Manuel Just drückt Startknopf für seine Kandidatur
Hirschberger Bürgermeister will Weinheimer OB werden - "Ich trete auch an, wenn die Parteien mich nicht nominieren"

Manuel Just erklärte gestern im Pressegespräch, dass er für das Amt des Weinheimer Oberbürgermeisters kandidiert. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Hirschbergs Verwaltungschef Manuel Just (39, parteilos) kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters in Weinheim. "Ich trete an, um zu gewinnen", sagte er gestern im Verlauf eines Pressegesprächs. Er werde selbst dann kandidieren, wenn er bei den Mitgliederversammlungen von CDU und Freien Wählern durchfallen sollte. Dies gilt indessen als äußerst unwahrscheinlich. Die Spitzen beider Gruppierungen haben bereits für Just plädiert. Die SPD will im Verlauf ihrer nächsten Mitgliederversammlung klären, ob ein eigener Kandidat nominiert wird. Die Grünen wollen darauf verzichten.
Manuel Just nimmt es gleich vorweg: "In der Tat wird es so sein, dass ich für die OB-Wahl am 10. Juni ins Rennen gehe", sagt zu Beginn der gestrigen Presserunde bei den "Bistronauten" im früheren Weinheimer OEG-Banhof. Seine Entscheidung überrascht längst niemanden mehr. Sie war bereits gestern Vormittag durchgesickert, nachdem Just sich am Mittwochabend im nicht öffentlichen Sitzungsteil des Hirschberger Gemeinderats erklärt hatte. Auch die (Ober-)Bürgermeister aus dem Sprengel hätten vorab von seiner Entscheidung erfahren, sagt er.
Jetzt geht er den Wahlkampf-Marathon an: mit vielen kleinen, sorgfältig durchdachten Schritten. Schon der Ort für die gestrige Fragestunde ist mit Bedacht gewählt. Die "Bistronauten" hatten ihre Gastronomie in Leutershausen aufgebaut - ehe das Angebot aus Weinheim kam.
Diesen Weg will auch Just gehen. Bevor die Presse ihre Fragen loswerden kann, gibt er eine Erklärung ab. Vor Weihnachten habe es "lose Gespräche" mit Parteivertretern gegeben. Kurz nach Weihnachten gab es eine konkretere Anfrage. In der Woche vor dem Hirschberger Neujahrsempfang folgten Gespräche mit zwei Parteien. Danach sei er in einen "tiefen, persönlichen" Abwägungsprozess eingetreten, so Just: "Das war wirklich so."
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In Hirschberg wie in Weinheim hätten ihn Bürger ermutigt, die Chance zu nutzen. Als er den Neujahrsempfang der Volksbank Weinheim besuchte, habe er fast nur positive Rückmeldungen erhalten: "Dies war die emotionale Seite."
Es gibt aber auch die rationale Seite: etwa die Bedeutung Weinheims als größte Stadt im Kreis. Ebenso die internationale Reputation der hier ansässigen Firmen und die "einladende städtebauliche Struktur". Nicht zu vergessen: die durchaus heterogene, aber überdurchschnittlich engagierte Bürgerschaft. "Der Weinheimer Gemeinderat bildet dies ab", sagt er. Was Weinheims Finanzlage betrifft, besitze er nicht den "Stein der Weisen". Aber als ehemaliger Kämmerer in Rauenberg habe er das Rüstzeug, um sich der Situation zu stellen. "Am Ende muss es aber auch die Familie mittragen", dankt er seiner Frau.
Hintergrund
Fünfeinhalb Jahre Kämmerer in Rauenberg, zehneinhalb Jahre Bürgermeister in Hirschberg: Das sind die beruflichen Eckdaten von Manuel Just (39). Geboren wurde er am 23. August 1978 in Heidelberg, Kindheit und Jugend verlebte in Ketsch. Von dort aus ging es Schritt für Schritt
Fünfeinhalb Jahre Kämmerer in Rauenberg, zehneinhalb Jahre Bürgermeister in Hirschberg: Das sind die beruflichen Eckdaten von Manuel Just (39). Geboren wurde er am 23. August 1978 in Heidelberg, Kindheit und Jugend verlebte in Ketsch. Von dort aus ging es Schritt für Schritt bergauf.
1995 legte er die Mittlere Reife ab, 1997 folgte die Fachhochschulreife - und von 1998 bis 2002 das Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Vor dem Studium hatte er seinen Zivildienst in einer Werkstatt für behinderte Menschen absolviert.
