Hotel an Mannheimer Straße wird konkreter
Gemeinderat stimmt für Verhandlungen mit Investor - Eingesessene Hoteliers werden einbezogen

Auf einem Parkplatz unter der Mannheimer Straße könnte das Hotel entstehen. Foto: k
Weinheim. (keke) Weinheim verfügt über ein enormes Potenzial und muss als Tourismusstandort stärker in Erscheinung treten. Daran gibt es im Gemeinderat keinen Widerspruch. Dennoch liegt die Auslastung der Hotels vor allem an den Wochenenden bei lediglich 20 Prozent. Auf der anderen Seite spricht eine von der Verwaltung in Auftrag gegebene Analyse von einem Bedarf von bis zu 165 weiteren Betten und einem Potenzial von bis zu 30.000 Übernachtungsgästen pro Jahr.
Mit der Konsequenz, dass die Verwaltung gerne ein an der Mannheimer Straße positioniertes Business-Hotel in der Kategorie "Drei Sterne plus" erstellt sähe. Ein Investor stünde bereit. Das steht auch in dem Beschlussantrag, den das Gremium auf Betreiben der GAL letztlich in modifizierter Form mehrheitlich beschloss. Vorgesehen ist nun, "mit dem Investor gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft, den ansässigen Hoteliers sowie externer Hilfe eine intensive planerische Auseinandersetzung aufzunehmen, die den Neubau eines Hotels am Standort Mannheimer Straße gegenüber dem Hallenbad zum Ziel hat."
Nach dem Wegfall von G.U.P.S.- und Ebertparkhotel, die zu Flüchtlingsunterkünften wurden, sowie der Schließung des "Grünen Baums" und des "Schmittberger Hofs" - laut Analyse ein Wegfall von 344 Betten - halten die Gutachter den ermittelten Bettenbedarf von bis 165 Betten für realistisch. Das neue Hotel würde den Beherbergungsmix abrunden und Gästegruppen anziehen, die heute noch kein Angebot vorfinden. Aus Sicht der CDU enthalte das Gutachten keine gravierend neuen Erkenntnisse, so Holger Haring: "Weinheim braucht ein zusätzliches attraktives Hotelangebot." Die "teilweise unübersichtliche Darstellung" in dem Gutachten und zum Teil "fehlerhafte" und "nicht verlässliche Aussagen" kritisierte Christian Mayer (Freie Wähler). Als "reizvolle Idee" bezeichnete er einen Hotelneubau in der "Hildebrand’schen Mühle". Gefahren sieht Mayer, der auch Vorsitzender des Vereins "Lebendiges Weinheim" ist, trotz seiner Zustimmung zu den Plänen in der Konkurrenz in Heidelberg und Mannheim. "Kopfzerbrechen" bereitet gleichfalls der Wegfall von Parkplätzen, die derzeit von Mitarbeitern der Firma Freudenberg genutzt werden. So soll das Hotel auf einer Parkfläche quasi Unterhalb der Brücke "Mannheimer Straße" entstehen.
Man sieht den Parkplatz gut von demjenigen Brückenvorsprung aus, auf dem auch ein Dönerladen steht. Freudenberg unterstützt dennoch die Initiative für ein Hotel an diesem Standort und ist bereit, Flächen abzugeben. Zustimmung signalisierte auch Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) - trotz erheblicher Einwände. Man verfüge bereits über breit aufgestellte Hotels, Pensionen und kleine Familienbetrieben. Ein neues Hotel könne andere Beherbergungsstätten an ihre Existenzgrenze bringen. "Es auch um Arbeitsplätze". Das Übernachtungsgeschäft sei schwieriger geworden, so Alexander Boguslawski (GAL). An den Rahmenbedingungen könne der Gemeinderat aber nichts ändern. Geholfen werden könne den Betrieben durch städtische Unterstützung.
Der Wochenendtourismus fahre an der Zweiburgenstadt vorbei, so Simon Pflästerer (WL). Andererseits sei es bedenklich, ein Hotel zu bauen und in den bereits vorhandenen Betrieben "zu räubern". Den Wettbewerb würden die kleinen Unternehmen verlieren. Die WL wollte auch dieses Thema vertagen, war aber gescheitert.
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Stimmenthaltung signalisierte Andrea Reister. Die FDP wende sich gegen einen Verdrängungswettbewerb. Auch in ihren Augen entbehrt der Ausbau der Hildebrand’schen Mühle nicht eines "gewissen Charmes". Carsten Labudda (Die Linke) wies darauf hin, dass die Stadt nur noch über einen Investor und einen Standort verfüge. Im Endergebnis stünde man besser da, wenn bei der Entscheidung über den Tennisplatz-Standort "nicht das Herz über den Kopf entschieden" hätte. Bei 21 Ja- zu elf Neinstimmen votierte der Gemeinderat für den modifizierten Antrag. Nicht ohne Bedauern darüber auszudrücken, dass sich zwei Hoteliers "aus Verärgerung" aus dem Verein für Stadt- und Tourismus-Marketing zurückgezogen haben.