft laut Volk "länger als zehn Jahre". Der Betrieb durch einen selbstständigen Kaufmann ist nun nicht mehr notwendig.

Volk ist auf diesen Deal stolz: "Die Stadt hat ein gutes Geschäft gemacht", meint er. "Wir müssen kein Grundstück verkaufen und sind nicht von der Gewerbesteuer abhängig, von der am Ende ohnehin nur ein Viertel bei der Stadt hängen bleibt." Rewe sei zudem ein "zahlungskräftiger Partner", so Volk.

Wie geht es nun weiter? Die RNZ sprach mit Werner Kroffl von der "IBB Immobilien-, Bauträger-, und Baulanderschließungsgesellschaft" mit Sitz in Mannheim, die den neuen Markt für Rewe in Kleingemünd realisiert. Der Bauantrag für das neue Gebäude sei beim Landratsamt eingereicht, mit der Genehmigung werde aber "frühestens im Dezember 2018" gerechnet. Es müssen noch weitere Unterlagen eingereicht werden, da es eine "geringfügige Überschreitung" der Geschossfläche gab. Diese sei von der Baugenehmigungsbehörde nicht akzeptiert worden. Der neue Rewe-Markt mit einer Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern soll nun im Herbst 2019 fertig sein.

Der aktuelle Markt ist dem Handelsriesen schon lange zu klein. Eine Erweiterung scheiterte in der Vergangenheit an der Grundstücksgröße, der Topografie, der alten Bausubstanz und der komplizierten Grundstücksverhältnisse: Das Gebäude steht auf acht Grundstücken von fünf Eigentümern und gehört einem englischen Immobilienfonds. Der bisherige Markt soll nun renoviert und künftig als Rewe-Getränkemarkt genutzt werden.

Und der bisherige Getränkemarkt? "Dieses Gebäude wird von Rewe umgebaut und renoviert", erklärt Kroffl. Es soll "langfristig untervermietet werden". Rewe-Sprecherin Susanne Amann konkretisiert, dass eine Apotheke in das Gebäude einziehen soll, wofür bereits Verhandlungen laufen würden.

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