Nach dem Abschluss "Diplom-Verwaltungswirt" war Just zunächst in Rauenberg tätig, ehe er sich 2007 in Hirschberg durchsetzte. Als Hobbys gibt er Reisen, Wandern, Joggen und Kochen an. Bereits als Jugendlicher und junger Erwachsener hatte er sich als Kunstturntrainer und Jugendwart bei der TSG Ketsch engagiert. Just ist verheiratet, er hat eine Tochter und einen Sohn. web
Jetzt ist die Entscheidung gefallen, unumstößlich. "Ich trete auch dann als parteiloser Kandidat an, wenn eine oder mehrere Mitgliederversammlungen gegen mich votieren", stellt er klar. Und: "Ich trete an, um zu gewinnen. Aber man muss sich bei jeder demokratischen Wahl im Klaren darüber sein, dass man unterliegen kann."
Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, wolle er in sein Hirschberger Haus einziehen, sagt er. "Der Oberbürgermeister gehört schon nach Weinheim", räumt er ein. Wegen der Kinder, so Just, erwäge er aber die Möglichkeit, noch drei Jahre in Hirschberg wohnen zu bleiben - bis Sohn Joris in die Grundschule und Tochter Mira in eine weiterführende Schule kommt.
Ja, es gebe auch durchaus Hirschberger, die von seiner Entscheidung enttäuscht sind - "was ich auch verstehe", so eine weitere Antwort Justs. "Aber die überwiegende Mehrheit ist doch der Auffassung, dass man einem jungen Berufstätigen Chancen gönnen muss." Ein weiteres Ja lässt Just sich entlocken, als er auf den in Hirschberg lebenden Landrat Stefan Dallinger angesprochen wird: "Er ist durchaus ein Ratgeber und jemand, mit dem man sich privat unterhält." Er hole sich aber auch bei anderen Menschen Rat.
"Als ich die positive Diskussionskultur des Hirschberger Gemeinderats gelobt habe, wollte ich eine der offensichtlichen Stärken der Kommune hervorheben", erklärt Just eine Äußerung aus seiner Neujahrsansprache. Er habe damit aber nicht sagen wollen, dass in Weinheim das Gegenteil der Fall sei.
Allgemein sehe er sich in der Rolle eines unbefangenen Kandidaten, der von außen kommt. Er sei offen für Gespräche, mit allen Seiten, "für mich waren auch in Hirschberg alle gleich" - auch wenn er in Weinheim wohl nicht an jeder Tür klingeln werde. "Ich führe auch Gespräche mit der AfD, weil man miteinander reden sollte", so Just im Hinblick auf vergangene Auseinandersetzungen mit den Rechtspopulisten, aber auch den Kommunalwahlkampf 2019. "Ich teile diese Positionen aber nicht. Gespräch bedeutet für mich auch, dass man uneins auseinander gehen kann." Ansonsten gilt für Justs Wahlkampf und eine mögliche Amtszeit als OB wohl das, was seine Entscheidungsfindung ausgezeichnet hat. Es geht Schritt für Schritt voran. Die Breitwiesen, die Sporthallen, der Wachenberg-Steinbruch: Just lässt sich kaum konkrete Aussagen entlocken. Lediglich zum Steinbruch sagt er, dass die kontroversesten Punkte zwischen Hirschberg (Besitzerin) und Weinheim (Gemarkung) geklärt sein dürften.
Er wolle Gespräche führen, sich umsehen und zum Beispiel auch Ratssitzungen besuchen, so Just. Der Analyse soll der Einstieg in den inhaltlichen Wahlkampf folgen. Er werde aber keinen Wahlkampf gegen einen anderen Kandidaten machen. Dann blitzt doch ein wenig Kampfes-Lust durch: "Ich gelte als ehrgeizig. Es hätte nicht zu mir gepasst, wenn ich gesagt hätte: ,Weinheim? Nee, keine Chance’".
Just ist der zweite Kandidat für die Wahl am 10. Juni. Seit Dezember steht bereits fest, dass Simon Pflästerer (34) ins Rennen geht. Er hatte sich als "unabhängiger Kandidat der Weinheimer Liste" vorgestellt. Die Stelle des Oberbürgermeisters wird im März ausgeschrieben. Bis zum 15. Mai können sich Bewerber melden.