Heidelberger Altstadt

Große Zustimmung für Konzept zur Verkehrsberuhigung in der Altstadt

Die Poller sollen nur die Regeln durchsetzen. Der Gemeinderat könnte schon im Herbst entscheiden.

28.02.2018 UPDATE: 01.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Die Große Mantelgasse in der Altstadt: Hier sind in der ersten Ausbaustufe noch keine Poller vorgesehen - zum Ärger der Anwohner. Denn viele, die hier parken wollen, fahren entgegen der Einbahnstraßenregelung in die Fußgängerzone ein. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Der große Aufschrei blieb aus. Mehr als 100 Interessierte waren am Dienstagabend in den Spiegelsaal des Palais Prinz Carl gekommen, um sich über das Verkehrsberuhigungskonzept Altstadt zu informieren, Anregungen zu geben und Kritik zu äußern. Doch niemand, weder die Anwohner, noch die Vertreter von Einzelhandel, Handwerk, Feuerwehr und Stadtmarketing stellten den von Gutachter Michael Welsch vom Stuttgarter Büro SSP Consult vorgestellten Entwurf grundsätzlich in Frage: Automatisch versenkbare Poller sollen demnach künftig an jeder Zufahrtsstraße verhindern, dass nach 11 Uhr morgens Unberechtigte in die Heidelberger Fußgängerzone fahren können.

"Poller sind die technische Umsetzung bereits bestehender Regeln", betonte Verkehrsmanager Alexander Thewalt an diesem Abend immer wieder. Demnach soll sich in der Heidelberger Altstadt an den bisher geltenden Bestimmungen nur wenig ändern: Der Lieferverkehr darf nach wie vor von 6 bis 11 Uhr durch die Fußgängerzone fahren.

Auch die Einbahnstraßenregelungen bleiben alle bestehen. Doch da sich bisher sehr viele Verkehrsteilnehmer nicht daran gehalten haben, sollen jetzt die versenkbaren Straßensperren her. Darauf hat sich der Arbeitskreis "Verkehrsberuhigungskonzept Altstadt" mit mehr als 40 Teilnehmern nach fünf Sitzungen geeinigt.

Laut dem bisherigen Entwurf sind in der ersten Ausbaustufe 21 versenkbare Polleranlagen vorgesehen. Die drei, die als erste kommen sollen, am vorderen Eingang der Hauptstraße, in der Marstallstraße und in der Grabengasse an der Neuen Universität, sind extra verstärkt und könnten auch Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit aufhalten.

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Insgesamt wird das Projekt nach den bisherigen Berechnungen rund 1,6 Millionen Euro kosten. Das Amt für Verkehrsmanagement ist gerade dabei, Gelder für den nächsten Doppelhaushalt anzumelden.

Gerd Wagner von der Bürgerinitiative "Leben in der Altstadt" (Linda) war anfangs sehr skeptisch, dass das Poller-Konzept im Arbeitskreis zerredet wird. Es habe sich aber gelohnt, dass auch Vertreter der Wirtschaft in dem Gremium vertreten waren: "Der Prozess wurde nicht blockiert." Bezirksbeirat Gerd Guntermann, der schon vor Jahren die Poller-Idee ins Spiel gebracht hatte, war voll des Lobes für den Konzeptentwurf.

Auch Swen Rubel vom Einzelhandelsverband Nordbaden kann mit den Plänen leben. "Bei diesem Thema schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite wollen wir, dass unsere Mitglieder beliefert werden, auf der anderen wollen wir auch die Aufenthaltsqualität für unsere Kunden erhöhen." Ein wenig skeptisch ist Rubel aber noch: "Bei uns in Schwetzingen sind die Dinger häufig kaputt und unten."

Gutachter Welsch nahm an diesem Abend viele Anregungen mit. Norbert Schön vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub wünschte sich auch einen Poller in der Plöck, Anwohnerin Inga Behnke ärgerte sich, dass in der ersten Ausbaustufe noch keine Sperren in der Großen Mantelgasse vorgesehen sind - und das, obwohl sie von vielen Autofahrern entgegen der Einbahnstraßenregelung vom Neckar aus befahren wird. Martin Kölle von "Linda" forderte, dass auf jeden Fall auch die zweite Ausbaustufe mit eingeplant wird: Auch die Ausfahrtsstraßen aus der Fußgängerzone sollten bepollert werden.

Der Arbeitskreis wird am 21. März in seiner letzten Sitzung über all diese Anregungen noch einmal diskutieren und eine Empfehlung für die politischen Gremien erarbeiten. Noch im Herbst könnte der Gemeinderat dann den Grundsatzbeschluss fassen, sodass die ersten Poller im Jahr 2019 installiert werden können.

Die genaue technische Umsetzung, ob die Durchfahrtsberechtigten einen Chip bekommen oder die Poller über ihr Smartphone steuern können, ist noch unklar. Verkehrsmanager Thewalt ist sich sicher: "Am endgültigen Betriebskonzept wird sich der Erfolg entscheiden." Und doch glaubt er: "In Richtung lebenswerte Altstadt haben wir heute Abend einen Riesenschritt getan."

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