Runder Tisch will Stadtpark als Alternative prüfen lassen
Parkplätze sind ein schwerwiegendes Problem

Auf dem Rathausplatz in Leimen ist Parkplatz. Jetzt soll seine Eignung als Stadtpark geprüft werden. Foto: Frenzel
Von Thomas Frenzel
Leimen. Am Ende stand Ratlosigkeit. Drei Stunden lang war intensiv informiert und diskutiert worden über rote Linien, die nicht überschritten werden sollten. Über Platzkanten und Kubaturen, über Parkplätze und Schulhofgröße. Und dann kam es im Ratssaal des neuen Verwaltungsgebäudes zu der eigentlichen Gretchenfrage: Soll der Rathausplatz überhaupt bebaut werden oder nicht doch besser zu einem Stadtpark werden? Mit einer 7 : 4-Abstimmung beschloss der Runde Tisch, dass ein diesbezüglicher Prüfauftrag an einen externen Landschaftsplaner vergeben werden sollte. Damit waren bei der künftigen Gestaltung des Rathausplatzes die Uhren, wie dies Oberbürgermeister Hans D. Reinwald eingangs erneut betont hatte, wirklich wieder auf Null gestellt. Und das galt auch für alles, was zuvor in dieser Runde diskutiert worden war.
Es war die erste Sitzung des Runden Tisches nach dem Bürgerentscheid, bei dem die Leimener Wähler das Projekt der örtlichen CMS Invest GmbH in Bausch und Bogen verworfen hatten: Nahezu 80 Prozent aller gültigen Stimmen waren gegen das Hotel-Festhallen-Tiefgaragen-Konzept. Und nicht wenige der 10.333 Ablehner waren anstelle einer Bebauung für einen Stadtpark. Davon war Alexander Hahn überzeugt, der Sprecher der erfolgreichen Bürgerinitiative "Festhalle - Nein!". Und genau deshalb - und im Sinne gelebter Demokratie - müsse der Stadtpark als echte Alternative auf Für und Wider geprüft werden. Auf Machbarkeit, auf Verträglichkeit mit den Stadtfesten und der benachbarten Turmschule, auf Sicherheit und etwaigen Vandalismus, auf öffentliche Zugänglichkeit.
Es gab diverse Gegenreden. Es gab Hinweise auf den nicht weit entfernten Menzerpark, in dem es ohne permanente Kontrollen in der nicht zu kalten Jahreszeit ständig zu Problemen mit nächtlichen Partys gäbe. Es gab den Hinweis, dass ein Stadtpark dem Konzept einer Belebung der Innenstadt entgegenstünde. Es gab ebenfalls Hinweise, dass sich ein Stadtpark als öffentliche Partyzone nicht gut mit einem benachbarten Schulhof vertrage. Doch der von BI-Sprecher Hahn vorgebrachte Verweis auf den eindeutigen Bürgerentscheid hatte die erwähnte nachhaltige Wirkung. Für Christine Grüger, die als Moderatorin den Runden Tisch leitet, ergab sich aus einem ernst genommenen Prüfungsauftrag nur eine logische Konsequenz: Der Stadtpark könne 2017 am Runden Tisch wohl nicht mehr behandelt werden.
Dabei war die Sache mit einem künftigen Rathausplatzgrün gar nicht der einzige Prüfauftrag. Ohne explizite Abstimmung der Tischrunde soll die Stadtverwaltung Parkmöglichkeiten im Hofbereich der Turmschule prüfen und auch die dazugehörige Zufahrt. Denn diese Zufahrt ist nicht ohne - ganz egal, ob diese Parkideen als Parkdecks oder als Tiefgarage gedacht werden: Erfolgt sie über die Hohe Gasse, muss dort das gegenwärtig von der Musikschule genutzte Gebäude weichen. Was eine neue Baustelle aufwirft, ohne dass diese näher thematisiert wurde.
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Ebenfalls erhoben werden soll der konkrete Raumbedarf der Turmschule und der in ihren Räumlichkeiten angebotenen Angebote wie Kernzeitbetreuung und Schülerhort. Dass hier erhebliche Nöte bestehen, brachte Rektorin Angela Münch vor - nicht nur mit Hinweis auf mangelnde Kapazitäten für den vorgeschriebenen Sportunterricht in einer absehbar fünfzügigen Grundschule.
Diese Überprüfungen waren, bevor der Stadtpark als Thema auftauchte, genauso unstrittig wie andere Grundsätze der Stadtkernentwicklung und einer mit ihr verknüpften Bebauung am Rathausplatz. Jan Currle, der namens der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE) die Sanierung von Anfang an betreut, erinnerte an der städtebaulichen Wettbewerb von 2008, der eine bauliche Platzfassung und den Schulhof als grüne Oase vorsieht. Mit einem solchen Rathausplatz würde die städtebauliche Abrundung zur Nahverkehrsdrehscheibe am Bärentorplatz und dem Kurpfalz-Centrum geschaffen. Bürgermeisterin Claudia Felden verwies auf das seit vielen Jahren konsequent verfolgte Konzept, wonach der Stadtkern und der Rathausplatz vor allem für Dienstleistungen reserviert sei.
Verkehrsplaner Hans-Jürgen Tögel aus Möglingen bei Ludwigsburg, der Leimens Stadtkernsanierung über Jahre hinweg begleitet hatte, machte zusätzlich eines unmissverständlich: Die Mitte der Großen Kreisstadt braucht zwingend 200 Parkplätze - 100 für Kurzzeitparker, 100 für Langzeitparker. Und auf dem vorhandenen Rathausplatz gibt es rund 70 Stellplätze, die bei jeglicher Art von Neunutzung wegfallen und neu geschaffen werden müssen.
Konsens am Runden Tisch war denn auch: Der Hof der Turmschule soll nicht beschnitten werden, ganz im Gegenteil. Eine Vergrößerung ergibt sich, wenn eine neue Bebauung die Bauflucht des historischen Rathauses aufgreift und so die aktuelle Hoffläche erweitert. Ebenfalls Konsens war, dass sich eine Neubebauung dem historischen Rathaus unterzuordnen hat - auch bei der First- und bei der Traufhöhe.
Nach den ausführlichen Diskussionen zu all diesen Aspekten wurden die Uhren - wie eingangs erwähnt - wieder zurück gestellt. Mit der Grundsatzfrage, ob es überhaupt zu einer Bebauung am Rathausplatz kommen soll.