Dehoga zieht Hotel-Gutachten in Zweifel
Verband sieht kein Potenzial für 30.000 zusätzliche Übernachtungen - Gemeinderat entscheidet am heutigen Mittwoch über Verhandlungen zu Hotelstandort

Die Stadträte diskutieren wieder über die Zukunft der Weinheimer Hotellerie. Symbolbild: Dorn
Weinheim. (web) Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten sieht ein Potenzial von 30.000 zusätzlichen Übernachtungen pro Jahr in der Zweiburgenstadt. Darauf aufbauend wird die Einrichtung eines weiteren Hotels mit (rein rechnerisch) 150 Betten empfohlen. Der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) ist dem Gutachten mit großer Mehrheit gefolgt und hatte sich für den Standort "Mannheimer Straße" ausgesprochen.
Eine Stellungnahme des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Heidelberg kommt im Vorfeld der entscheidenden Gemeinderatssitzung (Beginn: heute, 17 Uhr, im Ratssaal) zu ganz anderen Schlüssen - und kritisiert das Gutachten der IFT Freizeit- und Tourismusberatung aus Köln. "Bereits der Gutachterauftrag gab die Richtung vor", heißt es: Es sei von Anfang an gar nicht wirklich darum gegangen, ob Weinheim ein Hotel braucht, sondern darum, was für ein Hotel gesucht wird. Ergebnis: Businesshotel, mittleres bis gehobenes Segment.
Ankünfte und Übernachtungen seien in Weinheim seit 2011 rückläufig, so die Dehoga weiter. Einzige Ausnahme: das Jubiläumsjahr 2014. Die bestehenden Hotels hätten ihre Attraktivität gesteigert, doch zuletzt habe die Auslastung lediglich 40,4 Prozent gelegen: "Erfahrungsgemäß bringen neue Betriebe auch nicht automatisch neue Gäste mit." Man sehe weder im Tagungs-, noch im Touristikbereich erheblichen Steigerungsbedarf, zumal in Heidelberg und Mannheim ebenfalls in den Tagungsbetrieb investiert werde und an Wochenenden die Hotels eh schon ziemlich leer seien. "Ein überzeugendes Vermarktungskonzept ergibt sich aus dem Gutachten nicht." Allgemein würden die Hotelkapazitäten in der Region massiv ausgebaut, was - ebenfalls im Allgemeinen - aber nicht an den Hotelbetreibern festzumachen sei, sagt der Dehoga.
Es liege vielmehr am günstigen Umfeld für Bauinvestoren, etwa niedrigen Zinssätzen. Zudem brauche es für ein Hotel mit 150 Betten 55.000 neue Gäste, nicht nur 30.000. Wie schon SPD-Rednerin Stella Kirgiane-Efremidou im ATU weist auch der Dehoga auf "zweifelhafte" Zahlen hin. So seien mit den Schließungen von G.U.P.S. und Ebert-Park-Hotel nicht 141 Zimmer sondern 141 Betten weggefallen. Zudem seien im vergangenen Jahr 60 Betten hinzugekommen, die unerwähnt geblieben seien, heißt es unter anderem.
Die Weinheimer Liste hat am gestrigen Dienstag beantragt, den "Hotel-Tagesordnungspunkt" nicht in der heutigen Ratssitzung zu behandeln. Die "Bedarfssituation" sei unklar, bezieht sich die Fraktion auf den Schrieb des Dehoga.